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Drachenei

Drachenei

Titel: Drachenei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert L. Forward
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Schutzklappe am Schaltbrett der Konsole und betätigte den Alarmschalter.
    » Du erklärst Pierre und den anderen die Situation«, rief er über das Heulen des Alarmsignals hinweg, » und bringst Pierre dazu, dass er beginnt, den Drachentöter über die Hügelformation zu manövrieren. Ich werde versuchen, so schnell ich kann, irgendeine Art von Antwort auf den Weg zu bringen.«
    Seiko holte sich alle drei Bilder auf den Schirm, damit sie bereit waren, wenn der Rest der Mannschaft auf das Hauptdeck gestürzt kam. Innerhalb von ein paar Sekunden hatte Abdul den Laser-Radar so geschwenkt, dass er den Ostpol direkt unter ihnen illuminierte, und seine Frequenz auf kurzes Ultraviolett umgestellt. Da er im Augenblick nichts Besseres zur Hand hatte, beauftragte er den Computer, die empfangenen Bilder zurückzuschicken, doch diesmal mit einer Megahertz-Frequenz. Währenddessen sah er sich das erste Bild an, das er hinuntergestrahlt hatte, das mit dem Drachentöter und den sechs Kompensator-Massen über dem Drachenei. Er fügte einen Pfeil hinzu, der auf eine Position über der Hügelformation zeigte, und ließ es von dem Computer zum Ostpol senden. Dann schwenkte er den Laser zurück zu der merkwürdigen sternähnlichen Formation und ließ ihn die Botschaft, zwischen Ultraviolett und sichtbarem Licht abwechselnd, zweimal wiederholen. Da die Wesen dort unten imstande gewesen waren, seine ersten Botschaften zu sehen, würden sie diese sicher auch auf die eine oder andere Weise entdecken können. Aber diesmal, so hoffte Abdul, würde niemand beim Warten auf den nächsten Impuls an Langeweile sterben.
    Zeit: 07:58:40 Mittlere Greenwich-Zeit, Montag, 20. Juni 2050
    Die beinahe leeren, versengten Hautsäcke lagen auf der Kruste und schliefen. Uralte Pflanzengene, durch den Mangel an Nahrungsreserven aktiviert, begannen ihr seltsames Werk. Die tierischen Enzyme wurden neutralisiert. Neue Enzyme wurden erzeugt. Sie griffen die Muskeln an, die die Haut stützten, sie verwandelten das Fleisch in fließende Wolken langer Fibern. Die Haut selbst wurde so dünn, bis sie fast transparent wirkte. Andere Pflanzenenzyme übernahmen die Arbeit und benutzten die Flüssigkeit und die langen Fibern, um große, sehr starke Kristalle zu bilden. Das war nicht das spröde Material, das der tierische Körper zuvor für seine Manipulatoren verwendet hatte – das war Drachenkristall. Im Mittelpunkt der jetzt schlaffen Sohle bohrte sich ein Fühler mit einem Kristallkern nach unten. Der Fühler schied Säuren aus, die sich durch die Kruste fraßen. So drang die Wurzel langsam tiefer und immer tiefer in die heiße neutronenreiche Kruste ein. Haarähnliche Fäden spannen sich zwischen den Krustenfibern. Nährstoffe begannen von den Fäden in die Pfahlwurzel und nach oben zu fließen. Inzwischen formten kleinere Kristalldorne, dick an der Basis und fein abgerundet an der Spitze, ein sternförmiges Muster am Kopf der Pfahlwurzel. Die starke Drachenkristall-Struktur überwand die enorme Anziehungskraft des Eis und stieß an die Oberfläche vor. Ein Dutzend Strahlen breiteten sich wie eine Dornenkrone aus. Sie wurden länger und länger, und die schlaffe Haut, inzwischen längst von den Verbrennungen genesen, wurde angehoben. Schließlich war durch das Wachstum der Strahlen sogar der Drachenkristall dem Zug der Schwerkraft nicht mehr gewachsen. Deshalb bildeten sich verstärkende Fibern, die von Knoten unterhalb der wachsenden Spitze jedes Dorns zu einem Knollenfortsatz an ihrem Ansatzpunkt führten. Langsam hob sich der zwölfstrahlige Baldachin über die Kruste empor, bis die Haut straff gespannt war.
    Die Haut, die früher eine Oberseite gewesen war, hing in dunkelroten Schlingen zwischen den Enden der Dornen. Sie sah, vor der glühenden gelben Kruste unten abgeschirmt, in den kalten Himmel hinauf. Nun saß die Pfahlwurzel tief in der heißen neutronenreichen Kruste, und die ausgedünnte Oberfläche wandte sich der Kälte zu. Die Wärme-Maschinen-Pflanze, die früher Schnell-Töterin gewesen war, begann, Nahrung zu erzeugen. Sie wusste nichts davon, dass in ihrer Nähe zwei Drachenpflanzen standen – Pflanzen, die es seit der überlieferten Geschichte der Cheela nicht mehr gegeben hatte. Viele, viele Umdrehungen lang wuchsen und gediehen die Drachenpflanzen. Sie waren massig, sie wuchsen langsam, und sie mussten eine Menge Nahrungsreserven ergänzen. Deshalb ließen sie sich Zeit.
    Die Truppe wartete vergebens auf die Rückkehr der drei Bergsteiger.

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