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Drachenblut

Drachenblut

Titel: Drachenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lee Parks
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Hand frische Luft zu und öffnete den obersten Knopf ihrer Bluse. Da fiel ihr ein, dass es ein Zimmer weiter diesen jungen Footballspieler gab, einen kräftigen Burschen, der sich beide Arme und Beine gebrochen hatte. Um diesen Patienten musste sich Schwester Franklin natürlich besonders intensiv kümmern, zumal er in seiner Lage sehr, sehr hilflos war. »Gute Nacht, Kleines.« Schwester Franklin strich dem Mädchen über das Haar und knipste das Licht aus.
        Das kleine Mädchen winkte ihr hinterher. »Gute Nacht, Schwester.«
        Als Schwester Franklin die Tür hinter sich zuzog, kuschelte sich das Mädchen in ihr Bett und wäre bestimmt auch gleich eingeschlafen, wenn sie nicht diese Bauchschmerzen gehabt hätte, die sie eigentlich mit der Einnahme ihrer Medikamente bekämpfen hätte sollen.
        Die Schmerzen wurden durch eine Geschwulst verursacht, die bereits große Teile ihrer Bauchspeicheldrüse und ihres Magens zerfressen hatte. Mit den Mitteln der Strahlentherapie hofften die Ärzte, den Krebsbefall wenigstens verlangsamen zu können. Wenn sich dann der Zustand des Kindes stabilisiert hatte, würde man den Tumor operativ entfernen.
        Das kleine Mädchen wusste natürlich nicht, was in ihrem Körper vorging. Sie ahnte nur, dass es etwas Wichtiges sein müsse, weil sich all die Ärzte und Krankenschwestern um sie kümmerten. Das musste doch etwas zu bedeuten haben. Schließlich hatte das Mädchen bei ihren Aufenthalten im Krankenhaus genug Wortfetzen aufgeschnappt, um sich selbst einen Reim auf ihre Situation zu machen: In ihrem Bauch war etwas, was wuchs und immer größer wurde, etwas, was lebte und um was sie die Anderen beneideten. Das konnte nur bedeuten, dass sie bald nicht mehr länger alleine sein würde, dass sie einen Freund bekäme, dem sie selbst das Leben schenken durfte, und bei diesem Gedanken schlief das kleine Mädchen trotz seiner Schmerzen glücklich ein.
     

18
     
    Natürlich war der alljährliche Presseball Pflichtveranstaltung. Wer aus Gesellschaft oder Politik etwas auf sich hielt, kam nicht umhin, der Veranstaltung seine Aufwartung beizuwohnen. Sehen und Gesehenwerden lautete die Devise. Entsprechend putzten sich die Gäste heraus, auch wenn nicht wenigen die eher provinzielle Natur des Ereignisses durchaus bekannt war. Weil es aber die einzige größere Veranstaltung im Jahr war, zu der man keine persönliche Einladung brauchte, wollte sich niemand die Gelegenheit zur Teilnahme nehmen lassen. Außerdem war es, der Name deutete es bereits an, eine Veranstaltung, die von den beiden örtlichen Tageszeitungen organisiert wurde, wodurch die Chance gegeben war, am nächsten Tag im STAR oder in der POST erwähnt zu werden. Vielleicht sogar mit Bild, wenn man prominent genug war. Insofern kam dem Presseball durchaus eine gewisse gesellschaftliche Bedeutung zu.
        Gegen zwanzig Uhr öffneten sich die Pforten der Stadthalle. Die Wartenden, die bis dahin einigermaßen zivilisiert ausgeharrt hatten, vergaßen binnen Minuten ihre gute Erziehung. Aus Erfahrung wussten nämlich viele Gäste, dass die Anzahl der Stühle jedes Jahr recht knapp war und nicht für alle Sitzplätze vorhanden waren. Es setzte ein Gedränge und Geschiebe ein, das zuweilen an die Zustände an einer Schulbushaltestelle erinnerte, und mittendrin musste ein Volontär kostenlose Ansichtsexemplare der POST verteilen. Dieser Aufgabe kam er nur für kurze Zeit mit dem gebotenen Eifer nach, weil er sehr schnell bemerkte, dass in diesen kritischen Momenten des Einlasses eigentlich niemand so recht an einer Zeitung interessiert war, zumal diese noch vom Vortag stammte.
        Der Verein für Bewegungsspiele war in Spielstärke eingelaufen. Zur Feier des Tages hatten sich die Fußballspieler sogar dazu entschlossen, in voller Montur aufzutreten. Trikot und Shorts gehörten ebenso dazu wie die Fußballschuhe, mit denen manch einer Schwierigkeiten hatte sicher zu gehen. Schuld daran war der spiegelglatte Parkettboden der Halle, auf dem die groben Stollen keinen rechten Halt finden wollten. Womöglich war auch das der Grund, warum keine der anwesenden Damen mit den Fußballspielern tanzen wollte. Also saß die Elf während des ganzen Abends tatenlos am Tisch herum, während um sie herum die Hölle tobte.
        Um unnötige Komplikationen zu vermeiden, hatte Arthur die Stadthalle durch den Lieferanteneingang betreten. Schwitzend schob er einen alten Sackkarren vor sich her, auf dem er sein neuestes Werk durch

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