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Drachenei

Drachenei

Titel: Drachenei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert L. Forward
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sie getroffen hatte. Nur an die riesige Pflanze auf der einen und die märchenhafte Sammlung von Drachenkristallen auf der anderen Seite erinnerte sie sich nicht. Eine Pflanze mochte sie übersehen haben, selbst wenn sie einen Durchmesser wie sie selbst hatte, aber niemals wäre ihr ein wahrer Schatz an schimmerndem Drachenkristall entgangen. Zumindest hätte sie die Stelle markiert und dafür gesorgt, dass später eine Mannschaft hinaufstieg und die Drachenkristalle holte. Sie glitt zu den glitzernden Dornen hinüber und hob sie einen nach dem anderen hoch.
    » Seltsam«, dachte sie, » sie glänzen so, als seien sie brandneu oder frisch gegossen. Die üblichen Drachenkristalle sind von dem ständigen Scheuern des vom Wind getragenen Staubs verwittert.«
    Wieder hob sie einen Dorn auf, an dem irgendein Fetzen hing. Sie zog den Fetzen ab und ließ ihn in plötzlichem Entsetzen fallen.
    » Nordwind!«, flüsterte sie voller Grauen. Sie hatte das verblasste, aber unverwechselbare dreieckige Narbenmuster erkannt, das Nordwind als Andenken an den letzten Kampf mit den Barbaren auf der Haut getragen hatte.
    Als Nordwinds Schwadronsführerabzeichen und sein Clan-Totem, halb begraben in der stachligen Kruste zum Vorschein kamen, konnte Schnell-Töterin nicht mehr daran zweifeln, dass er gestorben und sein Körper vergangen war. Sie steckte die Gegenstände ein und dachte verwirrt darüber nach, wie die Überreste Nordwinds mitten zwischen die frischen Drachenkristalle geraten sein konnten.
    Wieder fiel ihr die große Pflanze auf. Nun dämmerte ihr der Zusammenhang zwischen den zwölf in den Himmel strebenden Dornen und den zwölf Drachenkristall-Dornen, die vor ihr auf der Kruste lagen. Sie wanderte zu der Pflanze hinüber, umkreiste sie und sah sie sich genau an. Sie wirkte irgendwie vertraut, und doch war sie nichts als eine riesige Abart der vielen Pflanzentypen überall auf dem Ei. Auf einer Seite entdeckte Schnell-Töterin eine kleine Ausbuchtung in der dünnen Haut. Genau darüber lag etwas Winziges, Runzliges.
    » Eine Pflanze mit einer Tragetasche?«, sagte Schnell-Töterin zu sich selbst. Vorsichtig – denn sie wollte nicht das gleiche Schicksal erleiden, wie es offensichtlich Nordwind getroffen hatte, als die schwere Pflanze auf ihn fiel – fasste sie mit einem dünnen Fühler unter die Pflanze und zwang die Spitze in das Runzlige.
    » Es ist tatsächlich eine Tasche!«, rief sie aus. Sie spürte einen Gegenstand darin und zog ihn langsam durch die sich widersetzende Öffnung. Es war das Clan-Totem von Klippenbeobachter!
    Schnell-Töterin konnte nicht glauben, was ihre Augen sahen. Aber bald hatte sie auch andere Taschen entdeckt und ein kurzes Messer und einen Dunkelempfänger ans Licht geholt. Nun war sie überzeugt, dass die Riesenpflanze irgendwie, auf irgendeine Weise Klippenbeobachter war.
    » Und wenn Klippenbeobachter eine lebende Pflanze ist, dann sind diese Drachenkristalle dort drüben vielleicht einmal Nordwind gewesen«, murmelte sie. » Und …« Es gab nur einen logischen Schluss. » Und ich muss auch eine dieser Riesenpflanzen gewesen sein! Mit langen Drachenkristall-Dornen in mir!«
    Bei diesem Gedanken wurde ihr bewusst, dass ein harter Klumpen, der in ihrem Körper herumwanderte, sie schon die ganze Zeit gestört hatte. Sie hatte nicht weiter darüber nachgedacht, weil er nicht wehtat und sie sich um viele andere Dinge hatte kümmern müssen. Aber jetzt konzentrierte sie sich darauf, und bald trat der Klumpen aus einer Entleerungsöffnung aus. Schnell-Töterin überwand ihren Ekel und wischte ihn ab. Es war ein schimmernder Klumpen Drachenkristall!
    Schnell-Töterin betrachtete ihn schaudernd. Dann steckte sie ihn als Beweisstück für den Fall ein, dass irgendwer ihre phantastische Geschichte nicht glauben wollte.
    Im Augenblick machte sie sich über etwas anderes Gedanken. Auch wenn Nordwind tot war und sie sein Totem an sich genommen hatte, um es seinem Clan zurückzubringen, so war Klippenbeobachter jedoch am Leben, und sie konnte ihn unmöglich im Stich lassen.
    Schnell-Töterin entschloss sich zu warten. Sie verfügte über ausgezeichnete Reserveenergien (die musste sie gespeichert haben, als sie eine Pflanze gewesen war), und sie brauchte jemanden, der ihre Geschichte bestätigte, wenn man sie nicht für geistesgestört halten sollte.
    Der Himmel blieb wolkig, und bald wurde der Mechanismus, der Schnell-Töterin umgewandelt hatte, auch in Klippenbeobachter ausgelöst. Erschüttert sah

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