Drachenblut
Schiff«, knurrte Baror. Minet, der neben ihm stand, nickte bekräftigend.
»Ich würde es als gröÃeres Unglück betrachten, wenn keine Heilkundige mit an Bord ist«, hielt Jâtrel dagegen. Kapitän Tanner gab ihm Recht.
»Und die Windreiter ist so gebaut, dass sie eine hohe Geschwindigkeit erreichen kann?«, vergewisserte sich Lorana, während sie zum Vergleich die anderen Schiffe im Hafen betrachtete.
»Aye«, bestätigte Minet. »Der Burgherr von Tillek, der gleichzeitig der Fischereimeister ist, lieà sie in unserer Werft bauen, weil er ein schnelles Schiff braucht, wenn erst die Fäden wieder fallen.«
»Falls sie überhaupt fallen werden!«, spottete der dritte Seemann.
»Es wird Fäden regnen, verlass dich drauf, Colfet«, fuhr Kapitän Tanner dem Kerl über den Mund und bedachte Jâtrel mit einem versöhnlichen Blick.
Colfet bemerkte seinen Schnitzer. »Ich wollte nicht respektlos sein, Drachenreiter«, murmelte er entschuldigend.
Jâtrel überhörte den ruppigen Ton und entgegnete souverän. »Dann nehme ich es dir auch nicht übel, Seemann.«
Tanner beschloss, das Thema zu wechseln und richtete das Wort an Lorana. »Jâtrel hat mir erzählt, dass du gut mit Tieren umgehen kannst.«
»Mein Vater war Herdenmeister. Von ihm habe ich viel gelernt«, bestätigte sie.
»Und wie ist es um deine Heilkünste bestellt, wenn du dich um Menschen kümmern musst? Bist du imstande, einen gebrochenen Arm zu schienen oder eine Wunde zu versorgen?«
Lorana zuckte die Achseln. »So ein groÃer Unterschied ist es gar nicht, ob man ein Tier oder einen Menschen verarztet. Aber für alles, was über gebrochene GliedmaÃen oder oberflächliche Verletzungen hinausgeht, musst du einen richtigen Heiler kommen lassen.«
Die Männer nickten verstehend.
»Auf dieser Reise wird schon nichts Ernstes passieren«, brummte Colfet. »Wir segeln ja nur zur neuen Meeresburg und wieder zurück.«
Tanner wandte sich an Lorana. »Ich bin nur für die Jungfernfahrt der Windreiter ihr Kapitän. Wenn diese drei Männer sich mit der Takelage auskennen, segeln sie das Schiff nach Tillek.«
»Nach Tillek würde ich auch gern reisen«, rief Lorana begeistert.
Die Männer, die aus Tillek stammten, tauschten Blicke untereinander. Dann räusperte sich Colfet. »Dazu brauchst du meine Erlaubnis, Mädchen.
« Er holte tief Luft und schien nachzudenken. »Zuerst lass uns abwarten, wie dir die Reise zu der neuen Meeresburg bekommt.«
»Los, Männer, wir müssen ablegen«, rief Tanner forsch. »Die Flut wartet nicht.«
Jâtrel schüttelte Lorana die Hand und umarmte das Mädchen. »Gib gut auf dich Acht, meine Kleine. Und lass mich wissen, wie es dir ergangen ist.«
Lorana lächelte ihn an. »Ich bleibe mit dir in Kontakt, Jâtrel. Verlass dich drauf.«
Â
Die Windreiter hielt alles, was Kapitän Tanner versprochen hatte. Lorana verstaute ihre Habseligkeiten in der Kabine, die für den Bordheiler bestimmt war, dann gesellte sie sich zu der Mannschaft an Deck. Gespannt beobachtete sie, wie das Schiff geschickt aus dem Hafen von Ista verholt wurde; das geschah ohne Segel, nur durch Einholen der Warpleine und Auswerfen des Warpankers. Der Schoner krängte, als eine achterliche Windbö die Segel bauschte, und der Steuermann fluchte, während er darum kämpfte, die Kontrolle über das Ruder zu behalten.
Als sich das Schiff auf die Seite legte und die nächste Welle durchpflügte, wandte sich Kapitän Tanner an Colfet. »Nun, was hältst du von der Windreiter , Colfet. Taugt das Schiff für die Flotte des Fischereimeisters?«
»Es liegt gut im Wind«, gab Colfet zu. »Aber für eine Beurteilung ist es noch zu früh â viel zu früh! Zuerst muss ich wissen, wie sich das Schiff in einem richtigen Sturm bewährt.«
Tanner lachte und deutete auf die Matrosen, die ziemlich planlos durch die komplizierte Takelage turnten. »Hoffentlich erfüllt sich dein Wunsch nach einer steifen Brise erst, wenn die Leute gelernt haben, was zu tun ist.«
Colfet setzte ein säuerliches Grinsen auf. »Recht hast du, Skipper!« Sein Blick wanderte heckwärts, wo die Sonne bereits tief am Horizont stand. »Morgen müsste es noch schön werden. Aber dann â¦Â«
»Was meinst du damit?«,
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