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Dr. Stefan Frank - Halt dich an mir fest!

Dr. Stefan Frank - Halt dich an mir fest!

Titel: Dr. Stefan Frank - Halt dich an mir fest! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Frank
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überraschte: Sie griff nach der Zeichnung des Männergesichts, die noch auf dem Tischchen in der Diele lag, und steckte sie in ihre Tasche.
    ***
    In der Kanzlei Dornbuschen wirkte alles edel und gediegen, auch die Sekretärin, die sie mit einem freundlichen Lächeln bat, sich bitte auszuweisen und dann noch einen Moment Platz zu nehmen.
    Verstohlen schaute Isabell auf ihre Uhr. Sie war zu früh dran. Aber da sie unbedingt einen Zeitpuffer haben und nicht gleich durch Unpünktlichkeit glänzen wollte, hatte sie eine frühere Straßenbahn genommen, die dann tatsächlich nach Plan gekommen war.
    Nun ja, dann würde sie eben die paar Minuten noch warten. Neugierig schaute sie sich um. Regale, Schreibtisch, Stühle – alles war aus poliertem Mahagoni gefertigt. Eindrucksvoll. Vertrauenerweckend. Nur der moderne Computer der Sekretärin wollte nicht so recht ins Bild passen.
    Eine angenehme, tiefe Stimme riss Isabell aus ihren Gedanken. Sie hatte einen älteren Herrn erwartet, doch der gut aussehende Mann, der nun auf sie zukam, mochte vielleicht zehn Jahre älter sein als sie selbst.
    „Frau Tiberius?“, sagte er und reichte ihr die Hand. „Ich bin Dr. Dornbuschen.“ Dann bat er sie in sein Büro. „Können wir Ihnen einen Kaffee anbieten? Oder etwas anderes?“
    „Ein Kaffee wäre nicht schlecht“, erwiderte sie und nahm Platz.
    Er nickte seiner Sekretärin zu, die leise die Tür hinter sich schloss, dann wandte er sich wieder Isabell zu.
    „Sie haben das Schreiben des Nachlassgerichts erhalten, nicht wahr?“, begann der Anwalt. „Sie ahnen also, weshalb ich Sie hierher gebeten habe?“
    „Ja. Es geht um diese Erbschaft …“
    „Richtig. Herr Baldenau hat Sie als seine Haupterbin eingesetzt.“ Er neigte den Kopf ein wenig zur Seite und betrachtete Isabell neugierig. „Sie wissen, in welchem Verhältnis er zu Ihnen stand?“
    „Inzwischen schon.“ Isabell setzte sich ein wenig gerader hin. „Ich war vor ein paar Tagen bei meiner Mutter in Düsseldorf. Sie hat mir erzählt, dass Herr Baldenau mein leiblicher Vater war.“
    „Ja, und niemand, der Sie sieht, würde auch nur eine Sekunde daran zweifeln.“ Dr. Dornbuschen lächelte. „Die Ähnlichkeit ist verblüffend.“
    „Das habe ich auch schon gehört …“ Isabell senkte den Blick, schaute aber gleich wieder den Anwalt an. „Gibt es denn jemanden, der daran zweifelt? Und wenn ja, hätte das irgendwelche Auswirkungen?“
    „Beide Male: nein.“ Der Anwalt schüttelte den Kopf. Er sprach nicht gleich weiter, sondern wartete ab, bis seine Sekretärin ein Tablett mit Kaffee auf seinen Schreibtisch gestellt hatte und wieder gegangen war. „Darf ich Ihnen einschenken? Wie trinken Sie Ihren Kaffee? Mit Milch und Zucker?“
    „Schwarz. Danke.“
    Dr. Dornbuschen nahm den Faden wieder auf.
    „Herr Baldenau konnte mit seinem Vermögen machen, was er wollte“, fuhr er fort. „Er hat keine direkten Erben. Und so beschloss er, seinen gesamten Besitz Ihnen zukommen zu lassen. Aber, nun ja …“ Der Anwalt räusperte sich. „Da diese Erbschaft nicht gerade unbedeutend ist und es zwei Brüder gibt, die Söhne eines entfernten Cousins, die mit dieser Regelung vielleicht nicht einverstanden sind, haben wir beschlossen, Herrn Baldenaus Beziehung zu Ihnen noch einmal ganz deutlich zu machen.“
    Er räusperte sich erneut und trank einen Schluck Kaffee.
    „Es liegt eine eidesstattliche Erklärung meines Klienten vor, dass Sie aus der Beziehung stammen, die er vor dreißig Jahren zu Ihrer Mutter unterhielt. Da Sie jedoch dem Gesetz nach die Tochter von Herrn Jan Tiberius sind, hat auch er eidesstattlich erklärt, dass Sie nicht sein, sondern das leibliche Kind von Herrn Baldenau sind und dass er Ihre Mutter in diesem Wissen geheiratet hat.“
    „Was?“, stieß Isabell hervor. Sie war so überrascht, dass sie sich fast an ihrem Kaffee verschluckt hätte. „Mein Vater … ich meine, Jan … Er hat von dem Erbe gewusst?“
    „Ja.“ Der Anwalt nickte. „Mein Klient hat Herrn Tiberius schon vor Jahren in seine Pläne eingeweiht.“
    Isabell setzte ihre Tasse vorsichtig ab und stand auf.
    „Entschuldigen Sie, Dr. Dornbuschen, aber ich muss mich einen Moment sammeln“, erklärte sie. „In den letzten Tagen ist so vieles auf mich eingestürmt … ich habe Dinge erfahren, von denen ich nie …“
    Sie sprach nicht weiter, sondern stellte sich an das Fenster, von dem aus man einen herrlichen Ausblick auf den Englischen Garten hatte, und blickte nach

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