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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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schlafen hier«, sagte Antonia und deutete auf das zweite Bett im Raum.
    Keine zehn Minuten später lauschte sie mit geschlossenen Augen dem gleichmäßigen, leisen Schnarchen ihres Vaters. Und für einen Moment war sie beinahe glücklich. Wie damals, als sie noch zu dritt in einem Haus gewohnt hatten, dachte sie. Mit Mama. Wie eine glückliche kleine ...
    Nein. Das war vorbei, diese Familie lag in der Vergangenheit. Dennoch – was immer der morgige Tag auch bringen mochte, sie hatte ihren Paps zurück und das war etwas, das sie sehr glücklich machte, wenn es auch nur von kurzer Dauer sein konnte. Und die letzten beiden Tage hatten Antonia noch etwas geschenkt, das mindestens genauso gut war. Sanft drehte sie sich unter der flauschigen Decke zu Martin um und suchte einen Zugang unter dem Oberbett, das dieser fest um seinen Körper geschlungen hatte. Ihre kleine Hand begann, ein Loch in das Innere seiner Deckenburg zu bohren und drang schließlich durch. Sie fand Martins Hand, es war die linke, wie sie anhand der Brandnarben sofort feststellte, und sie begann, sanft über die Verletzung zu streichen.
    Martin, der offenbar ebenfalls noch nicht geschlafen hatte, wollte seine entstellte Hand zurückziehen, doch sie hielt sie fest. Hielt sie fest mit sanftem, aber bestimmtem Griff, bis er sich entspannte und begann, sie mit dem vernarbten Daumen seiner Linken ebenfalls zu streicheln. Sie streckte ihre zweite Hand durch den Eingang unter Martins Decke, der sie bereitwillig ein kleines Stück anhob. Rasch schlüpfte sie darunter und Martin wickelte die Decke wieder fest um sie beide. Sie kuschelte sich dicht an seinen warmen Körper und in seine überraschend muskulösen Arme. Ihre Gesichter näherten sich einander in der vollkommenen Dunkelheit, bis sich ihre Nasenspitzen zum ersten Mal wie zufällig berührten. Und dann noch einmal, jetzt nicht mehr zufällig. Ihre Lippen bewegten sich langsam aufeinander zu, bis aus der schwachen Ahnung einer Berührung eine zärtliche Tatsache wurde. Antonias Lippen waren erstaunlich weich, als sie sich sanft auf seine drückten, stellte Martin fest. Und es fühlte sich gut an.
    Nein, nicht einfach nur gut – viel mehr als das. Es fühlte sich richtig an. Natürlich, so wie Zahnräder eines gewaltigen Getriebes, die perfekt ineinander fassen. Keine Fragen, nur Antworten.
    Es blieb ihr einziger Kuss in dieser Nacht und als sie kurz darauf einschliefen, ahnten sie nicht, dass das Getriebe des Schicksals bereits andere Pläne für sie bereithielt.

Igstein
     
     
    D er nächste Morgen verwandelte das Alpenpanorama des Muotatals in den Postkartentraum aller Skigebiete. Über Nacht war der matschige Schneeregen richtigem Schnee gewichen. Die Sonne ließ die weiße Fläche funkeln, als hätte jemand in der Nacht die Schneedecke mit unzähligen Diamantsplittern gespickt. Von hier, so erklärte der Alte ihnen, während sie in der Küche ein herzhaftes Frühstück einnahmen, könne man bis zu den weit entfernten Gipfeln auf der anderen Seite des Tals blicken, hinauf bis zum Gletscher des Pragelpasses, ihrem fernen Ziel. Dazwischen erstreckte sich das Muotatal nun ganz in Weiß und rechter Hand kuschelten sich die Dächer des kleinen Dorfes Igstein zusammen, von hier oben kaum mehr als Spielzeughäuschen mit glitzernden, weißen Dächern wie Zuckerguss.
    Sie ließen sich den starken Milchkaffee mit frischem Bauernbrot, Rührei und Schinken schmecken und planten währenddessen ihre Tour zum Pragelpass. Es war ein kräftiges Bauernfrühstück, gemacht für Menschen, die ein langes, beschwerliches Tagwerk vor sich hatten. Und das hatten sie in der Tat.
    Und während Antonia und Martin sich das Frühstück schmecken ließen und hin und wieder verstohlene Blicke tauschten, besprachen Singer und der alte Suter diese andere Sache, die sie auf dem Weg zum Gletscher noch besorgen mussten: Der Alte wusste auch, wo sie diese Sache vielleicht herbekommen konnten.
    Der Alte hatte ihnen dicke Socken, Wanderschuhe und gefütterte Jacken bereitgelegt, einen kleinen Vorrat davon führte er stets im Haus, für 'seine' Touristen, die, wie er sagte, die Wetterumschwünge im sommerlichen Alpenland oftmals gewaltig unterschätzten. Kaum vorstellbar, murmelte Singer, mit einem Seitenblick auf ihre eigenen, nutzlos dünnen Jäckchen, die noch seit dem Vortag am Haken hingen. Nachdem der alte Suter ein wenig Proviant und eine kleine Thermoskanne mit einem großzügigen Vorrat des Getreidekaffees in jedem ihrer

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