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Drachenbraut

Drachenbraut

Titel: Drachenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Günak
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in der Hosentasche nach ihrem iPhone zu suchen. Mit zittrigen Fingern blätterte sie im Telefonspeicher nach Alex Nummer.
    Er meldete sich nach dem zweiten Klingeln. «Josefine, wo steckst du?»
    «Alex, ich kann dir das jetzt nicht erklären, aber du musst mir helfen!»
    Im Hintergrund hörte sie lachende Stimmen. Alex war nicht auf der Station, es klang wie eine Familienfeier.
    «Wie kann ich dir helfen?»
    Das Stimmengewirr war verschwunden. Er schien den Raum verlassen zu haben.
    «Wie behandelt man eine Vergiftung mit Flusssäure?»
    «Bleib dran.» Wenige Minuten später war er wieder da. «Ich frage dich nicht, was los ist, okay?»
    «Okay», murmelte Josefine dankbar.
    Dankbar, dass Alex die Dringlichkeit ihres Anrufes einfach so verstand und handelte.
    «Also, inhaliert oder über die Haut aufgenommen?», fragte er sachlich.
    «Letzteres.»
    «Flusssäure ist schwierig zu neutralisieren. Man unterspritzt geschädigtes Gewebe üblicherweise mit Kalziumgluconat-Lösung, um ein tieferes Eindringen zu verhindern.»
    Diese Chance hatten sie schon vor achtundvierzig Stunden vertan. Das Zeug war in ihm.
    Alex fuhr fort: «Bereits eine handtellergroße Verätzung kann tödlich sein. Heimtückisch ist, dass der warnende Schmerz erst mit großer zeitlicher Verzögerung einsetzt. Sämtliche schmerzstillenden Mittel, selbst Betäubungsmittel wie Morphin und Fentanyl, sind wirkungslos.»
    Okay, sie begriff endgültig, dass es keine medizinische Lösung geben würde.
    «Jo, brauchst du Hilfe?»
    Echte Sorge schwang in Alex’ Worten mit. Sie versuchte ihre zitternde Stimme etwas unter Kontrolle zu bekommen, bevor sie antwortete: «Nein. Ich habe das im Griff. Alex, pass auf dich auf!»
    Nach einem kurzen Zögern sagte er leise: «Du auch auf dich. Kommst du zurück?»
    «Nein», sagte sie, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachgedacht zu haben. Sie konnte nicht zurück. Es gab jetzt nur noch einen Ort, an dem sie sein konnte.
    «Ich dachte mir, dass du nicht lange an einem Ort bleibst. Dafür warst du noch nie der Typ.»
    «Weit gefehlt, Alex. Wenn es der richtige ist, bleibe ich eine Ewigkeit.»
    Sie ließ das Handy neben sich auf die Matratze gleiten und blinzelte die Tränen weg, die in ihren Augen brannten. Valentin stöhnte leise auf und vorsichtig berührte sie ihn an der Wange. Umgehend sprang sein Schmerz auf sie über und sie riss die Hand wieder zurück. In ihm tobte ein Schmerzinferno, dem sie nichts entgegenzusetzen hatte.
    Ihre Gabe hatte ihr bisher immer den Weg zu einer Lösung gewiesen. Und die waren nun mal oft medizinischer Art. Sie konnte wärmen, anregen und dadurch oftmals auch heilen, wie sie es mit ungewohnter Kraft bei Oskar getan hatte, aber meistens ging es um das Verstehen und darum, die richtige medizinische Behandlung einzuläuten.
    «Josefine?» Er hatte die Augen geöffnet und den Kopf ein wenig in ihre Richtung gedreht. «Wenn ich sterbe, musst du hier weg. Weit weg. Verstehst du?»
    Er atmete zitternd ein und seine linke Hand wanderte suchend über das Laken. Er suchte sie.
    «Ich bin hier», murmelte sie beruhigend und griff nach seinen Fingern.
    Mit unerwarteter Kraft zog er ihre Hand auf seine Brust. Sie spürte die Eiseskälte seines Körpers. In seinen braunen Augen tanzten grüne Punkte, aber er schwieg. Hatte keine Kraft mehr für Worte. Er kämpfte mit seiner Schwäche, seine Lippen bewegten sich.
    «Schhh.» Zärtlich fuhr sie ihm durch die Haare. «Du wirst nicht sterben. Mir fällt schon was ein. Ruh dich aus.»
    Unwillig schüttelte er den Kopf, focht einen Kampf mit seiner Erschöpfung und gewann ihn schließlich. Fast unhörbar flüsterte er: «Ich liebe dich.»
    Plötzlich wusste sie es. Von einer Sekunde auf die andere wusste sie es. Sie hatte zu viel gedacht. Das Wissen, was genau in seinem Blut war, und die Angst, nichts dagegen tun zu können, hatten sie gelähmt. Sie hatte wissenschaftlich gedacht, dabei brauchte sie nur diese Liebe freizulassen, die sie für diesen Mann empfand.
    Sie musste das Gift aus seinem Blutkreislauf bekommen. Die Kälte in seinem Körper würde das verhindern. Deswegen musste sie ihn wärmen, seinen Puls ankurbeln.
    «Ich liebe dich auch. Aber jetzt musst du unter die Dusche. Und das schnell.»

Kapitel 20
    Die Tür in ihrem Rücken fiel ins Schloss und sie fuhr erschrocken herum. Hornet stand plötzlich gegen das dunkle Holz gelehnt, die Hände in den Hosentaschen.
    «Die Eurofighter, die übrig geblieben sind, haben vorerst wieder

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