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Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Titel: Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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und war nach Laos gekommen, um
Dritte-Welt-Kinder aus Armut und Unwissenheit zu erretten. Wie so viele alleinstehende Frauen aus der französischen Oberschicht verfügte sie über nicht allzu viele Fähigkeiten, mit denen ungebildete laotische Kinder etwas anfangen konnten. Und so erkor sie Siri umgehend zu ihrem Lebenszweck. Er war ihr Ziehsohn, ihr Lehrling, ihre raison d’être .
    Sie bildete sich ein, dass Siri nur ihretwegen so schnell Französisch lernte. Er wurde von der Sprache magisch angezogen, wie eine Eidechse von einer Leuchtstofflampe, und nach zwei Jahren hatte er die meisten Bücher in der Tempelbibliothek verschlungen. Sie hatte ihm das Werkzeug in die Hand gegeben, aber die eigentliche Arbeit hatte er geleistet.
    Bei der Aufnahmeprüfung für das exklusive lycée erzielte er erstklassige Resultate, und seine Gönnerin übernahm bereitwillig sämtliche Kosten. Mit achtzehn hatte er alles in sich aufgesogen, was die Schule ihm zu bieten hatte, und gierte immer noch nach mehr. Madame ließ ihre Beziehungen spielen, besorgte ihm gefälschte Papiere, die ihn als Adelsspross auswiesen, und schon erhielt Siri ein Stipendium für das Medizinstudium an einer ordentlichen Pariser Universität. Dort traf, umwarb und heiratete er Boua.
    1939, Hitler hatte seine Reise nach Paris bereits gebucht, bestiegen Siri und Boua eine Maschine der eben flügge gewordenen Air France, die sie nach Bangkok brachte. Er mit seiner Approbation in der Tasche. Sie mit einem Schwesterndiplom und einem Empfehlungsschreiben der Kommunistischen Partei Frankreichs an eines ihrer Gründungsmitglieder: Ho Chi Minh.
    Kurz, durch die Armut war er zur Religion gekommen, durch die Religion zur Bildung, durch die Bildung zur Lust
und durch die Lust zum Kommunismus, der ihn wiederum in Armut gestürzt hatte. So hatte sich der Kreis geschlossen. Man hätte Doktorarbeiten darüber schreiben können.
     
     
    Durch das verkratzte Fenster sah er die Sonne, die golden auf ein halbes Dutzend Tempelstupas schien. Zwei Flüsse vereinten sich, und ein weißer Schrein lag wie ein köstliches Baiser auf dem Hügel oberhalb des Königspalasts. Das musste Luang Prabang sein.

5
    TOTAL VERKOHLT
    In einem kleinen, dunklen Schuppen hinter dem Bezirksamt von Luang Prabang lag etwas unter einem alten Fallschirm der US-Armee. Der unfreundliche Beamte schlurfte über den Lehmboden und stieß die Fensterläden auf. Die Nachmittagssonne fiel auf die graue Seide.
    »Das sind sie«, sagte er und zeigte mit dem Finger auf das Bündel. »Der Gestank ist zwar nicht mehr ganz so schlimm, trotzdem dreht sich mir immer noch der Magen um.«
    Der Mann, Genosse Houey, gehörte zu jenen Menschen, die nicht gelernt hatten, den Mund zu halten, wenn man nichts Positives zu sagen hat. Er war der hiesige Provinzfürst: der kommunistische Obermufti von Luang Prabang. Er scherte sich einen Dreck um Anstand und Manieren und nutzte die so gewonnene Zeit lieber zum Stänkern. Siri hatte für solche Leute wenig übrig.
    »Wie lange liegen sie schon hier?«
    »Zwei Tage.«
    Siri beugte sich vor und hob die von Schusslöchern durchsiebte Plane an. Darunter lagen, in Embryonalstellung und fest verkeilt, zwei verkohlte Leichen. Er blickte zu dem Fettsack,
dem die Miesepetrigkeit tiefe Furchen in die Stirn gemeißelt hatte.
    »Danke, dass Sie sich so liebevoll um sie gekümmert haben.«
    »Liebevoll? ›Was hätten Sie denn gern, Kaffee und Zimmerservice? ‹« Er lachte über seinen eigenen Sarkasmus.
    »Sie hätten sie wenigstens trennen können. Wie soll ich eine gründliche Obduktion durchführen, wenn...«
    »Umso besser. Meinetwegen können Sie sich die Obduktion schenken. Sie sind nur aus einem einzigen Grund hier. Sie sollen herausfinden, wo die Arschlöcher herkamen.«
    Siri senkte den Kopf und sah den Mann durch das Gestrüpp seiner Augenbrauen an. »Sie meinen doch nicht etwa ihre Staatsangehörigkeit?«
    »Was denn sonst? In Vientiane hat man mir gesagt, Sie wären ein Genie, das jedes Rätsel lösen kann. Da haben Sie Ihr Rätsel. Lösen Sie’s.«
    »Moment mal. So einfach ist das nicht. Woher, zum Teufel, soll ich wissen, wo sie herkamen?«
    »Sie sind der Experte.«
    »Ich kann Ihnen eventuell sagen, woran sie gestorben sind, aber...«
    »Dafür braucht man ja nun wahrhaftig kein Genie zu sein. Das sieht doch ein Blinder mit dem Krückstock. Lungenkrebs war’s jedenfalls nicht. Und jetzt zackzack.« Er machte auf dem Absatz kehrt und ging zur Tür.
    »He.«
    »Was?«
    Der

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