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Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Titel: Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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Freund«, begrüßte Siri ihn schon von Weitem.
    »Willkommen zurück.«

    Siri stellte sein CARE-Paket vor dem Alten auf die Erde, und die Flaschen stießen klirrend aneinander, als er sie aus der Tüte zog.
    »Das sollte den Schmerz über den Abschied von Ihren treuen Freunden ein wenig lindern, was?«
    Kichernd drehte er sich zu dem Alten um. Eigentlich hatte er ihm die Hand schütteln wollen, um ihre Freundschaft zu erneuern. Doch als er einen Schritt beiseitetrat, erhellte der Flammenschein die schweren Lider des Gärtners. Siri erstarrte. Sein ungläubiges Entsetzen war ihm ohne Zweifel deutlich anzusehen.
    Der Feuerschein fiel auf das breite, rundliche Gesicht des Alten. Langsam verzog er den Mund zu einem Grinsen, das zwei ebenmäßige Zahnreihen entblößte. Obwohl Siri das Gesicht noch nie in natura gesehen hatte, kannte er es nur zu gut. Er kannte es aus den 8-mm-Filmen, die er sich in den Höhlen von Houaphan hatte anschauen müssen, begleitet vom Gejohle und Gelächter der Genossen. Er kannte es, weil er es zusammengefaltet in seiner Tasche bei sich getragen hatte. Und er kannte es von den Propagandaplakaten, die ihnen bei unzähligen politischen Seminaren als Hassobjekte gedient hatten.
    Der Mann grinste noch immer. »Ich bekomme hoffentlich trotzdem etwas zu trinken.«
    »Mit Dom Perignon kann ich leider nicht dienen.«
    »Gott sei Dank.«
    Der König, der nun seit fast zwei Jahren arbeitslos war, beugte sich vor, um die Hand zu ergreifen, die Siri ihm ungeschickt hinstreckte. »Mein Name ist...«
    »Ja. Ich weiß. Meine Herren! So was gibt’s nicht alle Tage. Ich bin Siri, Siri Paiboun. Muss ich jetzt... ich weiß auch nicht... einen Hofknicks machen?«

    »Damit wäre wohl weder mir noch Ihnen gedient. Um Himmels willen, setzen Sie sich, und schenken Sie ein.«
    Siri tat wie geheißen, konnte sich ein Lachen über die absurde Situation jedoch nicht verkneifen. Er goss den Whisky in zwei Kokosschalenhälften und reichte dem alten Mann eine davon.
    »Was machen Sie eigentlich hier?«, fragte Siri. »Meinen Bäumen Lebewohl sagen, wie Sie ganz richtig bemerkt haben. Der Garten wird mir am meisten fehlen. Zum Wohl.«
    Er prostete seinem Gast zu und nahm einen kräftigen Schluck. Der Selbstgebrannte roch erbärmlich, aber der König ließ sich nichts anmerken.
    »Zum Wohl.« Siri trank und zuckte zusammen. »Igitt. Wenn wir damit fertig sind, pissen wir Unkrautvernichter pur.«
    Beide lachten.
    »Was führt Sie hierher, Genosse Siri?«
    »Ein mysteriöser Notfall. Mangels geeigneterer Kandidaten hat man mich zum staatlichen Leichenbeschauer ernannt. Ich sollte die verkohlten Überreste zweier Piloten identifizieren. Dem hiesigen Parteichef wäre es wohl am liebsten gewesen, wenn ich ihm Name und Anschrift der beiden hätte nennen können. Leider war er nicht bereit, mir auch nur den geringsten Anhaltspunkt zu geben.«
    »Sie werden vermutlich feststellen, dass es sich um laotische Royalisten handelt.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Vorgestern hat man versucht, meine Familie und mich außer Landes zu fliegen. Einer der Hubschrauber wurde abgeschossen. Ich nehme an, Ihre beiden Piloten stammen aus dieser Maschine. Die LVBA möchte ihnen wahrscheinlich
Verbindungen zur alten Königlich-Laotischen Regierung nachweisen. Der Helikopter ist auf dem Gelände des That-Luang-Tempels abgestürzt. Es kann sicher nicht schaden, wenn Sie sich dort ein wenig umsehen.«
    »Und darum müssen Sie das Land verlassen?«
    »Ich soll an einen Ort gebracht werden, der von Thailand aus nicht so leicht zugänglich ist.«
    »Sie nehmen das anscheinend sehr gelassen.«
    »Ich habe mich damit abgefunden. Diese Entwicklung hat sich schon länger abgezeichnet.«
    »Nach der Abdankung?«
    »Nein, schon sehr viel früher, fürchte ich. Unser Geschlecht hat seinen kwun verloren.«
    Selbst der überzeugte Agnostiker Siri war ob dieser Aussage zutiefst entsetzt. Nach laotischer Tradition besaßen alle lebenden Wesen einen kwun : eine Mischung aus Seele und Geist. Ein Mensch hatte angeblich zweiunddreißig kwun . In Zeiten des Unglücks können manche kwun die Flucht ergreifen, und dann ruft man Schamanen zu Hilfe, die sie zur Rückkehr bewegen sollen. Nur bei einer schweren Krankheit oder im Todesfall verlässt der kwun seinen Wirt ganz.
    Siri betrachtete die Handgelenke des alten Mannes, um die sich ungesponnene weiße Fäden schlangen. Um den kwun zur Rückkehr zu ermuntern, war es Sitte, die Handgelenke des Betroffenen mit Fäden zu

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