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Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Titel: Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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Sie noch heute Abend in die Stadt zurück?«
    »Warum fragen Sie?«
    »Ich muss zum Abendessen zu meiner Schwägerin. Aber ich würde sehr gern Ihre Geschichten hören. Sie können nicht zufällig über Nacht hierbleiben und erst morgen zurückfahren?«
    »Da wären ziemlich viele Leute ziemlich sauer«, sagte der Alte lachend. »Aber warum eigentlich nicht? Sollen sie mir doch den Buckel runterrutschen.«
    Er stand noch immer unter seinem Orangendach.
    »Sehr gut. Passen Sie auf. Ich will versuchen, Ihnen etwas zu essen zu besorgen. Sie haben doch bestimmt Hunger. Vielleicht eine Flasche Reiswhisky? Was halten Sie davon?«
    Die Schere verstummte. »Das ist sehr freundlich von Ihnen.
Wirklich sehr freundlich. Ich bin hier. Sie brauchen bloß dem Feuer nachzugehen.«
    Die Hand des Gärtners schnellte zwischen den Blättern hervor, als gehörte sie dem Baum. Um das weiße Handgelenk schloss sich ein dickes Knäuel geknüpfter Schnüre. Von den Mühen des Tages war die Hand mit Blasen übersät. Als Siri einschlug, wurde ihm mit einem Mal ganz schwer ums Herz. Dieser Mann hatte alle Hoffnung fahren lassen. Da konnte ein wenig Aufheiterung nicht schaden.
     
     
     
    Ende einer Frauenfunktionärin
     
    Während Siri durch das Dorf zu Wilaiwans Häuschen zurückging, radelte die Grundschullehrerin Chamnee die Khouvieng Road entlang. Die alten Stierhodenbäume, die sich über die Fahrbahn neigten, verdunkelten den Mond. Da die Straße nicht beleuchtet war, war sie allein an ihrer weißen Bluse auszumachen.
    Sie fuhr nur ungern im Dunkeln, aber mittwochs tagte ihr Kreis der Laotischen Frauenunion. Dem konnte sie unmöglich fernbleiben. Die Fahrt machte ihr Angst. Bisweilen tauchten die Scheinwerfer eines Autos sie sekundenlang in grelles Licht, bevor alles von Neuem in tiefer Finsternis versank.
    Mit müden Augen hielt sie angestrengt nach Schlaglöchern und Wurzeln Ausschau. Es war schon einige Minuten her, dass das letzte Auto an ihr vorbeigefahren war, und die Straße war so düster, dass sie es vorzog, abzusteigen und das Rad zu schieben. In der unheimlichen Stille war das Quietschen ihres Vorderrades ihr einziger Trost.
    Da hörte sie das andere Geräusch. Es schien aus den
Frangipanibüschen hinter ihr zu kommen. Sie blieb einen Augenblick stehen und lauschte. Es war ein tiefes, anhaltendes Knurren, eine Art angestrengtes Schnarchen. Sie nahm an, dass es von einem Hund stammte, und fragte sich, ob er verwundet war. Zwar war sie noch nie von einem Hund angegriffen worden, doch dieser Laut war ihr nicht geheuer. Er flößte ihr solche Furcht ein, dass sie wieder auf ihr Rad stieg.
    Plötzlich raschelte es im Gebüsch, ein Zweig knackte, und sie trat fest und etwas zu hastig in die Pedale, um möglichst rasch von der Stelle zu kommen. Doch ihr enger phasin schränkte ihre Bewegungsfreiheit ein, und ihr Schuh glitt vom Pedal. Das Rad scherte nach rechts aus und geriet in eine tiefe Furche. Sie verlor das Gleichgewicht und kippte zur Seite.
    Da sie den Sturz nicht mehr aufhalten konnte, knallte sie samt Fahrrad auf die harte Erde. Sie hielt den Atem an und horchte auf das Knurren. Sie starrte in den Schatten ringsumher. Nichts regte sich. Nirgends ein Geräusch. Sie lachte laut über ihr albernes Benehmen.
    Sie befreite sich von ihrem Fahrrad und wollte eben aufstehen, als die Bestie über sie herfiel. Der mächtige erste Biss ließ ihren Schrei verstummen. Im Nu war ihre weiße Bluse blutgetränkt. Nach knapp dreißig Sekunden war sie tot.

7
    GARTEN DER LÜSTE
    Zwei Stunden später kehrte Siri in den Obstgarten zurück. Seine Gastgeber bekamen nur selten Besuch und gingen gewöhnlich früh zu Bett. In seiner Tüte hatte er zwei Flaschen erdigen Reiswhisky, die Reste der Flussfische und eine Schüssel Klebreis: eine angemessene letzte Mahlzeit für einen Mann, dem sein Beruf Berufung war.
    Das Mondlicht lotste ihn durch das Dunkel wie der Strahl eines Leuchtturms ein in fremden Gewässern segelndes Schiff. Er ging durch den Obsthain und atmete den süßen Nachtduft der reifen Früchte. Selbst ein Blinder hätte jeden Baum sofort erkannt.
    Der Gärtner hatte seine sinnlose Arbeit aufgegeben und saß zwischen Siri und einem lodernden Feuer. Neben ihm türmte sich ein Haufen abgeschnittener Zweige, und der Rauch roch nach dem Holz der Bäume, von denen sie stammten. Der Mann wirkte ein wenig gedrungener und untersetzter als am Nachmittag. Leicht vornübergebeugt saß er da und starrte in die Flammen.
    »Wohlsein, mein

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