Drachenbraut
schien zu glauben, dass Valentin tot war.
«Er lebt.»
Josefine hörte, wie ihre Stimme bei diesen Worten zitterte, als würde sie dieser Aussage selbst nicht ganz trauen. Hinter ihrem Rücken schob sie ihre Hände auf Valentins Brustkorb und spürte augenblicklich sein schlagendes Herz in den Fingerspitzen.
«Der Hund?»
Der Mann blickte auf Oskar, der direkt vor seinen schweren Stiefeln im Gras lag. Sie nickte, um deutlich zu machen, dass auch er lebte.
«Clemens?»
Hornets Worte rissen den Mann, offensichtlich ein mächtiger Wandler, so viel konnte sie jetzt von ihm empfangen, endlich aus seiner fassungslosen Erstarrung. Er blinzelte und fuhr sich mit beiden Händen über den militärisch kurzen Haarschnitt.
«Sie haben eine Militärbasis der Bundeswehr unter ihre Kontrolle gebracht und sie wissen, wo der Rat sich aufhält.»
«Was unmöglich ist», fuhr Dupont ungehalten dazwischen. «Woher sollten sie wissen, wo wir sind?»
«Was bedeutet das?»
Josefines Stimme wurde von Duponts Flüchen fast übertönt, aber Hornet verstand ihr Frage und antwortete leise: «Ein paar außer Kontrolle geratene Soldaten, die hier vermutlich in Kürze hochbewaffnet auftauchen werden.»
Josefine schluckte trocken. Sie musste Valentin hier wegbringen. Nur wie?
«Es sind vor wenigen Minuten acht Eurofighter in Fitzlar mit Kurs auf Königsstein aufgestiegen. Voraussichtliche Ankunftszeit in neun Minuten.»
«Also wird es auf eine magische Luftabwehr hinauslaufen», murmelte Hornet und erhob sich langsam.
Dupont schnaubte verächtlich. «Gegen Bomben?»
«Aber natürlich, Armand.»
Josefine entging nicht Hornets plötzlich überaus skeptischer Blick auf die Gestalt des Ratsvorsitzenden, der die Arme jetzt vor der Brust verschränkt hatte. Wortlos drehte Dupont sich um und verschwand, während Hornet scheinbar in aller Seelenruhe den Staub von der Lederhose wischte.
Josefine wagte nicht, ebenfalls aufzustehen. Das Gefühl Valentin beschützen zu müssen war mächtig. Dennoch spürte sie fremde Angst und Anspannung in der Luft liegen. Sie waren hier nicht mehr allein. Zwar blieb sie auf den Knien, kroch aber noch dichter an Valentin heran und drehte dabei den Oberkörper so, bis sie wenigstens einen Teil des Anwesens überblicken konnte.
In der Einfahrt standen mehrere dunkle Limousinen kreuz und quer, wie in allerhöchster Eile geparkt. Sie sah Menschen zwischen den Wagen und dem Haupthaus hin und her eilen. Sie hatte weder die Ankunft der Wagen noch die vielen Menschen mitbekommen.
Hornet wandte sich direkt an Clemens, der immer noch regungslos vor ihnen stand. «Ruf die Magier des Rates zusammen. Wir gehen in die Defensive und brauchen Deckung.»
Der Mann nickte knapp, griff völlig unerwartet nach Oskar und zog den schlafenden Hund vorsichtig auf seine Arme. Bevor Josefine protestieren konnte, verschwand er ebenfalls.
Augenblicklich ging Hornet wieder neben ihr in die Hocke. «Der Hund ist bei ihm gut aufgehoben. Was ist mit ihm?», fragte er eindringlich.
Sie ahnte, dass er ihre Angst deutlich in ihrem Gesicht lesen konnte. Valentin schien ihm zu vertrauen, also musste sie das jetzt auch tun. Ihr blieb keine andere Wahl.
«Valentin hat Vergiftungserscheinungen. In seinem Organismus ist Gift. Es kreist durch seine Blutbahn und wird ihn unweigerlich umbringen.» Sie dämpfte die Stimme. «Was auch immer es ist, es ist tödlich. Wir müssen irgendetwas tun.»
«Allerdings. Denn freundlich ausgedrückt: Wenn er stirbt, sind wir am Arsch. Alle.»
Aus dem Augenwinkel sah Josefine eine Frau mit zögerlichen Schritten auf sie zukommen. Erst als sie direkt vor ihnen zum Stehen kam, erkannte Josefines Caroline Heppners blasses Gesicht. Der Hexe stand das Grauen der Situation deutlich in die Gesichtszüge geschrieben. Sie starrte auf Valentin und für einen Moment zuckten ihre Arme, als wolle sie die Hände vor dem Gesicht zusammenschlagen. Dann straffte sie die Schultern und schien sich selbst zur Ordnung zu rufen.
«Hornet, wir brauchen Sie.»
Ihre Stimme zitterte. Der blonde Hüne zuckte unwirsch die Schultern, nickte aber.
«Wie? Ihr wollt tatsächlich magisch gegen Kampfflugzeuge vorgehen?», fragte Josefine ungläubig.
«Frau Doktor verrate mir eine andere Alternative? Es ist sogar relativ wahrscheinlich, dass das klappt. So ein Eurofighter funktioniert nach den üblichen physikalischen Gesetzen. Wenn er mit 1400 km/h in einen Schutzbannracht, fällt er vom Himmel. Einfache Physik. Muss reichen, wenn man
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