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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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Auffällige an dem Mann war, dass er seine rechte Hand unter dem locker sitzenden Sakko verbarg. Entweder war dies der schlechteste Napoleon-Imitator aller Zeiten oder der Typ hatte eine Waffe unter seinem Jackett. Vermutlich letzteres.
    Der Wagen setzte sich in Bewegung und raste davon, kaum dass er die Hoteleinfahrt verlassen hatte. Wohin, das vermochte Singer aufgrund der blickdichten Wagenscheiben nicht zu sagen.
    Ganz in seinem Klischee aufgehend, ließ der dutzendgesichtige Nachwuchs-Napoleon ihn keine Sekunde aus den Augen, geschweige denn die Hand von seinem Schießeisen und legte dabei ein Minenspiel an den Tag, wie es einer römischen Statue gut angestanden hätte – nämlich gar keins.
    Singer beschloss, sich seinem Schicksal zu fügen und stattdessen das Innere des kleinen Schränkchens zu erkunden, was sein stummes Gegenüber offenbar billigte. In dem Kühlschrank unter dem Tisch befanden sich vier dickwandige Kristallgläser, ein Eisspender und eine Flasche 65er Ben Wyvis . Nach einem kurzen, aber heftigen inneren Kampf schloss Singer die kleine Tür des Kühlschranks wieder, ohne den Scotch angerührt zu haben.
    Da er von der vorbeirasenden Landschaft auch weiterhin nichts mitbekam, lehnte sich Singer mit verschränkten Armen zurück und schloss die Augen. Es versprach eine lange Nacht zu werden und er konnte etwas Ruhe gut gebrauchen. Sollte kommen, was immer da kommen mochte.
    Jederzeit in der Lage zu sein, innerhalb weniger Sekunden in einen zumindest schlaf ähnlichen Zustand hinüberzugleiten, ist eines der vielen Dinge, die der menschliche Körper lernt, sofern man viel auf Reisen ist. Das gleichmäßige Schaukeln der Kabine, nur ein milder Abklatsch der schlingernden Bewegungen des im Höchsttempo dahinbrausenden Wagens, ließ Singer wegdösen, kaum dass er seine Augen geschlossen hatte. So bemerkte er nicht, dass der Wagen trotz seiner halsbrecherischen Geschwindigkeit fast eine Stunde unterwegs war, gut und gerne viermal so lang, wie er vom Park Hyatt Hotel zum Murnauer-Institut benötigt hätte.
    Als sie die Stadtgrenze von Hamburg erreicht hatten, war Singer bereits fest eingeschlafen.
    Singer erwachte einigermaßen erfrischt, als ihn der »Napoleon« unsanft an der Schulter rüttelte. Tatsächlich spürte er kaum noch die Anzeichen seiner leichten Trunkenheit vom Anfang des Abends. Er beglückwünschte sich im Stillen dafür, der Versuchung widerstanden und den siebenunddreißig Jahre alten Whisky in dem kleinen Schränkchen nicht angerührt zu haben.
    Er öffnete die Augen, gähnte herzhaft und stieg schließlich aus dem Auto, dessen breite Tür der adrette Chauffeur bereits ungeduldig offen hielt. Dann schaute er sich mit leicht verwirrten Gesichtsausdruck um.
    Dies war nicht das Murnauer-Institut.
     
     

Der Bunker

D ie dunkle Limousine stand mitten auf einem schwarz asphaltierten Platz, der sich wiederum ziemlich genau in der Mitte von … nirgendwo zu befinden schien. Der Parkplatz war bis auf ein kleines Wachhäuschen und etwas, das wie der Eingang zu einem Bunker aussah, völlig leer – dafür aber von einem übermannshohen Gitterzaun umgeben, an dessen abgewinkelten Pfosten einige Lampen träge im Nachtwind hin und her schaukelten und ihre unmittelbare Umgebung in kaltes, graues Licht tauchten. Das obere Ende des Zauns zierten mehrere Reihen gefährlich aussehenden Stacheldrahts. Dahinter war Wald, nichts als dichter, nachtschwarzer Kiefernwald, der sich in alle Richtungen erstreckte.
    Einladend, dachte Singer.
    An dem Zaun waren in regelmäßigen Abständen dreieckige Schilder angebracht, auf denen ein Blitz abgebildet war, der ein unvorsichtiges Strichmännchen erschlagen hatte. Mochte dieser abgelegene Drahtverhau mitten im Wald auch den idealen Ort für ein romantisches nächtliches Picknick abgeben, dachte Singer, der Parkplatz des Murnauer-Instituts war es jedenfalls gewiss nicht.
    Singer runzelte die Stirn und sah sich nach dem Fahrer um, aber der war bereits wieder in der Limousine verschwunden. Napoleon Bonaparte war gar nicht erst ausgestiegen.
    »Dr. Murnauer erwartet Sie«, sagte ein schwarz uniformierter Soldat, der unvermittelt aus dem Dunkel vor Singer emporgewachsen war.
    Der so Angesprochene blickte ungläubig zwischen der Mündung der auf ihn gerichteten Uzi-Maschinenpistole und dem kantigen Gesicht des Burschen in der schwarzen Beinahe-Uniform hin und her.
    »Bitte folgen Sie mir«, sagte der Soldat, allerdings in wenig bittendem Ton, und setzte sich in

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