Drachenblut
genau deshalb biete ich Ihnen die Lösung ihres Problems an. Mit einer unserer Lebensversicherungen …«
Umständlich kramte er eine Mappe mit verschiedenen Formularen aus seiner Aktentasche. »Mit unseren Lebensversicherungen sind Sie einfach abgesichert. Und in ihrem Fall würde ich sogar zu einem unserer günstigen Angebote raten. Wir können Ihnen heute eines unserer besonders attraktiven Versicherungspakete anbieten, eine kombinierte Hausrats-, Feuer- und Lebensversicherung, die Sie bei Nichtgefallen bereits nach fünfzehn Jahren jederzeit wieder kündigen können.«
Haddock hielt einen Moment ein und gab seinem Gegenüber die Gelegenheit, sich der Attraktivität dieses Angebotes bewusst zu werden. »Also da könnte sogar ich beinahe schwach werden«, scherzte er, um die Gesprächsatmosphäre ein wenig aufzulockern. »Sehen Sie, wir versuchen, auf die speziellen Wünsche und Bedürfnisse unserer Kunden gezielt einzugehen und ihnen ein persönliches Versicherungspaket zu schnüren, bei dem keine Wünsche offen bleiben.«
Gott war sich nicht sicher, ob er eine Versicherung benötigte. Darüber hatte er sich noch nie den Kopf zerbrochen. Womöglich war er tatsächlich unterversichert. Gerade in der heutigen übertechnisierten Zeit war man gegen Unglücksfälle nie gefeit. Das Angebot schien beim genauen Hinsehen durchaus Sinn zu machen. »Ja, wenn Sie meinen.«
Haddock bemerkte, dass der Kunde zögerte, das bedeutete, seine Methode hatte Erfolg. »Ich möchte Sie nicht mit unseren Vertragsbedingungen langweilen. Lassen Sie mich Ihnen einfach versichern, dass wir an Sie herantreten werden, sollte es irgendwelche Probleme geben. Unser Service umfasst selbstverständlich die Kundenbetreuung, und unsere Rechtsabteilung wird sich gegebenenfalls nicht scheuen, Ihnen zu sagen, wo es langgeht!«
Während seiner Ausführungen schloss Haddock unwillkürlich die Finger zu einer Faust und bekräftigte damit den Willen der Versicherungsgesellschaft, in jedem Falle auf die Einhaltung der Vertragsbedingungen zu pochen.
»Wenn Sie jetzt hier unterschreiben wollen …« Haddock hielt Gott ein Blankoformular unter die Nase und deutete mit einem Kugelschreiber auf die unterste Zeile des Vertrages, auf welcher der Kunde seine Unterschrift zu leisten hatte.
Zögernd nahm Gott den Kugelschreiber entgegen. Schon drückte Haddock das Formular von unten gegen die Spitze des Schreibers und bewegte den Vertrag hin und her, so dass die Unterschriftenzeile beschriftet wurde, obwohl Gott seine Hand nicht von der Stelle rührte.
Zufrieden steckte Haddock den Vertrag in seine Aktentasche, ehe den Versicherungsnehmer Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Abschlusses befielen.
»Guten Tag, das war's auch schon. Den Kugelschreiber können Sie behalten, als kleine Aufmerksamkeit unseres Hauses. Und vergessen Sie nicht«, rief Haddock im Fortgehen zurück, »die fälligen Raten regelmäßig zu überweisen!«
»Keine Sorge«, antwortete Gott, »ich bin noch nie jemandem etwas schuldig geblieben, darauf können Sie sich verlassen.«
Aber Haddock war bereits zu weit weg, um die Antwort noch zu hören. Hätte er noch verstanden, wirklich verstanden, was ihm nachgerufen wurde, dann wäre er wohl nicht so unbeschwert davon gezogen.
48
Enttäuscht und ein wenig verbittert saß Dr. Freak am Ende des Drehtages in der Garderobe und hing seinen Gedanken nach. Eigentlich hätte er allen Grund zur Freude gehabt. In dieser letzten Episode aus seinem bewegten Leben war er endlich mit seinem Geschöpf vereint, die Einschaltquoten waren phänomenal, und als Schauspieler stand er auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Zu schade, dass die Serie aus dem Programm genommen wurde, aber die Sendeplätze ließen sich billiger mit Wiederholungen als mit immer neuen Folgen füllen. Dem Zuschauer war es sowieso egal, welche Folge gerade lief. Auch die Werbebranche hatte ihren Teil zur allgemeinen Verwirrung beigetragen, indem sie manchen Charakter aus der Serie einfach unlizensiert übernommen hatte. Keiner wusste mehr so recht, welches nun das Original, die Kopie oder die Persiflage auf das Original war, und wahrscheinlich interessierte das auch niemand mehr.
Für einen internationalen Star wie Dr. Carl Erzbergh war es nicht leicht, nach all den erfolgreichen Jahren von der Bühne abtreten zu müssen. Die Show würde auch ohne ihn weitergehen, daran bestand kein Zweifel. Aber
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