Drachenblut
die Betriebsräume in den großen Saal balancierte. Der Einlass hatte bereits begonnen, und es kostete ihn einige Mühe, sich einen Weg durch die Gäste zu bahnen, die unablässig durch die Halle promenierten und an den festlich geschmückten Tischen einen günstigen Sitzplatz suchten. Zur Präsentation seines Kunstwerkes hatte Arthur den Mittelgang zwischen der Bar und den Toiletten ausgewählt. Dieser Gang war besonders frequentiert, und so würde ihm die ungeteilte Aufmerksamkeit der Herrschaften sicher sein. Noch hatte Arthur sein Kunstwerk verhüllt. Die Entschleierung des Werkes sollte dann später die Attraktion des Abends werden.
Die Bürgerwehr durfte bei einem so wichtigen Ereignis wie dem Presseball natürlich nicht fehlen. Hank marschierte allen voraus in die Halle ein und steuerte mit strammem Schritt einen der letzten freien Tische an. An seiner rechten Seite führte er Rex an der Hundeleine neben sich her. Hinter Hank zottelte der Rest der Brigade in lockerer Formation drein. Nur Fred wurde wieder einmal vom Saalordner angehalten und musste sich zuerst ausweisen, bevor er passieren durfte. Stanley hatte seinen langen Wintermantel angezogen, der angesichts der Jahreszeit auf nicht wenige der Besucher etwas unpassend wirkte. Sein Aufzug hatte allerdings Methode. In den Manteltaschen schmuggelte er mehrere Flaschen eines guten französischen Landweins in die Stadthalle. Billiger war ein feuchtfröhlicher Abend nicht zu finanzieren.
Zwei Reihen weiter breitete sich am Tisch der Fußballspieler schnell Langeweile aus. Keiner der Spieler wagte es, mit seinen Schuhen den Platz zu verlassen und sich zu Freunden oder Bekannten zu gesellen. Ein weiteres Problem bereitete die Logistik. Das Buffet war in unerreichbarer Ferne, und die Bedienung war in der gut gefüllten Stadthalle hoffnungslos überfordert. Während anderswo nach Herzenslust gezecht und gespeist wurde - insbesonders am Nachbartisch, wo sich die Bürgerwehr zu einem wüsten Gelage niedergelassen hatte - war bei den Sportlern Abstinenz angesagt. Ein Mitglied der Bürgerwehr besaß sogar die Frechheit, mit einem Glas Wein herüberzuprosten und auf das Wohl der Fußballspieler zu trinken.
Der STAR war mit der kompletten Redaktion vertreten. Der Chef war auf die originelle Idee gekommen, aus einer der unverkäuflichen Restauflagen der Zeitung Hunderte von Papierhüten falten zu lassen, die Brad am Eingang an die Gäste verteilen musste. Selbstverständlich waren auch die Mitarbeiter vom Chef dazu angehalten worden, diese ungewöhnliche Kopfbedeckung zu tragen. Wie zu erwarten war, wagten es nur wenige der Gäste, sich damit lächerlich zu machen, und wenig später trug nicht einmal mehr die Redaktion die Zeitung auf dem Kopf zur Schau.
Fink hatte sich zwei Fotoapparate um den Hals gehängt, um für alle auf den ersten Blick als der maßgebliche Reporter erkannt zu werden. In der linken Hand hielt er ein Stativ, und an seiner rechten Schulter baumelte eine Fototasche, deren Trageriemen ihm bei jedem Schritt in die Schulter drückte.
Auch die Konkurrenz von der POST hatte ihre Vertreter zum Presseball geschickt. Fink erkannte seinen Kollegen, dessen Name ihm nie einfiel. John, Jones oder John hatte ein halbes Dutzend Kameras um den Hals baumeln, ein Objektiv länger als das andere. Zusätzlich schleppte er eine überdimensionale Tasche mit sich herum, in der verschiedene Scheinwerfer, Mikrofone, Stative und sonstiges Zubehör verstaut waren. In der Krempe seines karierten Hutes hatte er überflüssigerweise noch eine Karte mit der Aufschrift PRESSE stecken. Am liebsten hätte Fink seinem Kollegen Hausverbot erteilt, aber natürlich musste hier der Wunsch der Vater des Gedankens bleiben.
»Na, wenn das nicht der alte Fink ist!«
Eine behaarte Pranke nahm klatschend auf seiner Schulter Platz. Fink zuckte erschrocken zusammen, wusste aber schon im gleichen Moment, wer hinter ihm stand.
»Sieh an, der alte Schönfeldt!« Fink spielte den Routinier, der mit solchen plumpen Späßen nicht aus der Ruhe zu bringen war, und drehte sich gelassen um.
Schönfeldt hatte sich zwischen zwei jungen Praktikantinnen aus der Redaktion eingehakt, die albern kicherten und es scheinbar unheimlich lustig fanden, wie sich Schönfeldt an seine Opfer schlich.
In diesem Augenblick stand es drei gegen einen, und Fink wusste sehr genau, dass es darauf ankommen würde, was er als nächstes von sich gab.
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