Drachenblut 2 - Linien | textBLOXX
in Gildofals Schädel. Der Elb ließ vor Schreck die Hose fallen, die er gerade als letztes, der für ihn bereitgelegten Kleidungsstücke, anziehen wollte.
»Dein Drache ... er ... er ...«, stammel- und stotterte Gildofal, »Er hat zu mir gesprochen! In meinem Kopf! Er nannte mich Hundchen!«
Gilfea musste unfreiwillig lachen:»Ich habe es gehört.«
»Diese Stimme!«, Gildofal war sichtlich beeindruckt, »Was für ein Klang! Was für eine Wärme in dieser Stimme steckt. Du bist ein sehr beneidenswerter Mensch, einen solch edles Wesen dein Eigen zu nennem!«
Gilfea schüttelte sofort verneinend seinen Kopf und wedelte abwehrend mit seinen Händen: »Nein, nein, Mithval gehört mir nicht!«
Gildofal schaute verwirrt drein: »Aber ich dachte, ihr Drachenreiter fangt euch«
Gilfea Kopfschütteln wurde heftiger und er gleichzeitig amüsierter: »Nein, nein, nein. Das ist eine Lüge, die die unifizierte Technokratie verbreitet. Wir Drachenreiter werden von den Drachen erwählt.«
»Wie? Erwählt? Ich dachte, ein Drache muß zugeritten werden?«
»Zureiten? Mich? Seh ich wie ein Pferd aus?« , fragte Mithval und wieherte, was aber eher wie ein Kiechern klang.
»Du verstehst nicht. Laß es mich dir erklären.«, begann Gilfea und fixierte Gildofal mit seinem Blick, »Schau mich an! Ich bin ein Drache! Ich bin die Seele von Mithval! Wir sind eins!«
Und dann tat Gilfea etwas, was er noch nie vorher getan hatte. Für einen kurzen Moment, öffnete er die in ihm verborgene magische Energie, die ihm zur Seele seines Drachen machte. Nur ein klein wenig hob er den Deckel von diesem kostbaren Schatz, aber weit genug, dass seine Augen begannen mit jenem rotem Feuer zu glühen, dass nur Drachen besaßen.
Gildofal wich einen Schritt zurück. Er wusste nicht so recht, ob er sich fürchten sollte oder nur über alle Maßen beeindruckt war: »Du und Mithval, ihr sein ein Wesen?«
»Ich sollte dir doch ein Flohhalsband besorgen.«
G ILFEA zu Gildofal, als dieser sich gedankenverloren hinter seinen Wolfsohren kratzte
»Yap!«, antwortete Gilfea fröhlich und stellte sein Augenleuchten wieder ab, »Sind wir, na ja, und auch wieder nicht. Es ist verwirrend und etwas kompliziert. Du kannst Mithval und mich, als ein Wesen mit zwei Körpern und zwei Persönlichkeiten betrachten. Es ist... ähm, kompliziert und schwierig zu beschreiben.«
Gilfea fühlte sich etwas hilflos. Wie erklärt man die besondere Bedindung zwischen einem Drachen und seiner Seele?
»Aber, wie...?«, stammelte Gildofal.
»Aber, wie was?«
»Ich dachte immer, Drachenreiter würden sich einen Drachen fangen und ihn dann zähmen. Aber du sagst, ihr seid ein Wesen, wie ist das möglich?«
Gilfea nickte, als er verstand, was Gildofal wissen wollte: »Du hast sicherlich schon einiges über Daelbar gehört? Leider ist von dem, was man in Goldor über uns erzählt alles andere als wahr. Daelbar ist die Republik der Drachen und ihrer Freunde. Es ist der Ort, an dem jeder Drache eine Heimstadt findet, wenn er nicht das Leben in der Wildnis vorzieht. Daelbar ist aber auch der Ort, zu dem viele Drachen reisen, um ihre Eier zu legen. Dracheneier sind zu kostbar, als dass man das Risiko der klassischen Brutpflege im Vulkanschloten aussetzen sollte. Niemand weiß genau, wann der Zeitpunkt gekommen ist, dass ein Drache aus seinem Ei schlüpft. Meistens dauert es zwei bis vier Wochen. Unsere Betreuer in Daelbar haben ein Gefühl dafür entwickelt, wann es soweit ist. Es soll aber auch schon Fälle gegeben haben, bei der ein Drachenei Jahre lang gewartet hat.«
Nach Gildofals Gesichtsausdruck zu urteilen, hatte Gilfea mit seiner Erklärung den jungen Elb in seinen Bann geschlagen. Er lauschte fasziniert jedem Wort und vergaß sogar die Hose anzuziehen, die er zwar wieder aufgehoben hatte, seid dem aber immer noch in einer Hand festhielt: »Warten, worau?«
»Auf die richtige Seele.«
Gildofal flüsterte: »Seele?«
»Jeder Drache braucht eine Seele. Die Seele ist wie ein Anker für ihn. Sie verknüpft sein magisches Wesen mit der realen Welt. Ich bin Mithvals Seele, ich gebe ihm Halt und Stabilität. Ein Drache schlüpft erst aus seinem Ei, wenn er weiß, dass es jemanden gibt, der seine Seele werden könnte. Findet er keinen geeigneten Kandidaten, stirbt er. Findet er aber einen, dann vereinigt sich der Drach mit ihm. Aus zwei Wesen wird ein einziges.«
»Und was ist, wenn derjenige den sich der Drache sucht, gar nicht vereinigt werden will?«
Gilfea und Mithval
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