Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Titel: Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
Vom Netzwerk:
weiß Gott nicht leicht gehabt hatte, war er ein fröhlicher Mensch, der sein Amt und die Verhältnisse nicht allzu ernst nahm. Er besaß die Geistesgegenwart, etwaigen Katastrophen mit laotischer Gelassenheit entgegenzusehen. Diese Einstellung war seinen eher humorlosen Parteigenossen ein Dorn im Auge. Viele fragten sich, ob er sich überhaupt für irgendetwas interessierte, dabei lagen ihm die meisten Dinge in Wahrheit sehr am Herzen.
    »Das Innenministerium denkt ohnehin, ich hätte ein paar Schrauben locker.Wenn ich anfange, sämtliche wilden Streuner in der Stadt zum Abschuss freizugeben, stecken sie mich umgehend in eine Zwangsjacke. Zumal ich mich dabei einzig und allein auf das Wort eines sowjetischen Zirkusdompteurs berufen kann.«

    Er sah Dtui an, dass ihr die Geschichte naheging.
    »Keine Sorge. Die Scharfschützen unserer Armee taugen nicht viel. Sie schießen vermutlich sowieso daneben.«
    »Ihnen kommt das alles wahrscheinlich furchtbar albern vor, aber Dr. Siri und ich haben den Verdacht selbst auf den Bären gelenkt. Ich könnte keine Nacht mehr ruhig schlafen, wenn ich wüsste, dass er auf unser Betreiben hin erschossen worden ist.«
    »Wann kommt Ihr Chef zurück?«
    »Ich hole ihn gleich in Wattay ab. Er hat einen Linienflug ergattert, was er vermutlich Ihnen zu verdanken hat.«
    »Alles eine Frage der richtigen Beziehungen. Gehört es in der Pathologie neuerdings zum Service, Siri vom Flughafen abzuholen? Oder fehlt er Ihnen so sehr?«
    »Er hat angerufen. Ich soll mich um einen Gast kümmern. Er bringt jemanden mit, wollte mir aber nicht verraten, wen.«
    »Das kann ja heiter werden.«
    Es klopfte an der Tür, und einer der beiden Berater steckte den Kopf hindurch.
    »Er ist hier, Genosse.«
    »Ist gut.«
    Civilai geleitete Dtui aus dem Zimmer. Im Wartebereich saß ein pausbäckiger Mann, der wie ein Chinese aussah und sich mit einem Papierfächer Luft zuwedelte, zwischen zwei stark schwitzenden Anzugträgern. Sein lockiges Haar erinnerte an ein Büschel schwarzer Trauben. Wie sein hautenger Safarianzug anschaulich belegte, war er unziemlich in die Breite gegangen.
    Civilai trat vor ihn hin und schüttelte ihm die Hand. Der Mann starrte ihn durch seine altmodische Brille an, machte sich aber nicht die Mühe aufzustehen.

    »Genosse Kim, wie schön, dass wir uns wiedersehen«, sagte Civilai mit hörbar gebremstem Enthusiasmus.
    Eines der beiden feuchten Hemden übersetzte, doch statt einer Antwort nickte der Mann nur. Civilai zerrte Dtui neben sich.
    »Das ist Schwester Dtui. Sie ist eine tapfere Soldatin im revolutionären Kampf zur Heilung der Kranken und schuftet Tag und Nacht, um unser kleines, aber florierendes Proletariat zu hegen und zu pflegen, damit es der Sache des bla, bla, bla undsoweiter, undsoweiter. Sie kennen den Text«, sagte er zu einem seiner Koreanisch sprechenden Berater, der erst kürzlich aus Pjöngjang zurückgekommen war. »Schwafeln Sie einfach weiter, bis ich wieder da bin.«
    Er bedachte den Besucher mit einem Lächeln und brachte Dtui zur Tür.
    »Wer war das?«
    »Der Sekretär der nordkoreanischen Arbeiterpartei. Der nächste Präsident. Sohn von Präsident Kim alias ›Gott Vater‹ oder ›leibhaftiger Gott‹. Ich soll den Wonneproppen bei Laune halten, solange er in der Stadt ist.«
    »Das klingt aber nicht sonderlich begeistert.«
    »Ach ja? Wenn Sie wüssten, was für kulturelle Genüsse der Knabe unterhaltsam findet, würde sich auch Ihre Begeisterung in Grenzen halten.«
    »Eins kann ich Ihnen garantieren, Onkel.«
    »Nämlich?«
    »Wenn er nicht der Sohn eines leibhaftigen Gottes wäre, würden ihn die Frauen nicht mit dem Gesäß betrachten.«
     
     
    Am späten Nachmittag holperte die Antonow An-12 über die Landebahn des Flughafens Wattay und kam schliddernd zum Stehen. Voriges Jahr war die Air Lao auf – den wahrscheinlich
einzigen nennenswerten – Beschluss des Verkehrs- und Luftfahrtministeriums zu Lao Aviation mutiert. Leider beschränkten sich die damit verbundenen Investitionen auf ein paar Töpfe Farbe. Bei Turbulenzen löste sich nach wie vor die eine oder andere Schraube, und die Fluggäste verschwanden nach wie vor im dichten Nebel der Klimaanlage, vorausgesetzt sie funktionierte.
    Die Maschine stand schnurrend vor Stolz etwa achtzig Meter vom Ankunftsschuppen entfernt auf der Rollbahn, sodass die Passagiere ihr Gepäck eigenhändig über den weichen Asphalt schleppen mussten. Siris reichlich wirren Anweisungen entsprechend hatte Dtui ein

Weitere Kostenlose Bücher