Dr. Stefan Frank - Halt dich an mir fest!
hatte, dachte der Grünwalder Arzt. Er selbst führte ja auch ein Leben, das hauptsächlich von Arbeit bestimmt war, doch er war Arzt aus Leidenschaft und empfand seinen Beruf nur selten als Belastung.
Und dann dachte Stefan an seine Freundin, und nun lächelte auch er. Als Alexandra in sein Leben getreten war, war ihm noch einmal ein ganz besonderes Glück geschenkt worden.
***
Es war Sonntagabend, und Isabell war in ihre Wohnung zurückgekehrt.
Sie hatte beschlossen, Johannes’ Wunsch zu erfüllen und erst einmal in seinem Haus zu leben. Die Wohnung wollte sie noch nicht kündigen, dabei war sie jetzt schon sicher, dass sie in der Villa bleiben würde. Es schien ihr, als gehörten sie und das Haus zusammen.
Isabell hatte gerade begonnen, ein paar Sachen zusammenzupacken, die sie mitnehmen wollte, als es an der Tür klingelte.
Erstaunt blickte sie auf. Wer mochte sie besuchen? Sie hatte nur flüchtige Bekannte hier in München, und die würden ganz bestimmt nicht zu ihr nach Hause kommen. Vielleicht war es die alte Frau Meyer, die auf der gleichen Etage wohnte und gern mal bei ihr klingelte, um sich etwas bei ihr auszuborgen, weil sie so vergesslich geworden war und außerdem nicht mehr so gern einkaufen ging.
Isabell ging zur Tür, und ganz gegen ihre Gewohnheit öffnete sie, ohne durch den Spion zu schauen. Schon einen Moment später bereute sie, es nicht getan zu haben.
Vor ihr stand Benno Fürsterer. Der Mann, vor dem sie nicht nur Dr. Dornbuschen, sondern auch Johannes gewarnt hatten. Der Mann, den sie verdächtigte, sie seit Tagen zu beobachten.
Dabei wirkte er so harmlos.
Mit einem strahlenden Lächeln schaute er sie an.
„Überrascht?“, fragte er und lehnte sich mit der Schulter gegen den Türrahmen. Wie falsch sein Lächeln war!
„Ja.“ Isabell verschränkte die Arme.
„Ach, weißt du, ich hab mir gedacht, wenn der Alte schon ein so nettes Cousinchen hervorgezaubert hat, dann sollten wir uns wenigstens ein bisschen besser kennenlernen – und hier bin ich. Was hältst du davon? Schließlich sind wir verwandt, wenn auch um zig Ecken.“
Sein Lächeln wurde noch ein bisschen strahlender.
Zicke, dachte er dabei. Sie steht da, als sei sie unverrückbar.
„Willst du mich nicht hereinlassen?“, fragte er.
Nein, hätte Isabell am liebsten gesagt, doch da drängte sich Benno bereits an ihr vorbei. Wenn sie nicht wollte, dass ihre Körper sich berührten, musste sie zur Seite weichen.
Benno nutzte seine Chance und marschierte geradewegs ins Wohnzimmer. Ungeniert schaute er sich um.
„Hübsch hast du’s hier“, meinte er und griff nach einer Fotografie, die sie und Jan zeigte.
Doch bevor sie ihn auffordern konnte, die Finger von dem Bild zu lassen, stellte er es wieder ab.
Ich mag ihn nicht, stellte sie fest.
„Warst du schon mal in der Villa?“, wollte er dann wissen.
Als sie den lauernden Ausdruck in seinen Augen sah, war sie sich plötzlich sicher, dass er ihr Verfolger war.
Als ob du das nicht wüsstest, dachte sie, laut aber sagte sie schlicht: „Ja.“
Benno lachte und musterte sie auf eine Art, die ihr nicht gefiel.
„Bist du immer so einsilbig?“, wollte er wissen.
„Ja.“
„Ist wohl deine norddeutsche Art.“
„Düsseldorf liegt nicht in Norddeutschland.“
Wieder lachte er.
„Entschuldigung. Für uns Bayern ist das da oben alles gleich.“ Dann zuckte er mit den Schultern. „Irgendwie hatte ich mir dieses Treffen anders vorgestellt“, meinte er. „Ich hätte nicht gedacht, dass du so spröde bist. „
„Norddeutsch eben“, erwiderte sie spöttisch und überlegte dabei, wie um Himmels willen sie ihn dazu bringen könnte, wieder zu verschwinden.
Benno setzte sich.
Na wunderbar!, sagte sie sich. Jetzt wird er hier vermutlich Wurzeln schlagen.
Während sie noch überlegte, ob sie ihn einfach auffordern sollte, wieder zu gehen, klingelte es erneut.
Isabell stürzte förmlich zur Tür, riss sie auf – und starrte ihren nächsten Besucher überrascht an.
Veranstalten wir heute den Fürsterer-Abend?, fragte sie sich unwillkürlich, denn vor ihr stand Korbinian. Hatte er sich etwa mit seinem Bruder abgesprochen?
Doch dann erinnerte sie sich daran, dass Johannes den anderen Fürsterer-Bruder einen ehrlichen, anständigen Menschen genannt hatte. Also war nicht anzunehmen, dass die beiden Brüder sich gegen sie verbündet hatten.
Korbinian lächelte sie an. Nicht so strahlend und falsch wie Benno, sondern auf eine sympathische und ein bisschen
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