Drachenei
und mit welcher Geschwindigkeit sich der Haufen von Cheela näherte. Aus der Entfernung sahen sie wie eine merkwürdige neue Art von Langsamgleitern aus, nur dass Langsamgleiter zu faul waren, sich in der mühsamen Richtung zu bewegen. Gebrochenes Blatt wollte Alarm geben, aber bald war zu erkennen, dass die vermeintliche Spitze des Ungeheuers sich in der für Gleitertöterin typischen Art bewegte.
Der ganze Clan versammelte sich am Rand der Siedlung und sah zu, wie die glücklich kichernde Jagdgesellschaft eintraf und ihre Beute ablud. Die Samen wurden verteilt und von einer großen, Schoten verzehrenden Truppe schnell in die vorbereiteten Löcher gepflanzt.
Gleitertöterin verbrachte den nächsten Tag damit, Gebrochenem Blatt eine ausführliche Schilderung der Reise zu geben. Der Bericht über den Verlust von Sieh-Hoch verursachte bei ihnen beiden einen Augenblick der Traurigkeit, aber sie wandten ihre Gedanken schnell wieder der Gegenwart zu und fuhren mit ihrer Besprechung fort.
Der nahe gelegene Vulkan beherrschte ihr Leben. Glücklicherweise war er eine Weile untätig. Nur ein Wölkchen gelbweißen Rauchs drehte sich wie eine Spirale in die Lüfte empor, aber das Grollen in der Kruste wurde mit jeder Umdrehung schlimmer. Die neuen Pflanzen wuchsen gut. Als dann aber der Vulkan wieder aktiver wurde, entschied Gebrochenes Blatt, dass es besser sei wegzuziehen. Die Ernte wurde eingebracht, und die Clan-Mitglieder nahmen die Vorräte und ihre wenigen Habseligkeiten mit sich, vor allem aber die kostbaren Bruchstücke der besonders harten Drachenkristalle. In Richtung Süden zogen sie davon.
Es gehörten viele zu dem Clan, und sie hatten keine besondere Eile. Deshalb wurde eine Abänderung der von der Jagdgesellschaft entwickelten Bahnbrecher-Technik angewandt. Die starken Jungen bildeten eine breite Front und schoben sich in die mühsame Richtung vorwärts. Sie hielten eine stetige Geschwindigkeit bei. Hinter ihnen folgte dicht auf dicht der übrige Clan.
Zeit: 14:44:14 Mittlere Greenwich-Zeit, Sonntag, 22. Mai 2050
St. George, die interstellare Arche, begab sich in einen Orbit mit einem Radius von 100 000 Kilometern und einer Periode von dreizehn Minuten um den sich drehenden Neutronenstern. Die Wissenschaftler begannen mit ihren Untersuchungen. Natürlich würden sie viel bessere Daten erhalten, wenn sie später im Drachentöter hinuntergingen und sich den Neutronenstern aus nur 400 Kilometern Entfernung ansahen, aber trotzdem konnten sie mit den weit reichenden Teleskopen vorbereitende Beobachtungen durchführen.
Jean Kelly Thomas hatte sich auf dem Sitz vor dem Bildschirm des Wissenschaftsdecks angeschnallt. Der Gurt trug der Tatsache Rechnung, dass sie auf ihren gekreuzten Beinen saß. Mit ihren kurzen roten Haaren und ihrer Stupsnase sah sie aus wie eine Elfe auf einem Fliegenpilz (mit Sicherheitsgurt). Ihre hellen blauen Augen glitten über die Darstellung der letzten Hydrogen-Alpha-Ultraviolett-Aufnahme. Dem Computer war dabei etwas Ungewöhnliches aufgefallen, und so hatte er Alarm gegeben.
Ein blinkendes Quadrat lenkte Jeans Aufmerksamkeit auf ein kleines ovales Gebilde ähnlich einem Schießscheibenzentrum, das auf der Abbildung des Sterns aufgetaucht war. In die obere Ecke des Schirms hatte der Computer die Schriftzeilen eingeblendet:
LYMAN - ALPHA - AUFNAHME UM 14:44:05, 22. Mai 2050
NEUES CHARAKTERISTIKUM AUF 54 WEST LÄNGE , 31 NORD BREITE .
Jean beugte sich vor. » Identifikation?« Das Bild blieb dasselbe, aber die Schrift wurde ersetzt durch:
VORLÄUFIGE IDENTIFIKATION – AKTIVER VULKAN .
TEMPERATUR IM ZENTRUM 15 000 GRAD .
Wieder sprach Jean. » Lyman-Alpha-Abtaster im Zielgebiet auf höchste Auflösung schalten!«
Auf dem Schirm wechselte das Bild zu einer Nahaufnahme des Vulkans über. Es blinkte fünfmal pro Sekunde, da es bei jeder Umdrehung des Sterns erfasst wurde. Vor Jeans Augen flammte es im Zentrum des Vulkans auf. Ein heller Streifen floss von seinem Mittelpunkt weg. Das war Lava, die im Abfließen trüber und trüber wurde.
Eine detaillierte Geschichte über Geburt und Tod eines Vulkans war eine genaue Beobachtung gewiss wert. Wenn sie Glück hatten, baute sich vielleicht so viel Materie im Schelf auf, dass es während ihres Besuchs zu einem Sternbeben kam. Dann würde der ganze Stern anfangen zu vibrieren, und sie wären vielleicht imstande, seine inneren Resonanzwerte zu bestimmen und ein besseres Computermodell für Mächtigkeit und Dichte der inneren Schichten zu
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