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Drachenblut

Drachenblut

Titel: Drachenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lee Parks
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Haddock war nur wenige Schritte gegangen, als er hinter seinem Rücken ein Geräusch hörte. Überrascht sah er zurück, und wirklich, eines der beiden geschmiedeten Tore war geöffnet worden. Durch den Türspalt hindurch war ein Mann zu sehen, der misstrauisch nach draußen spähte und sich dabei hinter den Eisentoren verschanzt hielt. »Sagt, wer begehrt Einlass?«
        Die Frage war sehr sonderbar formuliert und wirkte etwas antiquiert, fand Haddock. Kein Mensch drückte sich heutzutage mehr auf diese Weise aus. Vermutlich hatte er es hier mit einem älteren Zeitgenossen zu tun, der den Kontakt zur Welt schon länger verloren hatte. Aber das konnte ihm seine Arbeit nur erleichtern.
        Haddock hustete zunächst einmal in seine Faust, um die Zeit zu überbrücken, in der er nach einer passenden Antwort suchte. Dann trat wieder an das Gartentor heran, um gegebenenfalls den Fuß schneller in die Tür stellen zu können. Da ihm nichts Besseres einfiel, eröffnete er das Gespräch nach dem üblichen Muster.
        »Guten Tag, mein Herr, darf ich mich vorstellen? Haddock, mein Name, Schutzbriefe und Policen aller Art. Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn ich …«
        »Sind Sie von der Versicherung?« Der Mann im Hintergrund schnitt ihm einfach das Wort ab.
        »Versicherungen?« Diese Frage war Haddock nicht unbekannt, und er wusste routiniert darauf zu antworten. »Nein, nein, keine Bange. Meine Arbeit liegt mehr auf, nun, kaufmännischem Gebiet, wissen Sie, ich vertrete …«
        »Vertreten? Sind Sie ein Vertreter?«
        »Um Gottes willen, nein. Mir liegt es fern, Sie an der Haustüre belästigen zu wollen. Ich vertreibe keine Schnürsenkel oder Haarwuchsmittel, haha, ich werde Sie nicht dazu überreden, mir etwas abzukaufen. Nein, das ist nicht mein Gebiet.«
        »Na, das ist gut, ich kann nämlich kein Haarwuchsmittel brauchen.«
        Den Scherz mit dem Haarwuchsmittel hatte der Mann offensichtlich nicht verstanden. Haddock bemerkte sehr schnell, dass das Gespräch nirgendwohin führte. Um einen neuen Ansatzpunkt zu finden, stellte er sich leicht auf die Zehenspitzen und schaute über die Schulter des Mannes hinweg in den ungepflegten Garten, wo er einen roten Ball im Gras liegen sehen konnte. »Ah, wie ich sehe, haben Sie Kinder.«
        »In der Tat, ich habe sehr viele Kinder.«
        »Sehr schön, da befindet sich doch die liebe Mutter sicherlich ganz in der Nähe, vielleicht wäre es möglich, dass ich …«
        »Sie stehen gerade darauf.«
        »Äh, wie bitte?« Haddock glaubte nicht richtig verstanden zu haben.
        »Die Mutter meiner Kinder, Sie sprachen doch von der Mutter meiner Kinder.«
        »Ja schon, aber …« Verständnislos schaute Haddock auf die Erde hinab und versuchte vergeblich, irgendetwas zu entdecken, was der Aussage des bärtigen Mannes einen Sinn geben würde. Um die Situation zu entspannen, trat Haddock erst einmal einen Schritt zur Seite. »Verzeihung, ich wollte der werten Gattin nicht zu nahe treten.«
        Es entstand eine peinliche Gesprächspause, in der Haddock endgültig die Notwendigkeit einer neuen Verkaufsstrategie erkannte. Also schön, dachte er sich, ich hab’ mein Pulver noch lange nicht verschossen. »Na prima, meinen Sie nicht, dass es in diesem Falle besonders vorteilhaft wäre, eine Lebensversicherung abzuschließen? Denken Sie doch nur einmal an die Zukunft. Wissen Sie, was Ihnen die Zukunft bringen mag?«
        »Darüber müssen Sie sich keine Sorgen machen. Über die Zukunft weiß ich bestens Bescheid.«
        »Ja, ja, das will ich ihnen gerne glauben.« Haddock stellte fest, dass dieser Mann eine harte Nuss war. Womöglich war er ebenfalls im Versicherungsgewerbe tätig und kannte sich mit den branchenüblichen Tricks aus. »Entschuldigen Sie, aber Sie sind nicht zufällig ein Kollege, oder?«
        Gott wies diese Vermutung entschieden zurück. »Nein, nein, es ist nur so, dass ich mich durchaus in diesen Dingen auskenne, wissen Sie.«
        »Gut, gut, ich wollte mich ja nur versichern …, Nein, also eigentlich wollte ich Sie versichern, haha.« Haddock bemerkte den wenig verständnisvollen Gesichtsausdruck seines Gegenübers und nahm den Faden wieder auf.
        »Sicherlich wissen Sie Bescheid. Aber wer gibt Ihnen eine Garantie dafür, dass ihre Zukunft auch so eintritt, wie Sie sich das vorgestellt haben?«
        Haddock wartete eine Antwort erst gar nicht ab. »Sehen Sie! Und

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