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Drachenauge

Drachenauge

Titel: Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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ist?«
    »Es ist nicht besonders schwierig, einen Sextanten
    herzustellen«, sagte Kalvi.
    »Angenommen, kein Mensch weiß mehr, wie man
    mit einem Sextanten umgeht?«, hielt Salda ihm entgegen.
    »Die Schiffsführer meiner Flotte benutzen täglich
    Sextanten«, erklärte Bastom. »Auf hoher See sind diese Instrumente unverzichtbar.«
    »Mathematik ist ein Hauptfach für alle Schüler«, warf Clisser ein. »Nicht nur für Seeleute.«
    »Um die richtigen Antworten zu finden, muss man
    nach einer ganz bestimmten Methode vorgehen«, erklärte Corey, die Leitende Ärztin, die zum ersten Mal das Wort ergriff. »Und dann noch Bescheid wissen,
    wann es angebracht ist, gewisse Erkenntnisse zu verwerten, und wann lieber nicht.« Ihr Berufszweig bemühte sich, einen hohen Standard zu wahren, derweil immer mehr Geräte den Geist aufgaben und man sich
    aufs Improvisieren verlegen musste.
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    »Es muss doch einen Weg geben, auf dem man diese
    wichtigen Informationen der Nachwelt überliefern
    kann«, beharrte Paulin, zuerst Clisser ins Auge fassend und dann alle Umsitzenden der Reihe nach anschau-end. »Lassen Sie uns gründlich nachdenken. In Metall eingravierte Lehrsätze sind nicht schlecht … zumal sie so angebracht sein müssten, dass die Platten nicht irgendwo verstaut und vergessen werden.«
    »Eine Art Stein von Rosette?«, sagte Clisser. Es war eher eine Feststellung denn eine Frage.
    »Was ist das?«, erkundigte sich Bridgely. Clisser be-saß die für manche Leute ärgerliche Angewohnheit, in ein Gespräch Bemerkungen einfließen zu lassen, die
    keiner verstand, der sich nicht wie er mit alter Geschichte auskannte. Man brauchte nur nachzuhaken,
    und er erging sich in ellenlangen gelehrten Erklärungen.
    »Im späten achtzehnten Jahrhundert entdeckte man
    auf der Erde einen Stein mit Inschriften in drei altertümlichen Sprachen. Durch Analogie ließen sich so bis-lang unbekannte Schriften entschlüsseln. Der Vergleich hinkt ein wenig, denn unsere Botschaft würde natürlich nur in einer einzigen Sprache abgefasst sein.«
    »Also einigen wir uns auf Metallplatten?«, fragte
    Corey.
    »Wenn das der einzige Weg ist …«, setzte Clisser an und brach stirnrunzelnd ab. »Nein, es muss eine verlässlichere Methode geben. Ich werde mich mit den verschiedenen Möglichkeiten beschäftigen.«
    »Na schön, Clisser, aber lassen sie sich nicht zu viel Zeit«, erwiderte Paulin. »Besser, hundert Sirenen, Glocken und Pfeifen veranstalten einen Radau, als dass es überhaupt keine Warnung gibt.«
    Clisser schmunzelte. »Glocken und Pfeifen sind einfach herzustellen. Schwierig wird es bei der Sirene.«
    »Also gut«, meinte Paulin und schaute in die Runde.
    Von draußen hallte fröhliche Tanzmusik herein, und die 62
     
    jüngeren Leute wurden sichtlich ungeduldig. »Gibt es noch etwas, das besprochen werden müsste?« Ohne
    eine Antwort abzuwarten, schlug er mit seinem Hammer auf den Tisch, und die Sitzung war beendet. »Das wär's für heute. Amüsiert euch gut, Leute.«
    Die Eile, mit der alle dem Ausgang zustrebten, gab zu erkennen, dass man genau dies im Sinn hatte.
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KAPITEL 2
Versammlung in Fort
    liss, was, um alles in der Welt, ist in dich gefahren?«, C fuhr Sheledon ihn wütend an. Er war der Direktor
    der Kunstfakultät des Kollegiums und hütete eifersüchtig seine Freizeit, die er zum Komponieren brauchte.
    »Nun«, begann Clisser, Sheledons vorwurfsvollem
    Blick ausweichend, »Tatsache ist, dass das Kollegium über mehr Dokumente verfügt als jede andere Einrichtung; überdies sind wir besser qualifiziert, Berichte einzuschätzen und zu bewerten als ein Amateur. Aufgabe des Kollegiums ist es nun mal, für Bildung und Wissenschaft zu sorgen.«
    »In erster Linie sind wir dazu da«, entgegnete Danja –
    die mit ihrer Zeit genauso geizte wie Sheledon, weil sie in einem Streichquartett mitwirkte –, »jungen Leuten, die lieber Drachen reiten oder Grundbesitz an sich raffen möchten, den Gebrauch ihres Verstandes beizubringen. Und manche von ihnen dahin gehend zu manipulieren, dass sie tatsächlich losziehen und ihr Wissen an die sich ständig vermehrende Perneser Bevölkerung weitergeben.«
    Tanzmusik wehte ihnen entgegen, doch Sheledon
    und Danja waren zu erbost, um den flotten Rhythmus
    wahrzunehmen, der die drei anderen Personen, die bei ihnen am Tisch saßen, zum Mitwippen animierte. Danja schoss Lozell einen vernichtenden Blick zu, der verschämt aufhörte, mit seinen vom Harfespielen schwieligen Fingern den

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