Drachenblut
beigebracht?«
Die Schauspieltruppe, nach dem unplanmäßigen Abbruch ihres Theaterstückes für die neuerliche Gelegenheit dankbar, ihr Talent unter Beweis stellen zu können, inszenierte sofort eine Auswahl an dramatischen Szenen und bot ihr gesamtes darstellerisches Repertoire auf, um dem Unrecht Einhalt zu bieten.
Othello legte eine Hand auf sein Herz und reckte die andere theatralisch in die Höhe. »Wer zum Schwert greift, der wird durch das Schwert umkommen!«
Dem wollte Tell nicht nachstehen. »Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet!«
»Er schleicht sich an, groß sind die Allüren, des Bauern Mägdlein zu verführen!« Das passte nun wirklich nicht an diese Stelle, aber Stella war eine Meisterin im Improvisieren und immer mit einem eigenen Text zur Hand.
Der verblüffte Beamte war den Angriffen in dieser ungewöhnlichen Form hilflos ausgeliefert. Er machte kehrt, rempelte Hank im Vorbeigehen nochmals provokativ an und trottete seinem Hund hinterher, der sich irgendwo im Saal verkrochen hatte.
Die Mitglieder des Kaffeekränzchens verfolgten befriedigt den Abgang des Polizisten und nickten einander bestätigend zu, hatte man doch der Staatsgewalt einmal die Stirn geboten. Mahnend erhob Mephisto seinen Zeigefinger.
»Ein Mensch der zum Vergnügen quält, nicht zur besond'ren Spezies zählt!«
Und zum Schluss gab der Freischütz noch eine Probe seines Könnens. »Wer and'ren eine Grube gräbt, der, äh …!«
Damit war die Vorstellung vorläufig beendet.
Erst jetzt fiel Hank auf, dass die Hundeleine in seiner Hand nicht mehr unter Spannung war. Er drehte sich um, und da saß Rex hinter ihm, legte seinen Kopf zur Seite und schaute ihn mit seinen großen schwarzen Augen an, als könnte er kein Wässerchen trüben. Gleichwohl hatte Rex seine Ohren leicht angelegt, ein sicheres Zeichen dafür, dass er durchaus wusste was Sache war. Aber Hank konnte nicht umhin, als das zottelige Fell seines Hundes zu streicheln. Rex war in der Sache als Sieger hervorgegangen, und darauf konnte Hank schließlich stolz sein. Zufrieden trotteten Hund und Herrchen von dannen.
Arthur hatte eine Runde in der Stadthalle gedreht und kehrte nun wieder zu seinem Kunstwerk zurück, um für ein Gespräch mit seinen Bewunderern zur Verfügung zu stehen. Es schien aber so, als würde sein Werk von den Anwesenden geradezu gemieden. Keine Menschenseele brach aus dem Strom der vorbeiziehenden Gäste aus, um sich an der Kunst zu ergötzen. Etwas ratlos stand Arthur herum und schwenkte die Eiswürfel in seinem Cocktailglas. Es mochte durchaus möglich sein, dass der Presseball nicht das geeignete Ambiente bot, um sich in aller Ruhe auf das Studium des Objekts einzulassen. In der Not griff Arthur zu einer List. Er schritt vor seinem Kunstwerk auf und ab, betrachtet die Konstruktion abschätzend von allen Seiten und versuchte beim arglosen Passanten den Eindruck zu erwecken, als gäbe es etwas Interessantes zu sehen.
»Entschuldigen Sie bitte!« Jemand tippte Arthur auf den Rücken.
Endlich, dachte sich Arthur. Er richtete sich auf und schaute sich um. Ein penetrant nach Alkohol riechendes Subjekt stand vor ihm und streckte ihm einen Mantel entgegen, gleich einem Torero, der einen Stier zu reizen versuchte.
»Würden Sie wohl einen Moment zur Seite gehen? Vielen Dank.«
Arthur war sprachlos und leistete der Bitte unwidersprochen Folge. Der Stierkämpfer nickte Arthur freundlich zu und hängte dann ungeniert seinen Mantel an eine Stange, die aus dem Kunstwerk hervorstand. Noch bevor Arthur seinen Protest formulieren konnte, hatte der Mann auf dem Absatz kehrtgemacht und sich wieder vom Strom der Passanten mitreißen lassen.
Die Seniorengruppe des Jugendtheaters führte unterdessen den letzten Akt im Drama um die begehrte Kirschschnitte auf. Sämtliche Mitwirkenden traten in ihren Rollen emotional sehr überzeugend auf. Das war nicht weiter verwunderlich, denn die besten Stücke schrieb doch immer wieder das Leben selbst.
Also Edna, wir sind wirklich sehr enttäuscht von dir!«
»Jawohl, das hätten wir nicht von dir erwartet!«
»Wieso? Von euch wollte doch niemand die Torte haben.«
»Aber das sagt man doch nur so dahin …«
19
Den größten Teil des Nachmittages verbrachte Dr. Freak an seinem Schreibtisch, wo er über verschiedenen technischen Zeichnungen und Schaltplänen
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