Drachenblut 2 - Linien | textBLOXX
Traum, den ich später, als ich älter wurde, lächerlich fand. Und jetzt kommst du und fragst mich, ob ich mir diesen Kindheitstraum erfüllen möchte. Ui, dass ist alle etwas viel. Ich weiß gar nicht, wo mir der Kopf steht. Meinst du, irgend ein Drache würde überhaupt auf die Idee kommen, ausgerechnet mich zu erwählen?«
»Nicht irgendeiner, sondern der Drache, der auf dich wartet, solltest du diesen Weg für deinem Leben wählen.« , verkündete Mithval leicht feierlich.
***
Eigentlich wollte Gildofal etwas zu Mithvals letzter Bemerkung erwiedern, doch dazu kam es nicht, da genau in jenem Moment an der Tür klopfte. Thonfilas kam mit der Nachricht, dass man Gildofal in der großen Halle des Rates von Daelbar erwartete. Roderick, Caransil und Uskav wären bereits vorgeflogen und man solle sofort nachkommen. Uskav hätte dem Rat ein paar sehr beunruhigende Dinge berichtet. Jetzt ginge es darum, etwas von Gildofal zu erfahren. Der junge Elb stimmte selbstverständlich zu.
»Du solltest dir aber eine Hose anziehen.«, meinte Thonfilas zum Abschluß seiner Ausführungen.
»Sehr witzig!«, Gildofal verdrehte die Augen und kletterte, endlich, in die Beinkleider.
»Hat er was?«, fragte Thonfilas, über Gildofals Reaktion belustigt, nach.
Gilfea schmunzelte und meinte nur: »Frag nicht! Es ist eine lange Geschichte.«
Kaum war Gildofal mit seinen Ankleidearbeiten fertig, verließen die drei auch sofort die Drachenhöhle, um sich zur großen Ratshalle zu begeben. Auf der Startrampe warteten breits Lindor und Mithval auf ihre Passagiere.
»Flugtaxi gefällig?«
Der Flug war kurz, aber für Gildofal nicht um so weniger atemberaubend. Es war einerlei stundenlang über eine Landschaft dahinzugleiten. In Daelbar herrschte reger Flugbetrieb, überall starteten und landeten Drachen und flogen hierhin und dorthin. Dann war Daelbar auch nicht irgendeine Landschaft, sondern eine Stadt mit ganz außergewöhnlicher Thermik. Hier zu fliegen, schien eine anspruchsvolle Aufgabe zu sein. Um so beeindruckender waren Toldins und Mithvals Flugkünste. Die beiden Drachen flogen in perfekter Formation zwischen den Hügeln und Bergen Daelbars umher, um sich am Hang mit den stärksten Aufwinden in die Höhe tragen zu lassen. Es wurde zwei, dreimal gekreist, dann steuerten sie die große Halle des Rates von Daelbar an. »Beeindruckend« war alles, was Gildofal als Kommentar zu goldenen Kuppelhalle einfiel.
Fast ein wenig eingeschüchtert, aber auf jeden Fall tief bewegt, durchquerte der Elb zusammen mit seinen Begleitern den Torweg ins innere des Ratsgebäudes. Wie schon Gilfea vor vier Jahren, so überkam auch Gildofal ein Gefühlssturm. Gildofal war zwar nicht, wie Gilfea, emphatisch begabt, aber trotzdem fühlte er etwas in der Luft. Als wenn sie mit Emotionen oder Energie aufgeladen wäre.
Schließlich gelangte er in den Plenarsaal wo gerade Uskav dabei war, von der Schlacht mit den Orks zu berichten. Anschließend schilderte er, wie er durch Gilfea und den Drachen Caransil, Lindor und Mithval, von der seinen Geist unterdrückenden fremden Persönlichkeit befreit wurde.
Gilfea hörte zu und nickte an verschiedenen Stellen zustimmend, dabei sah er sich im Plenum um. Es war wenige Ratmitglieder anwesend, und die, dir anwesend waren, waren ausnahmslos Drachen und ihre Seelen. Gilfea wunderte sich und fragte leise Roderick, der dicht neben ihm stand.
»Dies ist eine geheime Sondersitzung. Da bei uns jedes Ratsmitglied das Recht hat, anwesend zu sein, funktioniert die allerdings ein wenig anders. Statt Ratsmitglieder auszuschließen, verzichten sie von sich aus auf die Teilnahme. Wer zu einer geheimen Sondersitzung kommt, weiß, dass er über dessen Inhalt außerhalb dieser Halle nicht reden darf. Wer dies nicht kann oder will oder Angst hat Dinge zu erfahren, von denen er nichts wissen will oder darf, nimmt einfach nicht teil. «, erläuterte Roderick das etwas ungewöhnliche Konzept. Gilfea war erstaunt. Obwohl er schon ein paar Jahre in Daelbar lebte, verblüffte ihn die Stadt immer wieder.
Als Uskav mit seiner Schilderung endete, ergriff der Drache Toldin das Wort: »Uskav, wir danken dir für deinen Bericht und die Offenheit deiner Worte. Ich will dich nicht beleidigen, deswegen bin ich ebenso offen zu dir, wie du zu uns. Als ich von Lindor, Caransil und Mithval erfuhr, dass ein Ork, sogar ein Uruk, die Grenzen unserer Stadt überqueren würde, empfand ich dies als Zumutung. Und ich war nicht der einzige, der so empfand.
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