Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenboot

Drachenboot

Titel: Drachenboot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
Vom Netzwerk:
Jarl, dessen schlangenköpfige Enden sich auf dem Stoff meiner farbigen Tunika angifteten.
    Ich wusste nur zu gut, wie ich aussah und wie Kalk darüber dachte, und ich betrachtete es als nicht mehr als recht und billig, dass er die Augen niederschlug, schluckte und uns grinsend und katzbuckelnd entgegenkam, voll Eifer, zu Diensten zu sein.
    Die Rückkehr Jarl Brands, zusammen mit wilden Gesellen in Rüstung, hatte nicht wenige von ihnen von seinen Ländereien verjagt, und die Höfe, die sie zurückgelassen hatten, waren seinen Auserwählten, und darunter mir, als fürstliche Belohnung geschenkt worden. Für Leute
wie Kalk war dies einerlei. Leibeigene waren bewegliche Güter und gehörten dem, der gerade auf dem Thron des Hofes saß.
    Er sagte, es sei Zeit, die Pferde von den oberen Weiden herunterzubringen, eins habe einen verletzten Huf, und Tor Eisenhand lasse noch immer seine Stuten frei im Tal herumlaufen, das er als sein Eigentum betrachtete.
    Wir sagten ihm, wir würden am nächsten Tag wiederkommen, und nahmen das hinkende Fohlen auf dem Rückweg zum Hof mit.
    »Glaubst du denn, dass dieses Tal Tor gehört?«, fragte Kvasir schließlich.
    Ich zuckte die Schultern. »Ich hoffe nicht. Thorgunna sagt, es gehöre ihr, als Teil ihres Erbes. Ich nutze es, weil ich euer Jarl bin und ihr unter meinem Dach lebt – aber wenn ihr wollt, könntet ihr mir auch sagen, dass ich es nicht nutzen soll. Warum fragst du?«
    Kvasir zog den Rotz hoch und spuckte aus, dann schüttelte er den Kopf. »Nur weil ich dachte, dass du solche Dinge weißt. Wenn einem ein ganzes Tal gehört wie ein Paar Stiefel oder ein Sax.«
    »Ja und? Soll das Land sich auf den Rücken werfen, um sich von dir den Bauch kraulen zu lassen, wenn du darüber reitest? Oder sollen die Felsen dich angrinsen und dir gratulieren, weil du ihr Besitzer bist?«
    Kvasir brummte irgendetwas, und wir ritten schweigend weiter, nicht zu schnell, damit der lahmende Graue bequem mitkam. Wir sprachen an diesem Tag nicht mehr miteinander, aber sein Brüten beschäftigte mich wie eine juckende Stelle, die ich nicht erreichen und kratzen konnte.
    Am nächsten Tag kam er zu mir und hockte sich neben meinen Hochsitz, als ich zusah, wie Aoifes Sohn Cormac
gerade seine dicken Ärmchen um den Hals eines Hirschhundes schlang, der ihm das Gesicht ableckte, bis er lachte. Der Junge hatte so helles Haar, dass man glauben konnte, der weißhaarige Jarl Brand selbst habe ihn gezeugt – was wir auch vermuteten, denn als Ehrengast hatte er bei Aoife schlafen dürfen. Niemand wusste es genau, am wenigsten Aoife selbst, denn wie sie sagte: »Es war dunkel. Er hatte Met dabei.«
    Das engte die Möglichkeiten auch nicht weiter ein, wie wir alle zugeben mussten, wenn wir darüber spekulierten, wer noch infrage kam.
    »Was wirst du wegen Thorkel machen?«, fragte Kvasir schließlich, und ich zuckte die Schultern, weil ich es auch nicht wusste. Thorkel war ein weiteres Problem, von dem ich hoffte, es würde sich von selbst erledigen.
    Er war auf der Handelsknarr von Hoskuld angekommen, die Tuchballen und so schöne Garne und Nadeln mitbrachte, dass alle Frauen darüber in Entzücken gerieten. Er war vom Schiff gekommen, hatte sich durch die Frauen gedrängt und mich mit einem verlegenen Grinsen aus seinen meergrauen Augen angestarrt.
    Ich hatte ihn zuletzt an jenem Strand der Gegend von Bretland grinsen sehen, die die Schotten das Königreich von Strathclyde nannten. Dort war er zurückgetreten und hatte mich seinen Platz bei den Eingeschworenen einnehmen lassen, ohne dass ich darum hatte kämpfen müssen. Es war natürlich alles vorher abgesprochen gewesen. Ich war erst fünfzehn und roh wie ein durchgerittener Arsch, aber Einar der Schwarze, der damals unser Anführer war, war ein kluger Jarl und verständnisvoll genug, sich auf diese Täuschung einzulassen.
    Thorkel war fortgezogen, um mit einer Frau in Dyfflin zusammen zu sein. Jetzt saß er in meiner Halle und trank
Bier und erzählte, wie er als Bauer Schiffbruch erlitten hatte, wie seine Frau gestorben war und wie er auch keinen Erfolg gehabt hatte, als er versuchte, Leder und andere Waren zu verkaufen.
    Er hatte gehört, dass die Geschichte von Attilas Silberschatz sich bewahrheitet hatte, die Geschichte, die er immer als Märchen abgetan hatte und um deretwegen er vor allem die Eingeschworenen hatte verlassen wollen.
    »Wir sollten dich Glückspilz nennen«, sagte Finn, als Thorkel fertigerzählt hatte. Thorkel lachte höflich und

Weitere Kostenlose Bücher