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Drachenei

Drachenei

Titel: Drachenei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert L. Forward
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Ende fand. Eine hohe Klippe blockierte den Weg. Schnell-Töterin rückte näher an sie heran und prüfte die senkrecht verlaufenden Risse, die die Flanke in der bequemen Richtung durchzogen.
    Es waren viele Risse, weil die Kruste in der bequemen Richtung wenig Kraft hatte und das Ei ständig versuchte, die aufstrebenden Gipfel an seinen Busen zu ziehen. Dieser Felsen hier konnte erst vor Kurzem entstanden sein, denn die allgegenwärtigen Winde hatten ihn noch nicht besonders abgenutzt. Schnell-Töterin machte sich am Fuß der Klippe auf die Suche und fand schließlich eine ziemlich große Spalte, die ein gutes Stück in den Felsen hineinführte. Sie besiegte ihre Furcht vor der sich über ihr auftürmenden Masse. Ohne auf die Felsen zu blicken, die jederzeit auf ihre Oberseite niederfallen konnten, machte sie sich schmal und schob ihren Körper in die Spalte hinein. Dieser füllte den Boden vollständig aus. Doch sie schob sich mit ihrer Sohle und den Muskeln der Außenseite weiter vor. Langsam verlor ihr Körper seine übliche flache ellipsenförmige Gestalt und wurde hoch und schlank. Die Gravitation des Eis versuchte, sie hinunterzuziehen, aber die Spalte verhinderte, dass sie wieder flach wurde, und da die bequeme Richtung nach oben führte, war es nicht anstrengend, sich in ihr zu bewegen. Dazu half der Druck der waagerecht verlaufenden mühsamen Richtungen, ihren Körper in der Spalte zu halten. Schnell-Töterin schob und schob und fühlte, wie sich ein Druck in ihrem Unterkörper aufbaute. Als sie ihn nicht mehr ertragen konnte, warf sie einen schnellen Blick auf das Ende der Spalte. Entsetzt stellte sie fest, dass sie erst ein kleines Stück des Weges nach oben zurückgelegt hatte.
    Verzweiflung und Angst ließen sie kraftlos werden. Sie fiel hinunter und aus der Spalte hinaus. Die Wucht des Aufpralls formte aus ihren inneren Säften eine kleine Welle, die ihren Körper sich immer wieder und wieder überschlagen ließ. Zum ersten Mal, seit sie als ganz kleines Kind vom Wind umgeblasen worden war, fand sich Schnell-Töterin mit der Sohle nach oben.
    Langsam richtete sie ihren verletzten Körper auf und zog sich von der Flanke der Klippe zurück. Tief in Gedanken suchte sie sich ihren Weg durch das verstreut liegende Geröll. Dann fand sie zwei dicke Platten und nahm sie an sich. Mit dieser Last kehrte sie zu der Spalte zurück. Eine Platte schob sie vor sich hinein und zwängte ihren Körper nach. Sie hob die auf die Schmalseite gestellte Platte so hoch, wie sie konnte. Dann drehte sie sie und ließ sie langsam wieder hinab. Durch den Zug der Schwerkraft rammte sich die Platte in der engen Spalte fest. Vorsichtig ließ Schnell-Töterin sie los. Sie saß etwas oberhalb ihrer normalen Augenhöhe, und sie betrachtete ihr Werk voll Freude. Die zweite Platte wurde auf dieselbe Weise eingefügt, aber weiter von der Rückwand der Spalte entfernt. Schnell-Töterin holte eine weitere Platte, die länger als die ersten war. Mit großer Mühe brachte sie sie auf den beiden anderen an. Nach einem Augenblick des Zögerns kroch sie unter die improvisierte Plattform bis zur Rückwand der Spalte. Von Neuem zwängte sie ihren Körper in die enge Ritze. Sie streckte ein dünnes Pseudopodium aus und ließ es sich auf die Plattform schlängeln. Langsam pumpte Schnell-Töterin ihre Säfte gegen den Zug der Schwerkraft des Eis hinauf, sodass sich der Teil von ihr, der auf den Platten ruhte, aufblähte. Als sie mehrere Augen nach oben transportiert hatte, machte sie eine Pause. Dann bildete sie ein paar starke Manipulatoren und packte die obere Platte. Jetzt war sie fest verankert, und es gelang ihr, den Rest ihres Körpers hochzuziehen.
    Während dieser ganzen langen Prozedur hatten ihre zwölf Augen ständig die Wand, die Manipulatoren, die Platten und alles andere beobachtet, ausgenommen die Außenwelt. Erst als sie sicher oben auf der Platte ruhte, ihre Manipulatoren verhinderten, dass sie vorn oder hinten hinunterfloss, und die festen Wände der Spalte ihr seitlich Halt gaben, erlaubte sie sich einen Rundblick. Die Lage, in die sie sich gebracht hatte, war äußerst gefährlich. Sie blickte aus der Spalte zum Horizont, dann auf den fernen Geröllhaufen, dann auf die Kruste am Eingang der Spalte, dann auf den Eingang, und dann weigerten sich ihre Augen, den Blick weiterwandern zu lassen. Sosehr Schnell-Töterin sich auch anstrengte, sie konnte sie nicht dazu zwingen, senkrecht nach unten zu sehen. Da hockte sie nun auf der

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