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Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Titel: Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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Mann blieb stehen und drehte sich um.
    »Wo soll ich sie mir ansehen?«
    »Was? Sie sind sich wohl zu fein für so ein bisschen Dreck?

    Legen Sie den Boden eben mit Zeitungspapier aus, wenn Sie Angst haben, dass Sie sich Ihren schönen weißen Kittel schmutzig machen.«
    Siri war ein außerordentlich ruhiger Mensch. Wenn er überhaupt laut wurde, dann allenfalls um einer törichten Person den Kopf zurechtzurücken. Er hielt es für seine Pflicht, denen Manieren beizubringen, deren Eltern ebendies versäumt hatten. Er holte tief Luft.
    »Sie besorgen mir jetzt einen geeigneten Raum...«
    »Kommt überhaupt nicht in Frage.«
    »... und wenn Sie mich noch einmal unterbrechen, wird Ihnen das sehr leidtun, so wahr ich hier stehe.«
    Hier prallten zwei Dickköpfe gehörig aufeinander. Die alkoholgetränkten Poren des Genossen verliehen seiner aufgedunsenen Visage die Farbe eines Gibbonhinterteils.
    »Was glauben Sie eigentlich, wer...?«
    »Sie besorgen mir einen sauberen Raum mit einem Tisch und...«
    Der Mann platzte schier vor Wut. Er zitterte am ganzen Körper. Er war es offensichtlich nicht gewohnt, dass man ihm widersprach.
    »Wissen... wissen Sie denn nicht, wer ich bin?«
    » Wer Sie sind, spielt keine Rolle. Dafür weiß ich, was Sie sind. Sie sind unhöflich. Ab sofort werde ich Ihnen sagen, was ich brauche, und Sie werden es mir besorgen. Vielleicht wissen Sie ja nicht, wer ich bin und mit wem ich jeden Tag zu Mittag esse. Ich bin der staatliche Leichenbeschauer, und als solcher verdiene ich mehr Respekt, als Sie bislang haben erkennen lassen. Und jetzt gehen Sie, und besorgen Sie mir einen Raum.«
    Siri sank auf den Bücherstapel neben den Leichen und verschränkte die Arme. Im Gesicht des Fettsacks spiegelte
sich eine Mischung aus Unentschlossenheit und Zorn, dennoch wagte Houey eine letzte Salve.
    »Das wird Ihnen noch leidtun. Ich...«
    Plötzlich sprang Siri auf und machte einen Schritt auf ihn zu. Er wollte ihm eigentlich nichts Böses, doch der Mann wähnte eine Attacke und stürzte aus dem Schuppen in den Hof. Siri stand in der Tür und sah ihm nach. Er wusste, das der Bezirksvertreter entweder mit einer geladenen Pistole oder aber einer Vollzugsmeldung zurückkehren würde. Die Anspielung auf seinen mittäglichen Mitesser hatte hoffentlich so großen Eindruck auf ihn gemacht, dass Letzteres der Fall war.
     
     
    Der Raum war eine ehemalige Küche mit einem gekachelten Betonblock in der Mitte, wie geschaffen für die Obduktion.
    Siri war allein. Die beiden Leichen waren so stark verbrannt, dass er vermutlich weder empfindliche Organe wiegen noch den Mageninhalt analysieren musste. Auch mit einem tätowierten Staatsemblem war kaum zu rechnen.
    Er kritzelte seine Beobachtungen in ein Notizbuch. Der Schädelbreite nach zu urteilen, handelte es sich um Männer. Der Geruch verriet ihm, dass sie durch ein Benzinfeuer umgekommen waren, heiß genug, um sie in kürzester Zeit zu kremieren. Beide wiesen dieselbe Körperhaltung auf, und die legte den Schluss nahe, dass sie gesessen hatten, als die Flammen sie verschlangen. Ihre Füße waren nicht mehr vorhanden.
    Interessanterweise waren Körper und Gesicht in beiden Fällen total verkohlt, während das obere Viertel des Schädels einen vergleichsweise unversehrten Anschein machte. Die Haare waren versengt, aber an ihrem Platz, und ein
rußfreier Hautstreifen zeichnete den Haaransatz der beiden Männer nach.
    Mit einem stumpfen Skalpell sondierte er die oberen Schichten, die zu einer spröden Masse aus Haut und Stoff verschmolzen waren. Da er weder ein Mikroskop noch ein Labor zur Verfügung hatte, würde er an verschiedenen Körperstellen Proben nehmen und sie in Vientiane untersuchen lassen müssen, bevor er mit Bestimmtheit sagen konnte, was er sah. Bis dahin musste er sich auf seine Nase verlassen. Verbranntes Leder roch deutlich anders als verbrannte Haut. Spuren davon fanden sich an den Beinstümpfen und den Hüften.
    Das deutete darauf hin, dass beide Männer Stiefel und Gürtel aus Leder getragen hatten. Falls er den Brandort besichtigen durfte, würde er dort vermutlich Schnallen finden, die seine Theorie bestätigten. Auch entdeckte er Spuren eines dicken synthetischen Materials, das fest mit der linken Schulter und der Brust des einen und der rechten Schulter und der Brust des anderen Mannes verschweißt war.
    Er wollte eben zur Leichenöffnung schreiten, als er von einem leisen Klopfen an der Tür gestört wurde.
    »Herein.«
    Die Tür öffnete sich

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