Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
merkwürdige Symbol, welches sein Blick gestreift hatte, bevor er in die erschöpfte Ohnmacht gefallen war. Er leuchtete an die Stelle in der Decke, an der er es vermutete. Es war noch da, am Scheitelpunkt der Höhlung in den Fels geschlagen, so präzise und unnatürlich wie der gesamte, schnurgerade Gang. Er strich mit seinen blutig geschabten Fingerkuppen über das Symbol und spürte – gar nichts. Keine Erhöhung oder Einkerbung im polierten Stein. Als er es näher betrachten wollte, begann sich ein dumpfer Schmerz hinter seiner Stirn zu regen und Tränen stiegen in seine schmerzenden Augen. Das hörte auf, sobald er in eine andere Richtung blickte. Merkwürdig, dachte der Alte, und drehte sich zurück in den Gang, um tiefer hinein zu kriechen.
Merkwürdig. Aber im Moment nicht weiter wichtig.
Er entdeckte noch mehrere dieser fremden Symbole und sie alle schienen keinerlei räumliche Dimension zu haben, so als wären sie auf den Fels gemalt. Wenn er sie ansah, begannen seine Augäpfel zu schmerzen, so als versuche jemand, sie aus seinem Kopf heraus zu drücken und eine Schwermut erfasste ihn, als sprächen die Symbole zu den dunkelsten Bereichen seiner Seele, so als suchten sie in seiner Erinnerung gezielt nach den Momenten des Verlusts und der Verzweiflung ...
Aber das war natürlich Blödsinn. Es waren einfach nur Markierungen, welche die unbekannten Tunnelgräber zurückgelassen hatten.
Wer immer sie auch sein mochten.
Also sah er die Symbole einfach nicht mehr an. Die Fremdartigkeit der Markierungen, und der schnurgerade Gang, welcher sich kilometerweit in den Fels zu erstrecken schien, hätten den Alten an jedem anderen Tag über alle Maßen in Erstaunen versetzt. Vielleicht wären sie ihm entsetzlich alt vorgekommen und fremd und feindselig. Aber nicht heute. Heute war er viel zu sehr mit dem verzweifelten Versuch beschäftigt, noch etwas länger am Leben zu bleiben.
Nach einer Zeit, die er selbst auf etwa eine halbe Stunde schätzte, kam sein kriechendes Vorwärtskommen zu einem abrupten Halt. In dem, was vom Licht seiner Stirnlampe noch übrig war, erblickte er eine kahle Wand am Ende des Ganges vor sich, mit einem weiteren der unbekannten Symbole darauf. Höhnisch schien es auf ihn herab zu grinsen.
Der Schacht war zu Ende.
Lichtlos
T atsächlich stellte er beim Näherkommen fest, dass sich kurz vor der abschließenden Wand ein Loch im Boden befand, ebenfalls kreisrund und mit einem Durchmesser von etwa einem Meter. Der Gang machte einen nahezu rechtwinkligen Knick und setzte sich dann in einem steilen Winkel fort. Und zwar bedauerlicherweise nach unten. Der Alte kroch an den Rand des Durchbruchs und lugte in die Tiefe.
Er ließ sich, seinen verletzten Arm in der provisorischen Schlaufe schützend nach oben gedreht, in das Loch im Boden gleiten und benutzte den geschulterten Rucksack dabei wie einen Schlitten. Mit den dicken Gummisohlen seiner Bergschuhe stützte er sich, so gut es ging, an den Wänden des steilen Schachtes ab, der ihn unaufhaltsam in die Tiefe führte.
So rutschte und schlidderte der alte Mann, mehr als dass er kroch, Meter für Meter nach unten, tiefer in den Fels hinein.
Nach einer Strecke des mühsam gebremsten Rutschens glitt sein linker Fuß plötzlich ins Leere – durch das überraschende Ungleichgewicht drehte sich der Alte in dem Gang quer und schlug mit seiner linken Schulter unsanft an die Innenwand der Höhlung. Der Schmerz in seinem Arm flammte erneut kräftig auf. Er keuchte einen leisen Fluch zwischen seinen zusammengepressten Lippen hervor und tastete mit seiner Rechten nach dem Rand des Gangs, über dem sein Fuß nun lose baumelte.
Dann versuchte er, seinen Körper so zu drehen, dass er mit dem Kopf näher an den Rand des Durchbruchs heran kam, erreichte damit allerdings lediglich, dass er ein paar weitere Zentimeter auf das Loch zu rutschte. Es gelang ihm auch unter Aufbietung all seiner Kräfte nicht, sich so zu verbiegen, dass er in das Loch hinableuchten konnte. Unmöglich zu sagen, wie tief es hier runter ging.
Schließlich presste er den rechten Arm an die Seite, wobei im Reflex der Bewegung auch sein linker schmerzhaft zusammenzuckte, zog die Beine an den Körper und vertraute sich der Schwerkraft an. Die Augen fest zusammengepresst rutschte der Mann durch das Loch hindurch und – fiel.
Allerdings fiel er nicht besonders weit. Kurz nachdem er seinen Körper durch den Durchbruch bugsiert hatte, schlugen seine beiden Füße gleichzeitig auf dem
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