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Drachenbraut

Drachenbraut

Titel: Drachenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Günak
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kniete immer noch direkt neben ihr, aber er schwankte. Seine linke Hand wanderte zu seiner Brust. Der Schmerz war zurück. Ohne Verzögerung spürte sie das Echo der Flutwelle bis in die letzte Zelle ihres Körpers rasen. Und diesmal schöpfte er aus dem Vollen. Bevor sie ihn packen konnte, sackte er in sich zusammen.
    «Ich … geh nicht weg, bitte», seine Worte waren kaum zu verstehen.
    Sie beugte sich über ihn, versuchte die Panik in ihrer Seele unter Kontrolle zu bringen. Mit beiden Händen auf seinem Brustkorb hockte sie dicht bei ihm. Die Bewegung seines Herzens war nur noch ein sanftes Klopfen in ihrer Handfläche. Verzweifelt versuchte sie ihre Gabe zu aktivieren, ihre Kraft in seinen Körper zu schicken.
    Aber ihre Gabe schwieg. Wo Kraft und Stärke hätten sein sollen, war plötzlich nur noch Stille. Sein Herz hatte unter ihren Händen aufgehört zu schlagen.

Kapitel 18
    Sie konnte das panische Wimmern nicht unterdrücken, das ihr über die Lippen kam. Ihr analytischer Verstand setzte ebenso aus, wie Valentins Herz direkt unter ihren Händen. Behandle niemals deine Angehörigen. Ein Leitsatz aus der Medizin. Erst jetzt, nachdem sie immer geglaubt hatte, ziemlich genau zu verstehen, warum ein Arzt seine nüchterne Professionalität zu verlieren drohte, wenn jemand, den er liebte, vor ihm auf dem OP-Tisch lag, erst jetzt verstand sie diesen Satz in seiner vollen Tiefe und wahren Bedeutung.
    In diesem Moment war sie nicht stark. In diesem Moment drohte sie das einzige Wesen zu verlieren, zu dem sie gehörte.
    «Bleib bei mir.» Sie presste ihr tränennasses Gesicht auf seine Brust, lauscht vergebens nach seinem Herzschlag. «Valentin, bleib bei mir.»
    Sie konnte doch verdammt noch mal den Mann, den sie liebte, nicht in der Sekunde verlieren, wo sie ihn gefunden hatte. Die Qual riss sie aus ihrer Lethargie und sie schlug mit einer Hand auf Valentins Brustkorb. Übergangslos fanden ihre Hände den Druckpunkt direkt am Brustbein und sie stemmte sich mit aller Kraft auf seinen leblosen Körper. Der automatisierte Bewegungsablauf, den sie Hunderte Male trainierte hatte, der ihr in Fleisch und Blut übergegangen war, holte sie schlagartig zurück in die Realität.
    Lautlos zählte sie mit, bei dreißig angelangt verharrte sie regungslos und lauschte erneut. Sie suchte seinen Puls an der Halsschlagader und fand ihn. Sein Herz schlug wieder, zwar unregelmäßig und schwach, aber es schlug. Füllte sich mit Blut, transportierte Sauerstoff durch die Adern. Und auch sein Brustkorb hob und senkte sich wieder in einer kaum wahrnehmbaren Bewegung.
    «Ihre Gabe ist nutzlos.»
    Die Stimme schien aus dem Nichts zu kommen und Josefine erstarrte. Vorsichtig drehte sie sich um, immer noch auf den Knien hockend. Dupont stand direkt hinter ihr. Sein Gesicht schien neutral, doch in seinen Augen glomm Verachtung. Nach einem Blick in ihr Gesicht zog er eine Augenbraue hoch.
    «Sparen Sie sich Ihre Tränen. Wir werden innerhalb kürzester Zeit sehr viel mehr Tote zu betrauern zu haben als nur ihn.»
    Fassungslos starrte sie auf die gedrungene Gestalt des Ratsvorsitzenden, der mit jeder Faser seines Körpers Abneigung auszudrücken schien, während er sie weiterhin einfach nur anstarrte.
    Schwere Schritte dröhnten über das Pflaster des Hofes und Hornet bog um die Ecke. Schützend rückte sie auf Knien dichter vor Valentins Körper. Als Hornet Valentins regungslose Gestalt erblickte, blieb er wie angewurzelt stehen. Sein Gesicht war regungslos, aber in seinen blauen Augen stand Bestürzung.
    «Ist er tot?»
    «Nein», antwortete sie fest.
    «Tu was!», forderte er sie barsch auf und ging neben ihr in die Knie.
    Ihre Stimme kratzte ihr im Hals. «Das habe ich!»
    «Wenn er sich nicht selber retten kann, hat er es verdient zu sterben.» Duponts Stimme bebte. «Die Zeit läuft uns davon. Der Riss weitet sich immer mehr, es gibt Opfer. Verdammt viele Opfer. Wir müssen handeln. Wir haben keine Zeit, uns mit ihm zu befassen.»
    Das konnte Dupont doch nicht ernst meinen? Ohne Valentin waren sie alle verloren. Hornet saß regungslos neben ihr und sie sah ihn kurz an. In seinen Augen lag Verwunderung, aber er schwieg.
    Ein weiterer Mann war plötzlich neben Dupont aufgetaucht. Seine verlebten Gesichtszüge spiegelten das Grauen wieder, das Josefine empfand. Sein Blick wanderte hektisch von ihr zu Hornet und blieb dann bei Valentin hängen. Für ein paar Sekunden herrschte absolutes Schweigen, dann senkte er abrupt den Blick. Der Mann

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