Drachenblut
auf Papier festgehalten«, erläuterte er ihr. »Du wärst also die Erste.«
Lorana war sofort Feuer und Flamme.
»Aber wie soll ich ganz Pern bereisen?«, hielt sie ihm entgegen. »Ich kann dich doch nicht bitten, mich überall hinzubringen.«
»Ich werde darüber nachdenken«, erwiderte Jâtrel. »Denn irgendwann einmal muss ich in meinen Weyr zurück und mich dort meinen Pflichten widmen.«
Er stand auf und schlug sich mit den Händen auf die Schenkel. »Doch zuerst sollten wir nachsehen, ob unser Patient für seinen ersten Flug bereit ist.«
Grenn blieb nur wenige Augenblicke in der Luft, dann plumpste er mit lautem Klagegeschrei wieder nach unten.
Jâtrel blickte verdutzt drein. »Das verstehe ich nicht.«
»Ich weiÃ, was los ist«, lachte Lorana. »Wir haben ihn so gut gefüttert, dass er zum Fliegen zu schwer ist!«
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»Jâtrel?« Loranas Stimme holte den Drachenreiter aus seinen Grübeleien.
Nervös reichte sie ihm ihren Block und deutete auf ihre letzte Skizze. Jâtrel sah, dass sie schnell hintereinander mehrere Bilder gezeichnet hatte.
»Ist das Kapitän Tanner?«, fragte sie und zeigte auf einen Mann, den sie porträtiert hatte.
»Das ist er, wie er leibt und lebt!«, erwiderte Jâtrel staunend. »Lass uns an Bord gehen, damit du ihn persönlich kennen lernst.«
Jâtrel führte sie in das Heck des Schiffes. Loranas Blicke huschten hin und her, während sie entzückt alles in sich aufsog, was sich ihren Augen darbot.
Plötzlich blieb der Drachenreiter stehen, und Lorana richtete ihre Aufmerksamkeit auf die Männer vor ihnen.
Direkt ihr gegenüber stand Kapitän Tanner, flankiert von zwei Schiffern. Ein weiterer Seemann stellte sich neben Jâtrel.
Zu ihrer Verblüffung merkte Lorana, dass Kapitän Tanner der jüngste der Männer war. Sie schätzte, er müsse ungefähr in ihrem Alter sein, zwanzig Planetenumläufe. Die anderen Kerle sahen viel älter aus, von Wind und Wetter gegerbte Fahrensleute. Im Gegensatz zu dem adrett gekleideten Kapitän trugen sie schmuddelige Sachen, und ihre grimmigen Gesichter wirkten nicht unbedingt Vertrauen erweckend.
Mit seinen braunen Augen musterte der Kapitän das Mädchen, und ihm schien zu gefallen, was er sah. Lorana fand, er habe einen offenen, ehrlichen Blick.
»Wie versprochen, bringe ich dir eine Heilerin an Bord, Kapitän Tanner«, begann Jâtrel.
Tanner machte groÃe Augen, als er den Sinn der Worte begriff. Mit skeptischer Miene wandte er sich an Lorana. »Lord Jâtrel hat mit keiner Silbe erwähnt, dass der Heiler, den er mir bringen wollte, eine Frau ist.«
»Zeig ihm deine Skizzen«, forderte Jâtrel sie auf.
Mit tauben Fingern hielt Lorana dem Kapitän ihren Block entgegen. Tanner nahm ihn höflich in Empfang und betrachtete das erste Bild.
»Hast du schon mal ein Schiff gezeichnet?«
»Gerade eben, vom Kai aus«, antwortete sie. »Wenn du umblätterst â¦Â«
Kapitän Tanner schlug das nächste Blatt auf und pfiff anerkennend durch die Zähne. Die anderen Fahrensmänner rückten näher an ihn heran, um besser sehen zu können.
»Ich interessiere mich auch für Fische und Seevögel«, erklärte Lorana.
»Deshalb möchte sie auch so gern auf der Windreiter mit euch segeln«, ergänzte Jâtrel.
»Wirst du von den Fischen und Seevögeln ebenfalls Skizzen anfertigen?«, fragte einer der älteren Männer.
Lorana nickte.
»Falls wir Fische fangen, würdest du für uns Bilder davon malen?«, wollte ein anderer wissen. Ehe Lorana antworten konnte, stieà der dritte Seemann ein brüllendes Gelächter aus. »Als ob du jemals was fangen würdest, Minet! Du mit deiner alten Angelrute!«
»Aye, Fische fängt man am besten mit einem Netz!«
»An Bord der Windreiter gibt es keine Netze, du Idiot!«, erwiderte Minet. Lorana merkte, dass trotz des rauen Umgangstons keine Feindschaft zwischen diesen alten Seebären herrschte.
»Die Windreiter ist ein Schoner, Baror«, sagte Tanner. »Sie ist ein Schnellsegler, auf Geschwindigkeit ausgelegt, und kein schwerfälliger Fischtrawler.«
Der Seemann namens Baror verzog finster das Gesicht. Lorana gefiel der Blick nicht, mit dem er sie musterte.
»Es heiÃt, eine Frau an Bord bringt Unglück über ein
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