Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth
Krawatte nahm an, dass Siri sich zu Kumron setzen wollte, und schleifte einen zweiten Stuhl an dessen Tisch.
»Bitte«, sagte der Kellner, doch Siri blieb stehen. Der junge Mann zog sich in die Küche zurück.
»Die Nacht vom zehnten auf den elften habe ich mit einem gemeinsamen Freund in einem Obstgarten in Pakxong verbracht.«
»Verstehe. Wollen Sie sich nicht doch zu mir setzen?«
»Nein.Wir haben über alles Mögliche gesprochen. Ich war erstaunt, mit welcher Nachsicht er die Machenschaften der Pathet Lao zu betrachten schien. Er nahm es den hiesigen
Kadern offenbar nicht einmal übel, dass sie ihn aus seinem Palast vertrieben hatten. Nur einem einzigen Menschen …«
»Guter Mann, falls es sich um ein vertrauliches Gespräch handelt, wäre es mir lieb, wenn wir uns woanders weiterunterhalten könnten. Darf ich Sie vielleicht zu einem Bier einladen?«
Er sah jetzt nicht mehr in Siris grüne Augen, die ihn mit starrem Blick durchbohrten.
»Nein. Ich bin gleich fertig.«
Und jetzt folgte die Lüge, die den Vernichter hoffentlich vernichten würde.
»Er sagte, nur einem Menschen könne er beim besten Willen nicht vergeben.«
Obwohl er keine Miene verzog, wich die Farbe aus Kumrons Gesicht wie Whisky aus einer umgestürzten Flasche.
»Sie haben ihn verraten.«
»Ich weiß nicht, wer Sie sind, und was Sie von mir wollen.«
Seine Stimme bebte. Der jähe Vorwurf hatte ihn kalt erwischt. Siri hatte ihm keine Zeit gelassen, sich zu sammeln. Es war, als ob der König höchstpersönlich vor ihm stünde und ihn des Verrats bezichtigte.
»Sie waren sich Ihrer Sache so sicher, dass Sie glaubten, es würde Ihnen niemand auf die Schliche kommen, Genosse Kumron. Sie glaubten, als sein engster Vertrauter seien Sie über jeden Verdacht erhaben. Er hielt Sie für einen Freund. Wie seine Familie habe auch ich nichts als Verachtung für Sie übrig.«
»Ich...«
Kumron konnte sich nicht wehren, weil er wusste, dass er erledigt war. Siri kam um den Tisch herum und beugte sich zu ihm hinunter.
»Ich habe Sie gefragt, ob Sie an Geister glauben, weil ich nicht den geringsten Zweifel habe, dass die verbliebenen königlichen Geister Sie früher oder später zur Strecke bringen werden. Ich nehme an, Sie sind mit ihrer Macht vertraut.«
Und zum krönenden Abschluss: »Wenn nicht, werden Prinz Phetsarath und ich schon dafür sorgen.«
Er ging hinaus.
Eigentlich hatte er »Wir haben nämlich beide dreiunddreißig Zähne« hinzusetzen wollen, aber erstens war er sich da nicht ganz sicher, und zweitens hatte er schon genug Unheil gestiftet. Durch das Fenster des Speisesaals sah er den Mann zusammengesunken auf seinem Stuhl sitzen, nur noch ein Schatten des erfolgsverwöhnten Würdenträgers, der er eben noch gewesen war. Dieser alte Mann würde nun die doppelte Last von Schuld und Rache schultern müssen. Siri hatte einen kleinen Sieg für die Loyalität errungen, und er widmete diesen Triumph seinem Freund, dem Gärtner. Er wusste nicht, ob der König wusste, dass Kumron seinen Sturz betrieben hatte, aber das spielte eigentlich auch keine Rolle. Eine gute Lüge am rechten Ort kann manchmal wahre Wunder wirken.
Dtui saß bereits seit einer Stunde vor dem Büro des Politbüromitglieds. Sie hatte keinen Termin mit Civilai vereinbart. Das war in Laos auch nicht üblich. Termine wurden nur selten eingehalten. Sie wusste, dass er sie früher oder später empfangen würde, und wider Erwarten wurde ihre Geduld schon bald belohnt. Flankiert von zwei diensteifrigen Männern, die noch nervöser wirkten als ihr Chef, kam Civilai den Flur entlang.
»Schwester Dtui«, sagte er. »Sie erhellen meinen Tag mit Ihrem Lächeln.«
»Genosse Civilai, kann ich Sie kurz sprechen?«
Die beiden Berater protestierten.
»Gewiss doch. Wie ich höre, ist jemand anderes auf dem Weg zu mir, aber Sie gehen selbstverständlich vor.«
In seinem Büro erzählte Dtui ihm von der Unterredung mit Ivanic.
»Meinen Sie«, schloss sie, »wir können den Schießbefehl zurücknehmen? Ich mache mir schreckliche Sorgen um den armen Bären.«
»Dtui, Liebchen, haben Sie vergessen, wo wir hier sind? Es ist ja schon schwierig genug, auch nur die einfachsten Dinge in die Wege zu leiten. Sie rückgängig zu machen, ist hingegen so gut wie unmöglich. Ist der Befehl erst mal bis zum schießwütigen Fußvolk durchgedrungen, ist es mit Sicherheit zu spät.«
»Können wir aus der Bären- nicht einfach eine Tigerjagd machen?«
Civilai lachte. Obwohl er es im Leben
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