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Drachenauge

Drachenauge

Titel: Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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eine Ewigkeit dauern, diese alte Mine wieder in Stand zu setzen, geschweige denn, mit Chalkin handelseinig zu werden. Sie wissen ja, wie er monatelang über Nebensächlichkeiten feilscht und streitet, ehe er einen Entschluss fasst.« Er verzog sein langes Gesicht zu einer Grimasse. »Wenn Sie«, er wandte sich an die Runde, »mir die Erlaubnis geben, die Mine im Gebirge zu betreiben, könnte ich noch heute Abend verschiedene Leute ansprechen, die vielleicht daran interessiert wären, das Vorhaben zu unterstützen.«
    »Ich bin dafür!«, erklärte Tashvi spontan und hob die Hand.
    »Gut. Der Antrag wurde gestellt und findet bereits
    Unterstützung. Wer sich anschließen möchte, hebe die Hand.«
    Arme reckten sich in die Höhe und wurden gewissenhaft von Paulin gezählt.
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    »Chalkin wird behaupten, es sei Schiebung im Spiel«, unkte Bastom. »Dass wir ihn aus der Sitzung vertrieben hätten, ehe das Thema zur Sprache kam.«
    »So?«, erwiderte Paulin. »Keiner hat ihn zum Gehen
    aufgefordert, und er hat eine Kopie der Tagesordnung, wie wir anderen auch.« Er schlug mit der Faust auf den Tisch. »Das Vorhaben ist hiermit genehmigt. Die Ingenieure können sofort mit dem Projekt beginnen.« Er wandte sich an G'don und K'vin. »Können der Telgar-Weyr und der Hochland-Weyr den Transport von Menschen und Material übernehmen?«
    Beide Weyrführer stimmten zu. Wenn eine neue
    Wohnburg gegründet werden sollte, mussten sich möglichst viele Drachenreiter mit deren Lage vertraut machen.
    »Vor Fädeneinfall sind wir recht gut geschützt«, tat Kalvi schmunzelnd kund. »Die gesamte Anlage befindet sich entweder unter dem Erdboden oder in den
    Höhlensystemen der Berghänge. Hydroponische Installationen werden uns von Anfang an mit frischer Nahrung versorgen.«
    »Hat noch jemand etwas zu sagen?«, erkundigte sich
    Paulin.
    Clisser hob die Hand, erhielt Sprecherlaubnis und
    stand auf. Bedächtig ließ er seinen Blick in die Runde schweifen und schlug dann einen schulmeisterlichen
    Ton an.
    »Lord Chalkins Einstellung ist vielleicht gar nicht so ungewöhnlich«, sagte er. Bei dieser Äußerung spitzten alle die Ohren. »Auf jeden Fall dürfte diese Haltung in Zukunft keine Ausnahmeerscheinung sein. Wir, die wir hier sitzen, sind von dem Ersten Fädenfall zeitlich gar nicht so weit entfernt. Wir verfügen über Aufzeichnungen, mit deren Hilfe wir uns von der Annäherung des Roten Sterns überzeugen können. Aufgrund der Beob-achtungen von Kapitän Tillek und Kapitän Keroon wissen wir, dass es sich um einen vagabundierenden Plane-57
     
    ten handelt, der irgendwann einmal von der Sonne
    Perns eingefangen wurde. Allein schon sein Orbit lässt nur diesen Schluss zu, denn die erratische Umlaufbahn verläuft völlig anders als die Bahnen von Rubkats übrigen Begleitern.
    In jeder Klasse unterrichte ich mindestens sechs Studenten in den Grundzügen der Astronomie sowie im
    Gebrauch des Sextanten. Zudem müssen sie Mathematik beherrschen, um die Bahn jedes einzelnen Himmelskörpers exakt berechnen zu können. Wir besitzen noch drei brauchbare Teleskope, mit denen wir den Himmel erforschen können, doch das ist der letzte kümmerliche Rest eines einstmals stattlichen Bestandes.«
    Er legte eine Kunstpause ein. »Wenn wir ehrlich sind, müssen wir uns eingestehen, dass wir immer mehr von der Technik verlieren, die unsere Vorfahren uns hinter-lassen haben. Nicht durch unachtsamen Umgang mit den Objekten«, er hob die Hand, um Einwürfe dieser
    Art im Keim zu ersticken, »sondern durch Verschleiß und unsere Unfähigkeit, dasselbe technische Niveau zu erreichen, das unsere Vorväter für selbstverständlich erachteten.«
    Kalvi nickte und verzog das Gesicht.
    »Aus diesem Grund schlage ich vor, dass wir nach einer Möglichkeit suchen, mit unseren begrenzten Mitteln das Wissen zu verewigen, das uns zur Verfügung steht. Die Informationen bezüglich der periodisch wie-derkehrenden Fädenschauer sollten für künftige Generationen festgehalten werden. Ich weiß, dass einige von uns …« – Clisser warf einen vielsagenden Blick zur Tür, durch die Chalkin verschwunden war – »nicht wahrha-ben wollen, was uns von den ersten Siedlern überliefert wurde – dass nämlich bei jedem Vorbeizug des Roten Sterns ein todbringender Fädenfall bevorsteht, der ein halbes Jahrhundert andauert. Doch die Naturkatastro-phen, die unseren Planeten bereits jetzt heimsuchen, lassen sich nicht so ohne weiteres ignorieren. Wir leiden 58
     
    unter

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