Drachen, Orks und Magier
Schattenwesen.
Und er sah, wie ein weiterer Strahl aus der Wolke schoss.
Whuon sah wieder nichts. Der Schmerz wurde schier unerträglich. Er hatte das Gefühl zu fallen. Er wusste nicht mehr, wo unten und oben war.
Langsam konnte der Thyrer wieder sehen. Er spürte die mörderische Axt in seiner Hand und er sah, wie sie auf das Schattenwesen einschlug. Diesmal brachte es nicht nur ein Stöhnen heraus, sondern einen Schrei. Es war ein gellender, verzweifelter Schrei.
Whuon spürte, wie er durch die Axt die Energie des Schattenwesens in sich aufnahm.
„Du siehst, wer von uns der Stärkere ist, Schattenwesen“, hörte Whuon sich selbst sagen. Es kam ihm fast so vor, als wäre er nur ein ferner Beobachter, der durch einen Schleier auf die Szene blickte. Er fragte sich, ob sein Gegner seine Schwäche am Ende nicht doch vorgetäuscht hatte.
Die Wolke, die das Schattenwesen darstellte, zog sich zusammen und schwebte stöhnend davon.
„Es ist schwach!“, raunte das Axtwesen Whuon zu.
„Lassen wir es! Ich glaube kaum, dass es noch eine Gefahr darstellt.“
„Wir müssen es töten. Folgen wir dem Schattenwesen!“
Whuon war nicht wohl bei dem Gedanken. Er musste an die Szene denken, als das Axtwesen ihn dazu zwang, die Überlebenden der schwarzen Stadt niederzumachen.
3.
Mit der Axt hoch über dem Kopf preschte Whuon dem Schattenwesen nach.
„Es ist schwach. Es kann nicht mehr weit kommen“, raunte ihm die Gedankenstimme des Axtwesens zu.
Der Wind blies Whuon ins Gesicht. Es war ein merkwürdig heißer Wind. Der Regen klatschte auf den nackten Fels.
Die schwarze Wolke, die das Schattenwesen darstellte, gondelte unsicher durch die Luft. Es sah so aus, als müsse sie jeden Augenblick zu Boden gehen.
Und da geschah es tatsächlich!
Whuon holte es schnell ein. Er spürte, wie sich sein Arm mit der Axt hob.
Er blickte auf die kleine schwarze Wolke am Boden – man konnte kaum glauben, dass dies das einst mächtige Schattenwesen war.
Die Axt wollte dem kreischenden Schattenwesen den Todesstreich versetzen, doch Whuon wehrte sich dagegen.
„Wir müssen es töten“, sagte das Axtwesen mit einem drohenden Unterton.
„Wir müssen es nicht! Es stellt keine Gefahr mehr dar. Warum soll es getötet werden?“
Keine Antwort.
Whuon spürte die Kraft, mit der die Axt seinen Arm hochziehen wollte. Er stemmte sich mit seiner ganzen Kraft dagegen, obwohl er wusste, dass das Axtwesen letztlich seinen Willen durchsetzen würde.
Whuon hatte Angst vor dem Augenblick, da die Axt herabsausen würde. In seiner Vorstellung hörte er schon das Stöhnen des Schattenwesens.
Aber die Axt fuhr nicht herab!
Sie blieb wo sie war, was Whuon sehr verblüffte. Hatte sein mächtiger Freund aufgegeben?
Oder war Whuon der Stärkere?
Whuon erschreckten seine eigenen Gedanken.
„Ich werde dich nicht töten, Schattenwesen!“, sagte er zu der schwarzen Wolke.
Ein unartikulierter Laut war zu hören. Hatte das Schattenwesen vielleicht nicht mehr die Kraft, seine Gedanken klar und verständlich zu äußern?
Er vernahm jetzt eine Art Röcheln.
„Du … du … du bist nicht das Axtwesen?“, fragte das Schattenwesen jetzt. Einen Moment lang betrachtete der Thyrer die kleine schwarze Wolke – jetzt nur noch ein Häufchen Elend – nachdenklich. Dann kam die Antwort. „Ich bin nicht nur das Axtwesen.“
Whuon legte hierbei die Betonung auf das ‚nur’.
Er wandte sich ab. Er jagte auf seinem roten Ross die schmalen Bergpfade entlang und wandte keinen Blick mehr zurück.
„Du hättest eine Gefahr für das Universum ausschalten können, aber du hast diese Chance nicht wahrgenommen“, raunte die Gedankenstimme des Axtwesens. Whuon achtete nicht darauf. Die Axt fest umklammert, jagte er seines Weges. Er wollte vergessen, was er erlebt hatte. Aber konnte man solche Dinge vergessen?
Whuon fragte sich, warum das Axtwesen nicht einfach seinen Körper übernommen hatte. Wie leicht hätte ihn dieses Wesen dazu zwingen können, das zu tun, was für richtig hielt!
Und doch hatte es dies nicht getan.
Konnte es nicht?
Whuon schien dies absurd, denn er hatte ja bereits Beweise für die Macht des Axtwesens gesehen.
Der Thyrer zügelte plötzlich sein Pferd. Er wandte sich nach innen – an das Axtwesen.
„Du hast lange genug in meinem Körper gehaust! Es gibt nirgends eine Gefahr für dich, also geh!“
„Das Schattenwesen ist nicht tot.“
„Aber es ist schwach und dir kaum noch ein Gegner.“
„Egal! Es ist nicht tot. Das
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