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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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und unter Aufsicht stirnrunzelnder Verhaltenspsychologen einen Schneemann baute? Oder ein riesiges Bassin, in dem Nessie quietschvergnügt plantschte und ab und an durch brennende Reifen sprang? Diese Nacht wurde in der Tat von Minute zu Minute wunderlicher und hatte ihren Höhepunkt offenbar noch längst nicht erreicht.

Vermutungen

D ie Soldaten machten mit einer steifen Drehung auf ihren Absätzen kehrt und stiefelten den Gang zurück in die Richtung, aus der sie mit Singer gekommen waren.
    »Dr. Singer, Zoologie«, stellte sich der immer noch leicht verwirrte Biologe seinem Gegenüber vor und erwiderte dessen kräftigen Händedruck. »Quarantäne? Sollten wir uns dann nicht besser beim Hinausgehen die Hände waschen wie brave kleine Jungs?«
    Schlesinger lachte laut und herzlich. »Da haben Sie recht, mein lieber Dr. Singer. Oder hätten Sie, wenn es sich denn um eine isolierte Quarantäne hier drin handeln würde.«
    »Tut es nicht? Mir erscheinen fünf Stockwerke unter der Erde reichlich isoliert.«
    »Freilich«, grinste Schlesinger und zwinkerte verschwörerisch, »Allerdings glaube ich nicht, dass es darum geht, die Außenwelt gegen Keime oder Bakterien von hier drinnen abzuschirmen. Verstehen Sie? Vielmehr sollen wir wohl unsere Keime nicht hier reinschleppen .«
    Damit wandte sich der Physiker um und drückte eine schwere Glastür zu einem großen, dezent beleuchteten Raum auf. »Kommen Sie, ich stelle Sie den anderen vor. Es gibt Kaffee, und wie Sie aussehen, haben Sie den mindestens genauso nötig wie ich.«
    Sofern das in der betont klinischen Umgebung des unterirdischen Betonklotzes überhaupt möglich war, strahlte die Lounge, in die Schlesinger ihn führte, eine fast schon anheimelnd zu nennende Atmosphäre aus. In der Ecke brodelte eine gigantische Kaffeemaschine vor sich hin und der Duft von frisch Gebrühtem erfüllte den Raum. Die gedämpften Muschellampen an den Wänden und die gemütlichen weißen Stoffsessel wirkten fast schon kitschig in der ansonsten betont sterilen Arbeitsumgebung des Forschungskomplexes.
    Ein paar der Anwesenden hatten es sich auf den diversen Couches in den Ecken bequem gemacht, um wenigstens einen Teil des ihnen geraubten Nachtschlafs nachzuholen. Singer, der seit seiner Abreise in Peru kein Auge zugetan hatte, fühlte es ihnen herzlich nach. Offenbar hatte man sie ebenfalls erst kürzlich aus ihren Betten geholt. Andere hatten ihre Sessel zu kleinen Sitzgruppen zusammengerückt und waren angeregt in geflüsterte Gespräche vertieft. Alle befolgten den identischen Dresscode – praktikable, reinweiße Labor-Kleidung ohne Taschen, Marke Murnauer-Institut.
    Schlesinger deutete auf eine der Sitzgruppen, in der noch zwei Sessel frei waren. Eine junge Frau blickte von einer Zeitschrift auf, in der sie geblättert hatte, und schenkte Singer einen Blick aus überraschend blauen Augen.
    »Dr. Walther, darf ich vorstellen? Das ist mein Freund und Mitgefangener, Dr. Singer, ja, ganz recht, der berühmte Biologe aus Hamburg. Damit dürfte der durchschnittliche IQ in diesem Raum allmählich bei zweihundert Punkten angelangt sein«, sagte Schlesinger und grinste breit.
    Die junge Frau mit den bemerkenswerten Augen stellte sich als Dr. Walther vor, Leiterin der neuropsychologischen Fakultät der Berliner Charité. Sie schenkte Singer ein einnehmendes Lächeln, als sie ihm ihre Hand entgegenstreckte. Ihre zartgliedrigen Finger erwiderten seinen Händedruck überraschend kräftig. Singer bemerkte einen zierlichen Ring an ihrer rechten Hand und ertappte sich unwillkürlich bei der Frage, ob dieser bloße Zierde oder gar ein Ehering war?
    Schlesingers Hand deutete mit einer ausladenden Geste auf die im Raum versammelten Wissenschaftler. Was Murnauer hier mitten in der Nacht herangekarrt hatte, war die Crème de la Crème so unterschiedlicher Felder wie Anthropologie, Neurologie, Sprachforschung, Mathematik und organischer Chemie. Außerdem hatte er mehrere Ärzte versammelt, größtenteils Chirurgen. Die Sorte, meinte Schlesinger, die man selbst in bestens ausgestatteten Krankenhäusern nur in besonders komplizierten Fällen einfliegen lässt. Sofern der betreffende Patient sich das leisten kann, fügte der graubärtige Alte hinzu. Die Versammlung war ein wahres Monument des Murnauer‘schen Einflusses. Seine Beziehungen mussten in der Tat außergewöhnlich weitreichend sein.
    Es fragte sich freilich nach wie vor, zu welchem Zweck er das alles überhaupt veranlasst hatte.
    Offenbar war

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