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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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verlassen. In gewisser Weise fand Tyssa den Gedanken fast tröstlich. Sie hatte lange gelebt, in Einsamkeit und Isolation und war schließlich an diesen Ort gelangt. Ein geheimer Ort, zurückgezogen vom Leben und den meisten Menschen – an der Spitze eines Berges im Hochgebirge des Himalaya, der manchen von ihnen als ein heiliger Berg galt.
    Hier würde mit ihr eine Reise zu Ende gehen, die für ihr Volk vor fast zehntausend Jahren mit den fünf Heiligen von Tharek begonnen hatte. Tyssa war mit ihren dreihundert Jahren noch recht jung, aber sie war von einer Melancholie befallen, die die Nachfahren von Tharek seit etlichen Generationen heimsuchte und mit jedem Geburtsjahr tiefer geworden war. Sie hatten das alte Wissen und die Rituale gepflegt, so gut es ihnen möglich war, bis zum Schluss. Aber so vieles war verlorengegangen ohne die Alten.
    Und nun waren nur noch sie beide übrig, sie und das Kind.
    Der Priester war die geheimen Wege durch den Berg gegangen, um sie zu warnen, vor den Soldaten, die gekommen waren, um das zu töten, was sie nicht verstanden. Und sie hatte dem Priester gedankt und ihm ihre Liebe gesandt und dann hatte sie ihm eine weitere Aufgabe auferlegt, die letzte und die schwierigste der Prüfungen seiner Liebe zu ihr.
    Diesmal, das wusste sie, würde es ihr Ende sein.
    Ohne den direkten Austausch mit dem Volk der Atlantäer waren die Menschen rasch auf eine niedere Entwicklungsstufe zurückgesunken und der Einfluss der Schwärze unter ihnen wurde immer deutlicher spürbar, seit Tharek und die seinen sie ihrem Schicksal überlassen hatten. In den letzten zehntausend Jahren hatten sie die Ursprünge ihres göttlichen Bewusstseins vergessen, waren zu gedrungenen, hässlichen Wesen geworden, voller Wut, Angst und Aberglaube. Und Angst war es, die sie sich gegenseitig umbringen ließ und ihnen gebot, Jagd auf alles Fremde zu machen. Angst und Aberglaube.
    Denn die Menschen vergaßen unbegreiflich schnell.
    In den Augen der Menschen waren die hochgewachsenen Angehörigen der alten Rasse abstoßende Monster, Schreckgespenster, die ihre Gedanken verwirrten. Die Geister der Menschen waren nicht länger offen für die Liebe und die Mysterien von Atlantis. So hatte auch Tyssa den Kontakt zur Welt der Menschen fast gänzlich verloren. Von ihrem Versteck aus hatte sie das Treiben in der Welt hin und wieder beobachtet und was sie sah, erschreckte sie. Die Welt war in die Barbarei zurückgesunken. Leid, Gewalt und Chaos regierten unter den Menschen, Kriege erschütterten pausenlos jeden bewohnten Flecken des Planeten. Bald schon würden die Menschen über die Technologie verfügen, die ihre grausame Selbstzerstörung auf die perfide Spitze trieb. Dann wären sie in der Lage, sich selbst und alles Leben auf ihrem Planeten zu vernichten.
    So wie die Anderen, die Dunklen es prophezeit und seit Jahrtausenden herbeigesehnt hatten. Jene, welche in ihren dunklen Verliesen begierig nach den Seelen und dem Blut der Menschen dürsteten.
    Doch es gab Ausnahmen. Einige wenige, die ihr Bewusstsein den Lehren der Erleuchtung verpflichtet sahen. Sie hatten einen vorsichtigen Kontakt geknüpft und ein Kloster am Fuße des Berges errichtet. Einige der älteren Priester waren hin und wieder hinaufgestiegen, um ihr zu huldigen und an ihrer Weisheit teilzuhaben.
    Einer war unter ihnen gewesen, den sie erwählt hatte. Sie hatten gemeinsam das höchste der Rituale vollzogen und sie hatte ihm in ihrer Verzweiflung die Liebe einer Göttin geschenkt. Sein Geist war dabei beinahe vollständig zerstört worden und schließlich hatte sie den schreienden, sabbernden Irren, der aus ihm geworden war, von seinen Leiden erlöst. Sie hatte getrauert, aber er hatte ihr gegeben, was sie von ihm hatte haben wollen.
    Tyssa schämte sich ihrer Tränen nicht, als sie das Neugeborene aus seiner Wiege nahm und es dem Priester reichte. Er wickelte es mit geschickten Händen in ein Lumpenbündel und während er das tat, schnappte das Kleine nach seinem Zeigefinger und legte eine winzige Hand darum. Der Priester ließ es milde lächelnd geschehen, und legte das Kind dann in einen Weidenkorb. Tyssa sandte ihm ein Bild: »Bring ihn weit fort.«
    Der Priester nickte. Er wusste, dass die Soldaten auch das Kloster am Fuße des Berges durchsuchen würden, wenn sie hier oben mit ihr fertig waren. Aber dann würde der Priester mit ihrem Kind hoffentlich schon über alle Berge sein. Weit fort.
    »Du weißt, was zu tun ist?«, dachte Tyssa und zeigte dem Priester

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