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Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Titel: Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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unter Seuchen oder Dürren zu leiden hatten.«
    »Und das werden Ihre kommunistischen Brüder und Schwestern anders machen.«
    »Sie werden sich jedenfalls bemühen.«
    »Dann wollen wir Buddha dafür danken.«
    Kaum waren seine Worte verklungen, überlegte Siri, ob er wirklich glaubte, was er da gerade gesagt hatte.Viele Dschungelträume schienen zu zerplatzen, sobald sie mit der Realität in Berührung kamen. Waren die Kader erst einmal in den Städten angekommen, schlüpften sie nur allzu gern in die bequemen Schuhe des alten Regimes. Schon kursierten Gerüchte, nach denen Beamte des Landwirtschaftsministeriums Schmiergeld nahmen und Saatgutvorräte verschwinden ließen.
    Im Tempel in Savannaketh hatte Siri zur Übung eine französische Übersetzung von Farm der Tiere gelesen. Er hatte das Buch für eine Geschichte über Tiere auf einem Bauernhof gehalten. Erst als es von der Kommunistischen Partei in Paris zur kapitalistischen Propaganda erklärt wurde, las er
es noch einmal als politische Parabel. Inzwischen erkannte er einige der Viecher wieder.
    Die Zeit verging wie im Flug, und die beiden alten Männer sprachen über Orwell und Voltaire, über Engels und Guizot und landeten nach einem kleinen Abstecher zu Vailland und Césaire erst bei Simenon und schließlich bei Hergé. Da der Schnaps langsam, aber sicher seine Wirkung tat, entfernten sie sich wohlweislich immer weiter von der Politik.
    In einem letzten Anfall von nüchterner Klarheit kamen Siri und der König auf die glorreiche Idee, Wilaiwans tödliches Gebräu mit dem Saft einiger leckerer Früchte aus dem Obstgarten zu mischen. Das Resultat war ein idealer Aperitif zu Fisch und Reis und das perfekte Mittel gegen Trübsinn und Verzweiflung.
    Als die Whiskyflaschen leer waren, lagen die beiden Männer Seite an Seite auf einer Matte aus weichem Gras, erschöpft von einem letzten Lachanfall, beflügelt von Gesprächen über Literatur und Musik, in Frieden und eins mit den duftenden Früchten. Siris Blick fiel auf die Grille auf der Schulter des Königs, und wie der alte Regent sank er langsam in Schlaf.
     
    Da die Geister in den Bäumen wohnten und die Früchte an den Bäumen wuchsen und Siri diese Früchte nun in sich hatte, verwunderte es kaum, dass sein Schlaf erfüllt war von den lichten Farben eines eindrucksvollen Traums.
    Es war Tag. Er war im Obstgarten, und der Obstgarten war riesig. Die Bäume reckten sich bis in den Himmel. Die Baumgeister waren überall; sie tanzten, sangen und verlustierten sich. Es war eine zum Leben erweckte Szene von Hieronymus Bosch, ähnlich der, die er in einer Ausstellung
im Pariser Louvre gesehen hatte. Eigentlich war es sogar genau dieselbe Szene, mit dem kleinen Unterschied, dass sämtliche Figuren Laoten waren. Und nicht ganz so nackt.
    Männliche Engel jonglierten mit reifen Orangen, den Brüsten der Nymphen, die sie durch Zurufe zu immer neuen Bravourstücken anfeuerten. Die große alte Witwe Tani saß am Fuße eines prächtigen gelben Bananenbaums und griff in die Saiten ihrer laotischen Harfe. Stachelbeerelfen vollführten Kunstflüge. Flüsterkobolde wanderten von einem Geist zum anderen, weissagten ihnen die Zukunft und wurden dafür mit Sternfrüchten belohnt.
    Siri und der König saßen im Schneidersitz unter einem Maulbeerfeigenbaum und ergötzten sich an dem opulenten Schauspiel. Banyanbaumengel standen hinter ihnen Wache. Seine Majestät trug seine weiße Paradeuniform, und Orden schimmerten wie Schätze an seiner stolzgeschwellten Brust. Einen Schritt hinter ihm stand ein Lakai, von dessen spitzem Kinn ein struppiger grauer Bart baumelte.
    Zikaden sangen mehrstimmig im Chor. Bunte Schmetterlinge kreisten in so dichten Schwärmen, dass sie die Farbe des Himmels nach Belieben verändern konnten. Der Lakai verkündete die Ankunft der Gäste, und der König blickte Siri fragend an. Der Doktor zog die Augenbraue hoch und winkte zustimmend. Diese Geste kannte er von dem kahlköpfigen König in dem Hollywoodfilm, der Siam beleidigt und die Pathet Lao deshalb über die Maßen begeistert hatte.
    »Undsoweiter, undsoweiter, undsoweiter«, sagte er, denn das war die einzige Dialogzeile aus besagtem Film, an die er sich erinnern konnte.
    Der Lakai kehrte mit zwei drollig hoppelnden Piloten zurück, die ihre teuren Lederstiefel mangels Füßen unter dem
Arm trugen. Sie waren Laoten und grüßten den König in höfischer Sprache.
    »Majestät, wir werden es ein zweites Mal versuchen.«
    »Man hat uns ans Messer

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