Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
Seelenverwandter.
»Er hat den Ulrich, das ist der hiesige Förster, an die Stelle geführt, wo ich aus dem Berg gekommen bin. Der Ulrich hat mir dann Wasser gegeben und die Bergwacht gerufen. Und wie ich aus dem Berg gekrochen bin, muss ich wohl ziemlich wirres Zeug geredet haben von der ganzen Anstrengung. Von der großen Höhle und dem seltsamen Urstein und dem Ding darin, tief drunten in der Gletscherhöhle am Pass. Das hat mir der Ulrich erzählt, wie er mich später im Krankenhaus besucht hat.»
Er nippte ein weiteres Mal von seinem Kaffee und fuhr dann fort: »Und dann sind die Leut' von der Universität gekommen, bis von Zürich sind sie extra hergekommen in unser kleines Igstein und haben mir ihre Fragen gestellt. Endlose Fragen waren das und dabei lag ich ja noch mit dem kaputten Arm im Bett. Und ich hab' ihnen gesagt, was sie wissen wollten. Wisst ihr, ich habe sogar geglaubt, dass sie vielleicht den Eingang nach mir benennen, oder nach dem Tobi. Der hat mir ja das Leben gerettet, da droben auf dem Pragelpass.« Er schüttelte den Kopf.
»Aber das haben die nicht gemacht. Stattdessen waren die von der Universität auf einmal weg und dann sind die Leut' mit den Anzügen gekommen, ganz feine Herren waren das, und auch Deutsche dabei. Und dann haben sie den ganzen Gletschergipfel abgesperrt, der Förster Ulrich war droben und hat die Zelte gesehen und die Lkws und den hohen Zaun um den ganzen Gletscher, den sie da hingebaut haben. Er hat sogar Hubschrauber gesehen, solche wie die Bergwacht auch hat, nur größer und ganz in schwarz. Und plötzlich war da droben alles ein Sperrgebiet und niemand hat mehr hoch gedurft auf den Gletscher. So ein Unfug, habe ich zum Ulrich gesagt, man kann den Gletscher doch nicht einfach absperren! Und dann, hat der Ulrich gesagt, waren die Zelte und die Hubschrauber und auch die Lkws plötzlich verschwunden über Nacht. Aber der Zaun ist geblieben.«
Er beugte sich hinab, nahm seine Tasse wieder an den Mund und trank einen großen Schluck des inzwischen nur noch warmen Getränks.
»Und dann ist einer der Anzugmenschen, irgend ein gewichtiger Professor Doktor oder so etwas, der ist also eines Tages bei mir aufgetaucht und hat mir Löcher in den Bauch gefragt. Dann hat er gemeint, ich sollte niemandem erzählen, was ich drunten in der Höhle gesehen habe.«
»Murnauer«, entfuhr es Singer. Der Alte überlegte einen Moment und nickte dann knapp. Dann stellte er seine inzwischen leere Tasse wieder auf dem Tischchen ab.
»Wisst ihr«, fuhr der Alte fort, »ich bin ein einfacher Mann und ich bin ganz gern für mich. Ich tratsche nicht drunten im Dorf herum, kaum dass ich überhaupt einmal in den Schützen gehe. Da haben wir Besseres zu tun, auf unsere alten Tage, der Herr Tobi und ich.« Antonia und Martin wechselten einen stummen Blick, als sie an den zwielichtigen Wirt des Gasthaus Zum Schützen dachten. Der alte Mann hier war in Ordnung, keine Frage.
»Und das habe ich dem feinen Herrn Professor auch so gesagt. Dann war der zufrieden und ist auch wieder verschwunden, und nach einer Weile auch die Zelte und die Hubschrauber droben auf dem Berg.« Der Alte sah Singer intensiv an. »Aber du hast mir deine Geschichte erzählt und ich denke, ich werde dir auch meine erzählen. Das, was ich in dem Berg erlebt habe. Aber da muss ich dir eine Bedingung abnehmen vorher.«
Singer nickte und schaute den Alten erwartungsvoll an. Dieser schien eine Weile nachzudenken. Schließlich beugte er sich in seinem Sessel vor, blickte Singer ernst in die Augen und sagte: »Du willst in den Berg gehen, wo der große Stein drin liegt, stimmt's?«
Singer nickte erneut bedächtig. Von Wollen konnte eigentlich keine Rede sein ...
»Dann musst du mir versprechen, dass du den Stein kaputt machst und dann alle Eingänge zuschüttest. In dem Stein ist was drin, das nicht hier auf den Berg gehört. Etwas, ich weiß nicht … ich habe es gesehen. Nicht so richtig, aber doch gesehen. Fast wie in einem Traum. Aber ich weiß, dass in dem Stein etwas Böses ist, etwas ganz Garstiges, was dem Tobi weh tun will, und mir. Das uns allen weh tun will, glaube ich. Deshalb musst du mir versprechen, dass du das Ding zerstörst.«
Antworten
S inger nippte an seinem Kaffee, dann starrte er eine Weile in die halbvolle Tasse in seiner Hand. Schließlich reichte er dem Alten die Hand und sagte: »Das werde ich. Zumindest werde ich es versuchen.«
Der Alte blickte Singer nochmals fest in die Augen. Dann
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