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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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durch den Fels zog, mehr durch Tasten, als dass er ihn tatsächlich gesehen hätte. Das Licht verließ ihn nun.
    Auch dieser Tunnel führte weiter aufwärts, und das war gut – vermutlich. Der Oberfläche entgegen, so hoffte er inständig, denn nicht nur das Licht seiner Lampe verließ ihn nun. Seine Kräfte und sein Wille würden kaum länger durchhalten als die sterbenden Batterien der Betty – ihr Schicksal schien auf seltsame Weise mit dem ihres Besitzers verknüpft.
    Wenn die Lampe dunkel wurde, würde auch sein Lebensfunke erlöschen.
     
     
     
     
     
     

Das Ende

D er Alte sog an dem Mundstück der Pfeife. Kraftlos war er an der Wand des Ganges zusammengesunken. Die Betty hatte vor ein paar Minuten den Geist aufgegeben. Glücklicherweise war die Pfeife trotz seines Sturzes und den anschließenden Strapazen heil geblieben und er hatte in seinem Rucksack sogar noch ein wenig Tabak gefunden. Das würde es etwas leichter machen. Er streckte die Beine und gönnte seinen erschöpften Glieder endlich ihre wohlverdiente Ruhe, denn nun bestand kein Anlass zur Hast, jetzt nicht mehr.
    So würde es also sein, das Ende. Still und unbemerkt.
    Das war in Ordnung, dachte der Alte, er würde dort sterben, wo er sein Leben lang am liebsten gewesen war, in den Bergen. Und hier würde sein Körper bis in alle Ewigkeit liegen, an die Wand gelehnt, die Pfeife noch in der Hand. Auch das war in Ordnung.
    So lange er nur möglichst weit entfernt von dem schwarzen Steinding lag.
    Einzig Tobi vermisste er in diesem letzten Augenblick, als sein Kopf langsam auf seine Brust sank. Der arme Hund, der am Ausgangspunkt ihrer Irrfahrt jetzt genauso in der Falle saß wie er.
    »Verzeih!«, flüsterte der Alte. Sein Blick unter den müden Lidern folgte den träge davonschwebenden Rauchwolken aus seiner Pfeife ein letztes Mal, matt beleuchtet von der rötlichen Glut am Grund des Pfeifenkopfs. Rauchschwaden, die …
    … gar nicht so träge davon schwebten. Vielmehr zogen sie sogar ziemlich zielstrebig davon, in den Gang hinein und nach oben .
    Überaus bedächtig – denn bedächtig war die einzige Geschwindigkeit, zu der er überhaupt noch fähig war – zog der Alte sein Sturmfeuerzeug wieder aus der Tasche und entzündete es erneut. Das Flämmchen bog sich tatsächlich ebenfalls in die Richtung, in welche die Rauchschwaden abzogen und flackerte deutlich stärker, als es durch das Zittern seiner entkräfteten Hand erklärbar gewesen wäre.
    Wie in einem Kamin.
    Inzwischen schien die Aussicht, einfach liegen zu bleiben sehr verlockend. Dennoch rappelte sich der Alte ein letztes Mal auf und beugte sich nach rechts, dem aufsteigenden Gang entgegen.
    Wie in einem oben offenem Kamin.
    Schließlich schaffte er es, auf die schmerzenden Knie zu kommen und kroch wieder los – ein verzweifelter Aufschrei des Überlebensinstinktes in ihm, kaum mehr als ein ersterbendes Röcheln, dass durch seinen kraftlosen Körper ging.
    Aber dieses Röcheln genügte. Es genügte, um ihn zentimeterweise in Bewegung zu setzen. Nicht, dass er diesen Vorgang wirklich noch bewusst gesteuert hätte, kroch er quälend langsam den Gang hinauf, dem stärker werdenden Luftzug entgegen. Ja, es war tatsächlich ein Luftzug , er spürte ihn nun auf seiner Haut, auf den kleinen Härchen auf seinen Unterarmen.
    Später war der Alte nicht imstande, zu sagen, ob er mehrere Meter oder lediglich wenige Handbreit gekrochen war, als er endlich die Konturen seiner rechten Hand in der Dunkelheit wahrnahm.
    Er begann zu weinen.
    Schwer atmend kroch er weiter, bemerkte nun mehr und mehr Details in dem steil ansteigenden Gang. Er konnte sogar die Biegung vor sich deutlich erkennen. Der Gang führte nach links, und von da schien das Licht zu kommen. Wenig mehr als ein blasser Schimmer, aber dennoch deutlich sichtbar.
    Der alte Mann schleppte seinen geschundenen Körper weiter, Zentimeter um Zentimeter, dem Licht entgegen, welches nun unablässig schmerzende Tränen aus seinen Augen quellen ließ.
    Und während er sich mühsam dem Ausgang entgegenschleppte, ergriff ein furchtbarer Gedanke von ihm Besitz, der ihn erst losließ, als er erneut in eine erschöpfte Ohnmacht hinüberglitt.
     
     
     
     

II – Erwachen
     
     

Wenn die Seele etwas erfahren möchte, dann wirft sie ein Bild der Erfahrung vor sich nach außen und tritt in ihr eigenes Bild hinein.
    Meister Eckhart, (1260 – 1328)

Berg Meru, Himalaya, 1 v. Chr.

I n wenigen Augenblicken würde sie diese Welt für immer

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