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Drachenblut 01 - Die Väter

Drachenblut 01 - Die Väter

Titel: Drachenblut 01 - Die Väter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Herzberg
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Augen trafen sich. Edward musterte Parcival
geringschätzend. Ein Hehl hatte der Grafenspross nie aus seiner Abneigung
gemacht. Mit seiner Mutter, die bereits im Kindbett verstorben war, hatte sich
auch der letzte kümmerliche Rest von Wärme und Herzlichkeit verabschiedet.
     
    »Vater
- was gedenkst Ihr nun zu tun?« Edward war dem Grafen eilig gefolgt und hatte
ihn schon auf den breiten Gängen der Burg eingeholt.
    »Was
soll ich wohl tun?«, antwortete ihm sein Vater grimmig, »zuerst einmal sollte
ich wohl Siegfrieds Rückkehr abwarten und erst dann bleibt zu entscheiden, was
mit ihm geschieht«, fuhr er mürrisch fort.
    »Aber
Ihr erinnert Euch noch an Euer Versprechen?«, bohrte Edward weiter.
    »Natürlich
erinnere ich mich! Für Siegfried wird auf dieser Burg nie wieder ein ruhiger
Platz zu finden sein. Und jetzt troll dich ... du Tunichtgut.«
     
    Edward
entfernte sich grinsend und hinterließ einen ebenso fröhlichen Grafen. Der
Drache, welcher ihm laut Prophezeiung das Leben rauben sollte, war tot.
Siegfried hatte seine Aufgabe erfüllt. Wie hätte der tapfere Held wissen
sollen, dass ihn bei seiner Rückkehr alles andere als Dank erwarten würde.
    Viele
Dinge gab es zu tun - nun, wo sie alle wieder eine Zukunft vor sich hatten.
Zuerst wies der Graf Parcival an, die Vorbereitungen für ein drei Tage
andauerndes Fest zu treffen, welches schon am gleichen Abend beginnen sollte.
Diese frohe Kunde galt es gebührend zu feiern. Auch in ein paar Tagen würde
sich die Zeit dafür finden Edwards und auch seine eigene Zukunft entsprechend
zu planen. Viele seiner Leibeigenen waren mit der Pacht im Rückstand und es
galt nun, zum eigenen Wohle, die Zügel wieder etwas kürzer zu nehmen.

Kapitel 19: Ein Teil des Planes
     
    Einige
Tage zuvor. Irgendwo, tief in den Wäldern:
    Die
Jahre waren an ihr vorübergezogen als seien es nur Sekunden gewesen. Die Hexe
lag auf dem blanken Boden ihrer Hütte und befand sich in einem Zustand, den man
heute als eine Art Selbsthypnose bezeichnen würde. In dieser Verfassung war es
der Alten möglich, große Teile der Zukunft vorherzusehen ... zumindest einer
wahrscheinlichen oder möglichen Zukunft.
    Morgen
würde sie zum letzten Mal in Richtung Burg aufbrechen, um dort ein Neugeborenes
in Empfang zu nehmen. Obwohl das Kind noch nicht einmal geboren war, wusste sie
bereits, dass es sich um einen gesunden Knaben handelte. Dieser sollte, wenn
alles so verliefe, wie sie es geplant hatte, ihrem Drachen als Henkersmahlzeit
dienen.
    Sharok
- der letzte seiner Art. Es gab zwar noch einige dieser Geschöpfe, aber keines
von ihnen war wie Sharok. Sie waren seit Jahrtausenden miteinander verbunden
und bildeten eine unzertrennliche Einheit. Ging es der Alten gut, so fühlte sich
auch der Drache stark und unbezwingbar. War er dagegen krank oder hungrig, so
erging es der Alten ebenso schlecht.
    Schon
seit hunderten von Jahren merkte sie, dass sich etwas veränderte. Sie selbst
und auch Sharok wurden schwächer. Beide spürten, dass ihre Zeit gekommen war
und dass sie sich auf das Ende ihres irdischen Daseins vorzubereiten hätten.
Mindestens hundert Jahre lang hatte sich die Alte Gedanken darüber gemacht, ob
es sinnvoll sei, der Nachwelt etwas zu hinterlassen. Dann, sie glaubte sich zu
erinnern, dass es ein Morgen im Sommer vor genau einhundert Jahren war,
beschloss sie, dieser Welt ein Erbe zu vermachen. Die Kraft und Härte, welche
die Hexe und den Drachen vereinten, galt es zu erhalten - wofür auch immer.
Also hatte sie diesen Plan geschmiedet, welcher mit der Geburt eines anderen
hilflosen Knaben begonnen hatte. Morgen nun sollte der letzte Akt dieses
jahrtausendelangen Schauspiels beginnen. Am Ende würden die Hexe und der Drache
tot sein. Ihre Kraft jedoch - ebenso ihre Magie - sollten im Körper des
Drachentöters und seiner Erben weiterleben.
     
    Am
nächsten Morgen näherte sich die Alte nur zögerlich der Burg. Ein seltsames
Gefühl beschlich sie. Ein Gefühl, was sie nicht einmal hätte beschreiben
können, denn sie sah sich zum ersten Mal damit konfrontiert. Es war eine Art
Angst, aber auch große Vorfreude, denn sie war müde - sehr müde.
    Der
Graf, dem sie energisch entgegen schritt, empfing sie an diesem Tage besonders
mürrisch: »Alte ... manch einer wünscht sich du würdest an deinen Kräutern
ersticken und uns endlich von der Plage deiner Existenz befreien.«
    »Mortimer
Mordal, du Schmutz - du lächerlicher Wurm, den ich mit nur einem Tritt
zerquetschen könnte«,

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