Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Titel: Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
Vom Netzwerk:
Verhältnisse, erstaunlich flapsig.
    »Schuld hin oder her, du bist nun mal ein Repräsentant der Partei. Wie konntest du so etwas nur tun?«
    Siri wischte sich Chilisauce vom Kinn.
    »Da kann man mal sehen. Was ist eigentlich aus der guten alten Unschuldsvermutung geworden? Gott sei Dank werde ich nicht vor ein Gericht von meinesgleichen gestellt. Ihr würdet mich glatt an den Galgen bringen.«
    »Dann sag, dass du es nicht getan hast.«
    »Ich verweigere die Aussage, bis ich mit meinem Anwalt gesprochen habe.«
    »Du hast keinen Anwalt. Im Übrigen bezweifle ich, dass es in Laos überhaupt noch Anwälte gibt.Wie man hört, sind sie recht gute Schwimmer.«
    »Was ist mit dir? Du hast doch Jura studiert.«
    »Ich werde den Teufel tun, dich zu vertreten. Für mich bist du genauso schuldig wie Richard Nixon.«
    Dtui konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. Siri beachtete sie nicht.
    »Was du glaubst, spielt keine Rolle«, sagte er. »Du brauchst sie bloß zu überzeugen.«
    »Siri, in zwei Stunden wirst du dem Richter vorgeführt. Wie du dich vielleicht entsinnst, hast du dich bei dem Genossen Haeng im letzten halben Jahr nicht sonderlich beliebt
gemacht. Du hast praktisch keine Gelegenheit ausgelassen, ihm gehörig auf die Nerven zu gehen. Und du musst dich gegen Vorwürfe verteidigen, die dir eine lebenslange Haftstrafe in Don Thao einbringen könnten. Ich finde, es wird langsam Zeit, dass du die Sache ernst nimmst.«
    »Hört, hört«, bekräftigte Dtui.
    Siri löschte das Chilifeuer in seiner Brust mit einem Schluck von Dtuis frisch gepresstem Saft.
    »Ah, Dtui. Niemand presst Guaven aus wie Ihre Mutter.«
    »Siri!«
    »Nur die Ruhe, Bruder. Die können mir gar nichts. Und selbst wenn, brauche ich sie bloß auf den Januar 1976 hinzuweisen.«
    »Warum?«
    »Weil dein Revolutionärer Rat damals sämtliche Bücher hat verbrennen lassen. Und eines dieser Bücher war zufällig unsere Verfassung. Mit der auch sämtliche Gesetze in Rauch aufgegangen sind. Schon vergessen?«
    Phosy fühlte sich verpflichtet, den Doktor aufzuklären. Als Polizist kannte er sich mit Rechtsbeugung nur zu gut aus.
    »Genosse, lassen wir die Gesetze mal einen Augenblick beiseite und stellen uns stattdessen vor, Sie wären den Leuten, die dieses Land regieren, mächtig an den Karren gefahren. Nehmen wir an, diese Leute könnten Sie nach Gutdünken bestrafen. Was ist, wenn sie zu dem Schluss gelangen, dass es falsch wäre, Ihnen Straffreiheit zu gewähren, weil alle anderen Bürger daraus eventuell das Recht ableiten können, zu tun und zu lassen, was sie wollen? Dass wir keine Gesetze haben, wirkt sich zu deren Gunsten aus. Sie können mit Ihnen machen, was sie möchten.«

    »Ihr haltet mich also immer noch für schuldig.«
    »Ich nicht«, sprang Dtui ihm zur Seite.
    »Danke.«
     
     
    Prozesse waren in der Demokratischen Volksrepublik Laos eine Seltenheit. Um Ausschreitungen zu vermeiden, fand Siris Anhörung hinter verschlossenen Türen statt. Außer der Polizei und dem Justizministerium wusste niemand davon. Negativschlagzeilen über Parteimitglieder suchte man in der Siang Pasason vergebens.
    Da es sich lediglich um eine Anhörung handelte, wurde sie in der Kantine des Justizministeriums durchgeführt. Um eine authentische Gerichtssaalatmosphäre zu schaffen, hatte man die Tische entsprechend umgestellt. Richter Haeng saß, in einem hübschen rosa Hemd mit Kragenknöpfen, allein am vorderen Tisch.
    Der Anklagevertreter, ein junger Mann namens Sounieng, und der Hauptzeuge hatten an einem zweiten Tisch zur Linken des Richters Platz genommen. Die kleine Gruppe offizieller Beobachter, darunter auch Civilai und Phosy, saß ihnen auf Stühlen gegenüber.
    Der Kläger, der unermüdlich auf eine gerichtliche Untersuchung des vorliegenden Falls gedrungen hatte, war Siris schweigsamer Nachbar Soth, der korrupte Beamte aus Oudomxai. Er starrte den Angeklagten finster an und kaute auf einem abgebrochenen Zahnstocher herum, der zwischen seinen gefletschten grauen Zähnen steckte.
    Eins musste man Haeng zugutehalten: Obwohl er bislang nichts Bedeutenderes als Scheidungen und Familienstreitigkeiten verhandelt hatte und mit dieser Sache eindeutig überfordert war, beherrschte er die Formelsprache aus dem Effeff und wahrte souverän die Ordnung.

    Alles hing von der Aussage des einzigen Zeugen ab. Haeng forderte ihn auf, in eigenen Worten zu schildern, was er in der Nacht vom neunten auf den zehnten gesehen hatte. Soth betrachtete den Ausgang des

Weitere Kostenlose Bücher