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Drachenblut

Drachenblut

Titel: Drachenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd McCaffrey
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sie freundlich.
    Â»Es ist nur … es ist nur …« Lorana fiel nichts mehr ein.
    Â»Ich verstehe, was jetzt in dir vorgeht«, erklärte J’trel, der vermeiden wollte, dass Lorana sich weiterhin quälte. Er schnitt eine Grimasse. Dieses Verhaltensmuster hatte er bei vielen Leuten erlebt, die die Pest überlebt hatten.
    Vor zwölf Planetenumläufen hatte eine verheerende Seuche nahezu ganz Pern heimgesucht. Manche Leute behaupteten, die Pest sei an der Landspitze von Nerat ausgebrochen, andere meinten, die ersten Krankheitsfälle habe es in Burg Benden gegeben; eine weitere Meinung besagte, beim Kap an der Bucht hätte das Unheil seinen Lauf genommen. Wo auch immer die Pest ihren Ursprung hatte, die Seuche breitete sich in Windeseile über den Planeten aus, und nur wenige Orte blieben verschont. Die Burgen, die dem Benden Weyr zugeordnet waren – Bitra, Lemos und Benden  – verzeichneten die schwersten Verluste; von der Landspitze in Nerat tief im Südosten bis hin zur Burg Tillek im äußersten Nordwesten war jede einzelne Festung betroffen.
    In weniger als sechs Monaten war die Pest vorüber; zurück blieben trauernde Bauern und Handwerker, die sich zornig fragten, warum die Drachenreiter nicht früher eingegriffen hatten, um ihnen das Los zu erleichtern. Von den Weyrn kam Unterstützung, doch erst dann, als das Schlimmste vorbei war. J’trel kannte den Grund für diese Zurückhaltung. Sein Geschwaderführer, J’lantir, hatte ihm von den hitzigen Diskussionen zwischen den Weyrführern erzählt, die sich erbittert darüber stritten, ob man der geschundenen Bevölkerung helfen oder sich lieber isoliert halten sollte, um die Drachenreiter nicht zu gefährden. Denn in wenigen Planetenumläufen würde es beim Vorbeizug des Roten Sterns wieder Fäden vom Himmel regnen, und dann brauchte man jeden Reiter, um sie zu bekämpfen.

    Mancherorts war jeder dritte Bewohner der Pest zum Opfer gefallen. In anderen Siedlungen starben nur die jüngsten und die ältesten Menschen. Einige abgelegene Festungen waren verwaist, weil niemand überlebt hatte; jeder Perneser hatte mindestens einen nahen Verwandten oder Freund durch die Seuche verloren.
    Als die Epidemie ausgemerzt war und die Drachenreiter herbeieilten, um ihre Hilfe anzubieten, fanden sie unkultivierte Felder vor und Menschen, die apathisch und mit leeren Blicken in ihren Behausungen hockten, unfähig, aktiv zu werden. Die wenigen Heiler, die nicht selbst an der Pest gestorben waren, erläuterten, dass diese lethargischen Männer und Frauen unter einem schweren Schock stünden. Diese traumatisierten Überlebenden brauchten viel Zuspruch und Fürsorge, um sich zu erholen.
    Alle empfanden dasselbe quälende Gefühl des Verlustes, dieselbe Verwunderung durchsetzt mit Scham, weil sie am Leben geblieben waren, während geliebte Menschen sterben mussten – eine vage Empfindung, dass sie es nicht Wert seien, zu leben, keine Daseinsberechtigung hätten.
    Â»Was würdest du denn am liebsten tun?«, hatte J’trel Lorana gefragt.
    Das Mädchen schürzte die Lippen. »Ich weiß es selbst nicht«, gestand sie ein. »Ich fühle mich nur noch nicht bereit, um …«
    Â»Vielleicht bist du tatsächlich noch nicht so weit«, pflichtete J’trel ihr bei. »Du kannst immer noch nach Lemos zurück …«
    Â»Nein!«, rief Lorana entsetzt. Sie schöpfte tief Atem und fuhr ruhiger fort: »Nein, nur das nicht. Lemos enthält für mich zu viele traurige Erinnerungen. Nie wieder will ich dorthin!«
    Â»Wie du meinst«, entgegnete J’trel. Er dachte kurz nach. »Wir sollten uns mal auf das konzentrieren, was du alles kannst.«
    Â»Nun, ich finde, mit dem Schienen von gebrochenen Knochen kenne ich mich aus«, meinte Lorana und blickte auf den schlummernden Grenn.
    Â»Außerdem kannst du ungewöhnlich gut zeichnen«, fügte J’trel hinzu. »Wir sollten das mal überschlafen«, sagte er gähnend.
    Als die Sonne ihn am nächsten Morgen weckte, kam ihm eine Idee. Er wusste, dass Lorana leichter über ihren Kummer hinwegkäme, wenn sie eine Aufgabe hätte, die sie voll und ganz gefangen nahm. Ihre Beobachtungsgabe und ihr Zeichentalent konnte sie dazu nutzen, die unterschiedlichen Tierarten auf Pern zu katalogisieren.

    Â»Noch nie hat jemand die Tierwelt dieses Planeten

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