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Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Titel: Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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erschöpfter Fahrradtaxichauffeure saß schwitzend unter den grauen Blättern eines Flammenbaums.
    »Wohlsein«, sagte Siri.
    »Wohlsein, Onkel«, grüßten sie zurück. Sie hatten gesehen, dass er mit dem Motorrad gekommen war, und wussten, dass sie nicht auf eine Fuhre zu hoffen brauchten.
    »Heiß heute, was?«
    »Verdammt heiß.«
    »Erinnert sich einer von Ihnen vielleicht, ob er heute Morgen eine Krankenschwester gefahren hat? So gegen neun?«
    »Ja«, sagte ein junger Mann, unter dessen nackter Brust sich jede Rippe einzeln abzeichnete. »So’ne Dicke? Die hab ich mitgenommen.«
    »Wissen Sie auch noch, wohin?«
    »Raus nach Silver City, Onkel. An so’nem Tag wie heute ist das die reinste Quälerei.«
    »Danke.«

    Siri war auf dem Weg zu seinem Motorrad, als er zufällig über die Straße schaute. In der flirrenden Hitze, die vom Trottoir aufstieg, saß Saloop, und seine lange Zunge hing ihm aus dem Maul.
    »Saloop?«, sagte Siri. »Was machst du denn hier?«
    Er musste an die alten Schwarzweißfilme mit Lassie denken, die er im Pariser Le Ciné gesehen hatte. Vielleicht war sein Hund gekommen, um ihn zu warnen, weil zu Hause Gefahr lauerte. Er konnte sich beim besten Willen nicht erklären, wie er ihn hier gefunden hatte. Siri wartete, bis ein alter vietnamesischer Lastwagen vorbeigezuckelt war, und wollte dann über die Straße gehen. Doch als das Vehikel die Fahrbahn schließlich freigemacht und sich die schwarze, nach Teer stinkende Abgaswolke verzogen hatte, war Saloop verschwunden.
    »Ich werde diesen Hund wohl nie verstehen«, brummte Siri.

Wärmer
    Bevor er nach Silver City fuhr, schaute Siri noch rasch in der Pathologie vorbei; vielleicht war Dtui ja inzwischen wieder aufgetaucht. Doch außer Geung, der tiefe Furchen in den Zementfußboden fegte, traf er dort niemanden an. Von der Krankenhausverwaltung aus telefonierte er mit Phosy, der ausnahmsweise einmal an seinem Schreibtisch saß. Er erzählte Siri von Dtuis Termin bei Dr. Vansana und bat ihn, sich noch einmal bei ihm zu melden, falls sie sich bis fünf nicht wieder eingefunden hatte. Es war fast vier.
    Seine zweite Station war die hässliche Hütte hinter der hohen Mauer des Nationalstadions. Er ging den schmalen
Lehmpfad entlang und watete durch eine Schar neugeborener Küken. Vor Dtuis Bananenblättertür blieb er stehen und rief Manoluks Namen, bevor er eintrat.
    »Ach, Doktor, kommen Sie rein. Sie habe ich ja seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen.«
    Dtuis Mutter lag wie immer auf einer dünnen Matratze in der Zimmermitte. Obwohl der Ventilator sich klappernd und ächzend hin und her drehte, gelang es ihm nicht, die Temperatur in der engen Slumbehausung merklich zu senken. Seit Siri sie kannte, hatte Manoluk noch nie so gut ausgesehen wie heute. Da er sie nicht beunruhigen wollte, sagte er ihr nichts von Dtuis Verschwinden.
    »Wohlsein, Frau Manoluk. Wie fühlen Sie sich?«
    »Prima«, log sie. »Was führt Sie zu mir?«
    »Ich habe der Familie eines unserer Verstorbenen einen Besuch abgestattet«, log er zurück. »Und da ich gerade in der Gegend war, dachte ich, ich schaue mal vorbei und sehe, wie es Ihnen geht.«
    Er holte das Arztbesteck aus seiner Umhängetasche.
    »Ich war heute den ganzen Tag noch nicht in der Pathologie. Ich hoffe, Dtui sieht für mich nach dem Rechten.«
    »Das nehme ich doch stark an, Doktor. Sie ist heute Morgen in aller Frühe aus dem Haus gegangen. Ich wüsste nicht, wo sie sonst sein sollte, es sei denn, sie hat sich über den Fluss davongemacht.«
    Dieser Witz hatte in Vientiane eine lange Tradition. Wenn sich jemand verspätete oder einmal nicht zur Arbeit kam, hieß es, dann müsse er wohl nach Thailand hinübergeschwommen sein. Es war nur halb im Scherz gemeint, da sich die meisten der 150 000 Einwohner der Stadt schon einmal mit diesem Gedanken getragen hatten.

    »Sie wollte nicht zufällig zum Friseur oder sich die Fingernägel machen lassen?«
    »Um Gottes willen, nein. Können Sie sich Dtui mit einer Dauerwelle vorstellen?«
    Mist. Es war also etwas Unerwartetes dazwischengekommen. Wie immer untersuchte er sie, bevor er ging. Sie plauderten ein wenig, und er gab ihr eine Schachtel Kräutertee, damit sie besser schlafen konnte. Ununterbrochen kreischten Babys, schrien Nachbarn, kläfften Hunde. Er bezweifelte, dass der Kräutertee ihr helfen würde, bei diesem Lärm zu schlafen. Er musste ihr dringend ein besseres Quartier besorgen.

Noch wärmer
    Er setzte sich auf sein Motorrad und machte sich

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