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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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doch einen völlig anderen. Sein Leben, ja das gesamte Dasein, kam ihm schal vor, leer und sinnlos. Unbedeutend. Dies, so begriff er, war einer der Momente, in denen ein Heroin-Junkie zur nächsten Dosis greift. Greifen muss, weil er die Belanglosigkeit des fragilen Gebildes namens Realität begreift und sie keine Sekunde länger ertragen kann. Aber Singer hatte keine Drogen.
    Er brach in die Knie und kippte zur Seite, fiel auf den gefliesten Boden, streckte seine Hand nach einem Halt aus. Nach irgend etwas, das ihm die Schwärze nehmen würde.
    Aber da war nichts.
    Irgendwann spürte Singer ihre Arme, die unter seine Achseln fuhren und ihn hochzerrten. Sein Blick, verwaschen und wie hinter einem Schleier, streifte ein Gesicht, und er sah in große, dunkle Augen. Augen, die ein Spiegel seiner eigenen Verzweiflung waren und doch …
    Hoffnung entzündete sich wie ein winziger Funke in einer längst erloschenen Glut, als er in das Gesicht seiner Tochter blickte. Und ein kleines bisschen Wärme kam zurück in die Welt und die Schwärze riss an den Rändern ein. Aber sie würde niemals völlig verschwinden. Nicht nach dem, was Singer gesehen hatte.
    Antonia.
    Singer wusste nun, was zu tun war.

Bestimmung
     
     
    S inger richtete sich langsam auf, während er vollends zu sich kam. Er warf einen Blick hinüber zu Martin, dann zu Lena und ihrem Bruder Christian. Bleich – sie alle – zitternd und unsicher, Tränen auf ihren Wangen. Ja, sie hatten es offensichtlich auch gespürt. Der Draakk war in ihre Köpfe eingedrungen und hatte ihnen dieselbe trostlose Welt gezeigt, jedem von ihnen in der Färbung ihrer ganz individuellen Urängste und verborgenen Wünsche. Der Effekt, den diese Bilder auf sie hatten, war jedoch bei allen derselbe; wer sie sah, wollte dieser Trostlosigkeit und dem tristen Kampf ums Überleben entfliehen und aufgeben.
    Wer diese Bilder sah, wollte sich der übermächtigen Kraft des Draakk ergeben, einzig getrieben von grausamer Zerstörungswut gegen alles, das lebte – alles, das gut war, wollte vergessen. Wollte aufhören, zu denken und sich den eigenen Urtrieben hingeben, für immer.
    Und der Draakk hatte ihnen lediglich einen kleinen Vorgeschmack gegeben, den Saft nur ein kleines bisschen aufgedreht. Nicht weiter aufdrehen können , wegen des Kreuzes, das begriff Singer nun. Gut. Christian stützte seine Schwester und lächelte Singer tapfer an. Martin und Antonia standen eng umschlungen neben ihnen. Ja, dachte Singer, es war einen Versuch wert.
    Es wurde Zeit für den nächsten Schritt.
    »Was ist das da draußen?«, fragte Lena flüsternd. Ihre Augen waren groß und dunkel in ihrem kalkweißen Gesicht, was sie mehr denn je zerbrechlich und schutzlos wirken ließ, fast wie ein kleines Porzellanpüppchen, das zerspringen würde, wenn man es in einem Moment der Unachtsamkeit auf den Boden fallen ließ. Fragend sah sie ihn an. Singer hätte ihr gern versichert, dass das da draußen lediglich ein missglücktes Forschungsexperiment sei, von ein paar übermotivierten Wissenschaftlern im Größenwahn erschaffen und auf die Welt losgelassen. Bald würde die Artillerie eintreffen und dem Albtraum ein Ende bereiten. Sie alle würden gerettet werden. Krankenwagen würden kommen und sie würden, in dicke Wolldecken eingemummelt, auf der Ladeklappe eines Armeejeeps sitzen, heißen Tee schlürfen und am Ende des Tages würde man sagen, dass die Sache doch noch einmal glimpflich ausgegangen war. Abspann. Alles, was sie dafür tun mussten, war, ein wenig länger in der Kirche auszuhalten.
    Aber das alles war natürlich ausgemachter Bockmist. Nichts davon würde passieren.
    Also sagte er gar nichts und starrte weiter konzentriert aus dem Fenster. Nach einer Weile schaute Lena weg. Ihre Hände tief in den Taschen ihres Anoraks vergraben, stand sie mitten in dem hell erleuchteten Kirchenschiff – ein letztes einsames Licht inmitten einer alles überlagernden Finsternis, und auch dieses würde bald verlöschen. Ihr Bruder hatte seinen unverletzten Arm um sie gelegt und lächelte dünn.
    Dann sagte sie, diesmal zu Martin gewandt, noch immer flüsternd: „Du hast vorhin gesagt, wir müssen hier raus, ja?«
    Martin drehte sich zu ihr um und nickte stumm. Ja, darauf lief es im Wesentlichen hinaus, nicht wahr? Sie mussten hier schleunigst verschwinden. Die Frage war nur, wie sie das unbemerkt von dem Wesen und dessen kleiner Zombie-Armee dort draußen anstellen sollten.
    Einen zweiten Ausgang schien die kleine Kirche

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