Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Titel: Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
Vom Netzwerk:
Eine Revolution hat mit Geisterbeschwörung nichts zu tun. Sie sind ein Opfer der Politik, nicht des Schicksals.«
    »Nennen Sie es, wie Sie wollen. Leider habe ich praktisch wenig Einfluss. Meine Anhänger haben das Land verlassen. Ich habe zwei treue Gefährten, denen ich sogar mein Leben anvertrauen würde, aber die meisten unserer Gefolgsleute haben uns so lange nach dem Munde geredet, bis unser Los besiegelt war. Wäre mein Vater noch am Leben, würde der kwun ihm einen Weg aufzeigen, Ihre Politik zu überwinden. Mich hat er im Stich gelassen. Wie man hört, wird er von Tag zu Tag schwächer. Wenn wir aus Luang Prabang vertrieben
werden, wird die Verbindung ganz abreißen. Einen Ortswechsel wird sie nicht überstehen.«
    »Na, na. Freuen Sie sich nicht zu früh. Man wird Sie höchstens für ein paar Monate ins Lager stecken, Sie mit marxistischer Propaganda füttern und dann als generalüberholten Kommunistenkönig wiederauferstehen lassen. Als leuchtendes Vorbild für die Massen.«
    »Dazu wird es nicht kommen.«
    »Aber, aber. Warum so pessimistisch?«
    »Sie haben recht. Entschuldigen Sie. Sprechen wir über angenehmere Dinge – als Gegenmittel zu den Höllenqualen, die uns dieser widerliche Farbverdünner bereitet.«
    »Gott sei Dank. Ich dachte schon, das Zeug schmeckt Ihnen wirklich.«
    »Darf ich fragen, wie es mit Ihrer Revolution vorangeht?«
    »Am Lagerfeuer im Dschungel gehen Revolutionen in aller Regel reibungsloser vonstatten als im richtigen Leben.«
    »Verzeihen Sie mir die Bemerkung, aber Sie machen mir eigentlich nicht den Eindruck eines glühenden Sozialisten.«
    »Ich kann eine gewisse Enttäuschung nicht verhehlen.«
    »Das glaube ich gern. Ich habe die mitreißende Rundfunkansprache Ihres Premierministers gehört. Ich glaube, er sagte so etwas wie ›im ersten Amtsjahr keine nennenswerten Erfolge‹. Aber irgendeine Kleinigkeit hätte sich doch gewiss finden lassen.«
    »Die Machtübernahme hat uns ziemlich kalt erwischt. Sie kam so plötzlich.«
    »Zwanzig Jahre kann man wohl kaum plötzlich nennen«, meinte der König.
    »Aber das ist es ja gerade. Das ewige Herumhocken macht einen träge und lethargisch. Nach einer Weile fragt man sich,
ob der revolutionäre Traum wohl jemals wahr wird. Und plötzlich – zack – muss man ein Land regieren. Die Pathet Lao sind auf dem Rücken eines wütenden nordvietnamesischen Drachen an die Macht in Laos gelangt.«
    »An dessen Schwanz Sie sich bis heute klammern.«
    »Stimmt. Wir sind allerdings sehr viel zahmer.«
    »Das sahen die hunderttausend Menschen, die über den Fluss geflohen sind, offenbar ein wenig anders.«
    »Die sind eher vor der Ungewissheit als vor den wahren Zuständen davongelaufen. Wir sind im Grunde ganz nett.«
    Der König nippte an seinem Whisky, und seine angewiderte Grimasse mutierte zu einem schiefen Lächeln. »Dann haben Sie die Beamten des alten Regimes also nicht in Konzentrationslager gesteckt?«
    »Ich glaube, die Partei zieht die Bezeichnung Umerziehungslager vor. Sie sind wie Ferienlager mit Stacheldraht und Zwangsarbeit. Ich weiß genau, was Sie meinen. Und einige Ihrer Bedenken teile ich durchaus. Ich halte es für ein Unding, Leute aufgrund ihrer Überzeugung einzusperren. Aber ich weiß auch, dass – zumindest in der Anfangsphase – ein gewisses Maß an Stabilität vonnöten ist. Abweichler, die das Volk gegen die Regierung aufhetzen, kann sich die Partei nicht leisten. Sie hat so schon genug Probleme.«
    »Aber...«
    »Und Sie müssen zugeben, dass Ihre Regierungsbeamten auch keine Engel waren, von Militär und Polizei gar nicht zu reden. Der Sicherheitsrat hat jede Menge Beweise für Korruption in großem Stil, bis hinauf in höchste Stellen.«
    »Auch Ihre Beamten werden nicht allzu lange brauchen, um die hohe Kunst der Bestechung zu erlernen. Der
Mensch ist nun einmal von Natur aus habgierig. Traurig, aber wahr.«
    »Sie haben ja recht. Aber in unseren Reihen gibt es viele gute, anständige Leute, denen das Wohl des Landes wirklich am Herzen liegt. Wer sich lediglich bereichern möchte, verbringt nicht freiwillig sein halbes Leben in Höhlen. In den Städten mögen sie nicht sonderlich beliebt sein, aber wir dürfen nicht vergessen, dass fünfundachtzig Prozent der Bevölkerung das Land bestellen. Bei allem Respekt, aber das alte Regime hat sich im Großen und Ganzen einen Dreck um sie geschert. Sie haben ihnen ihre Waren zu einem Bruchteil des Marktwertes abgeknöpft und keinen Finger gerührt, wenn sie

Weitere Kostenlose Bücher