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Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Titel: Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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sich der kwun bisweilen in Gestalt einer Grille. Wenn das stimmte, hatte der König recht behalten: Der kwun hatte ihn verlassen.

8
    999 999 ELEFANTEN
    Siri verabschiedete sich von seiner Schwägerin und ihrem Mann, die schon auf dem Reisfeld schufteten. Sie leisteten ihren Beitrag für die Kooperative, die ihnen großzügig gestattete, eine winzige Parzelle des Landes zu bestellen, das ihnen einst gehört hatte. Wilaiwan hatte das Land zum Lohn für ihre Dienste als Hoftänzerin geschenkt bekommen. Das königliche Siegel auf der Urkunde war inzwischen ebenso wertlos wie ihre bürgerliche Kunst.
    »Danke, dass du meine Schwester geliebt hast«, sagte sie und schob sich den flachen, runden Hut in den Nacken. Sie fragte ihn nicht, wo er die Nacht verbracht hatte. Sie hatte gelernt, nicht allzu viele Fragen zu stellen, und das galt auch für Verwandte. Er hatte beschlossen, ihr seine Begegnung mit dem König zu verschweigen. Als eingefleischter Monarchistin hätte ihr der Verlust des königlichen kwun das Herz gebrochen.
    »Es war mir ein aufrichtiges Vergnügen.«
    »Ich bin froh, dass sie dich hatte.«
    »Wan, mir macht ein kleines Rätsel zu schaffen.«
    »Ich bezweifle, dass ich dir bei den Rätseln helfen kann, mit denen du dich beschäftigst.«

    »Da habe ich nun wieder meine Zweifel. In Vientiane steht eine Teakholztruhe mit königlichem Siegel. Sie ist etwa so groß wie ein Kindersarg. Sie hat kein Schloss und keine Griffe und lässt sich allem Anschein nach nicht öffnen. Ich habe das Gefühl, es steckt eine gewaltige Kraft darin.«
    »In Vientiane gibt es doch bestimmt jede Menge geraubter Truhen aus dem Schatz des Königs.« Sie biss sich auf die Zunge.
    »Mir sind Gesichter erschienen«, fuhr er fort, »weiße, emotionslose Gesichter, dick geschminkt und mit aufwändigem Kopfschmuck. Außerdem scheint es eine Verbindung zu Tabaksrauch und Alkohol zu geben.« Ihre Miene verriet, dass sie etwas wusste. »Sagt dir das irgendetwas?«
    »In Luang Prabang, in der Kitsalat Road unweit des Palasts, wohnt ein Mann namens Inthanet. Wende dich an ihn. Vielleicht kann er dir weiterhelfen.«
     
     
    Die Sonne brannte sich rasch durch den Morgennebel, der über dem Fluß und den umliegenden Hügeln hing. Das Pony war noch immer an der Vordertreppe des Hauses festgemacht, doch da Siris schmerzende Lenden den gestrigen Ritt noch nicht verwunden hatten, zog er es vor, den größten Teil des Weges zu Fuß zurückzulegen statt auf dem Rücken des erleichterten kleinen Pferdes.
    Als sie schließlich in Luang Prabang ankamen, brachte er Fräulein Latsamys Bruder das Pony zurück und bedankte sich für die Gefälligkeit, indem er ihm ein Furunkel an der Schulter aufstach und verband. Er musste sich hin und wieder ins Gedächtnis rufen, dass er nach wie vor imstande war, die Probleme der Lebenden zu lösen.
    Er ging die Photisalat Road entlang, vorbei an gedrungenen zweistöckigen Häusern, die aussahen wie eine Reihe
unterschiedlich großer, in ein Bibliotheksregal gequetschter Bücher mit lehmbraunen, staubgelben oder grünen Umschlägen. Als er einer alten Frau auf einem Balkon im ersten Stock zuzwinkerte, verzog sie ihre betelroten Lippen zu einem blutigen Lächeln.
    Vor dem alten Königspalast, den man dem Staat widerwillig als Museum übereignet hatte, blieb er einen Augenblick stehen. Die üppigen Palmen links und rechts der ungeteerten Auffahrt standen noch immer stramm in Reih und Glied. Über dem Portal hob sich dasselbe königliche Emblem, das auch die Truhe im Informationsministerium zierte, als goldenes Relief gegen die rote Mauer ab. Zwar war es teilweise hinter der neuen Nationalflagge verschwunden, schien bislang jedoch unversehrt. Er fragte sich, wo sein Freund, der Gärtner, jetzt wohl stecken mochte und ob er seinen Palast je wieder von innen sehen würde.
    Er wollte Herrn Inthanet aufsuchen, aber das hatte noch ein wenig Zeit. Er ließ das bescheidene Zentrum hinter sich, und nach und nach machten die Häuser Bäumen Platz. Er hielt zwei Mönche mit braunen Wollmützen an und fragte sie nach dem Weg zum That-Luang-Tempel. Da müsse er bei diesem Baum links und an jenem Busch rechts abbiegen. Alle Straßenschilder aus der Zeit der Monarchie hatte man entfernt.
    Als er vor der weiß getünchten Mauer rings um den kleinen Tempel ankam, trat ihm ein bewaffneter Wächter in den Weg und machte eine abweisende Handbewegung.
    »Der Tempel ist geschlossen, Genosse.«
    »Ja, ich weiß«, erwiderte Siri forsch. »Ich

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