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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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damit beschäftigt, ihren Rausch vom Vortag auszuschlafen.
    Aber noch etwas stimmte nicht mit dem Dörfchen Igstein. Irgendetwas war regelrecht falsch . Dieses Gefühl nagte an Singer, seit sie das kleine Dorf am Morgen zum ersten Mal drunten im Tal erblickt hatten, vom Parkplatz aus, kurz nachdem sie losgegangen waren. Der Anblick der schwarzen Fensterscheiben des Schützen verstärkte diese unbestimmte Ahnung noch. Etwas war verkehrt an diesem idyllischen kleinen Postkartendörfchen, und es hing mit den Dächern zusammen, aus deren dichtem Meer einzig die Kirchturmspitze wie ein erhobener Zeigefinger in den Himmel ragte, grau, stumm und kalt. Doch auch jetzt, als sie durch die merkwürdig verlassenen Gassen von Igstein wanderten, kam er einfach nicht darauf, was es war, das nicht stimmen wollte an diesem stillen, winterlichen Alpenidyll.
    Da nicht anzunehmen war, dass das Dorf über so etwas wie eine Autovermietung verfügte, und es ohnehin fraglich war, ob ein normaler Pkw den Weg zum Gletscher bei dieser Witterung schaffen würde, mussten sie wohl oder übel zu Fuß bis zum Steinbruch gelangen und von da aus weiter bis zum Gletscher. Keine allzu angenehme Aussicht im Anbetracht der verschneiten Passstraße, und vor allem würden sie wertvolle Zeit verlieren. Aber was blieb ihnen schon übrig?
    Also durchquerten sie Igstein auf dem schnellsten Weg und stiegen ganz bis zum Grund des Muotatals hinab. Hier gab es einen besseren Feldweg, der den Talgrund mit etwas über einem Kilometer Länge durchquerte. Auf der gegenüberliegenden Seite des Tales ging es steil aufwärts, hier begann die Serpentinenstraße hinauf zum Pragelpass und zum Gletschergipfel.
    Bis auf ein paar winterfest verriegelte Scheunen säumte kein Anzeichen von Zivilisation ihren Weg durch das Tal. Dafür war der Anblick der mächtigen Felsmassive von hier unten noch beeindruckender, während sie sich durch den tiefen Neuschnee vorankämpften. Ihre Spuren waren die ersten im Schnee. Der Feldweg war unter der dichten Schneedecke kaum auszumachen – hier unten hatte sich offenbar niemand die Mühe gemacht, Markierungsstangen in den Boden zu rammen.
    Schließlich hatten sie die weiße Ebene des Talgrunds durchquert. Wenigstens hier, am Fuße der Passstraße, gab es Spuren von Leben, wenn diese auch schon mehrere Stunden alt zu sein schienen. Sie konnten die verwehten Profilabdrücke etlicher Autoreifen im Schnee erkennen. Wahrscheinlich ein Lkw, der heute in aller Früh mit einer Ladung Steine oder Schotter vom Steinbruch unterwegs zum Hauptwerk in Einsiedeln gewesen war. Die Passstraße war besser geräumt als der Weg durch den Talgrund, vermutlich ebenfalls ein Verdienst der Schotterwerke.
    Nach etwa einer halben Stunde erreichten sie eine rechtwinklige Abzweigung, auf der ein verwittertes Plastikschild die frohe Botschaft der Wahlander Schotterwerke GmbH in schmucklosen, verblassten Buchstaben verkündete, die einstmals ein tiefes Blau gehabt haben mochten, das sich nun als ausgeblichenes Babyblau präsentierte. Das Firmenlogo stellte einen kleinen lachenden Bauarbeiter dar, der mit einer Schaufel beherzt in einem Haufen Steine herumstocherte. Irgendein Witzbold hatte mit einem Filzmarker ein paar Fliegen und Wellenlinien über den blauen Steinhaufen an das Schild gekritzelt, sodass es aussah, als schaufelte sich der Arbeiter tückisch grinsend in einen riesigen Berg aus frischem Dung.
    Als sie in den Abzweig einbogen, wurde der Weg rasch holpriger. Große Reifen von schwer beladenen Lkws hatten tiefe Spuren in den weichen Waldweg gegraben, die sich im Herbst mit Regenwasser gefüllt hatten und nun kleine überfrorene Tümpel bildeten. Jeder, der diesen Weg nicht mit einem Lkw oder geländegängigen Fahrzeug befuhr, tat dies auf eigene Gefahr und konnte sich wahrscheinlich auf einen baldigen Besuch bei seiner Autowerkstatt und ein Paar neue Stoßdämpfer freuen. Direkt, nachdem er sich zum Gespött des Mannes vom Abschleppdienst gemacht hatte.
    Hier, auf der zum Tal hin ungeschützten Wetterseite des Berges waren die Schneeverwehungen wieder stärker, sodass sie keine weiteren der frischen Lkw-Spuren entdeckten. Nach etwa zehn Minuten erblickten sie die ersten der langgestreckten Gebäude des Steinbruchs – bis auf ein einzeln stehendes, schmutzig rotes Ziegelhaus kaum mehr als die lose verstreute Ansammlung einiger grauer Baubaracken in größtenteils desolatem Zustand. Eine überdachte Parkfläche, auf der ein aufgebockter Lkw ohne Vorderräder

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