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Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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vergnügt wie nur möglich –
in Anbetracht der allgegenwärtigen Weesham mit ihren kleinen Schatullen. Was
die Gir nach der Schließung der Kathedrale mit den Seelen taten, darüber wurde
viel spekuliert, doch es tat der Stimmung keinen Abbruch, die heute besonders
ausgelassen war. Seit der Weigerung der Kenkari, Seelen aufzunehmen, war die
Sterblichkeitsrate unter den jungen Elfen von Geblüt rapide gesunken.
    Die Lustbarkeiten dauerten bis spät in die
Nacht, aber irgendwann muß auch die Jugend schlafen oder sich wenigstens in
lauschige Ungestörtheit zurückziehen. Die Kerzen in den Flambeaus brannten
nieder, man zog den Kronleuchter wieder zur Decke hinauf und verteilte die
Kandelaber an die Gäste, damit sie den Weg nach Hause fanden oder zu ihren
Gemächern.
    Eine Stunde war vergangen, seit die letzten paar
Unentwegten den Palast verlassen hatten, Arm in Arm, ein frivoles Liedchen auf
den Lippen und gefolgt von den geduldigen, stocknüchternen Weesham, denen beim
Gehen schon die Augen zufielen. Das Haupttor stand immer offen: Es war
außerordentlich schwer, wurde über einen Mechanismus betrieben und bewegte sich
mit einem gräßlichen Kreischen, das man bis nach Paxaua hören konnte. Aus
Ennui hatte der Kaiser einmal befohlen, es zu schließen – er brauchte einen
vollen Zyklus, um sich von der schrecklichen Erfahrung zu erholen.
    Das Tor stand also offen, aber die Wachen dort
waren aufmerksam und pflichtbewußt, wenn ihre Aufmerksamkeit auch in erster
Linie dem Himmel galt. Man wußte, daß eine feindliche Invasion aus der Luft
erfolgen würde. Auf den Türmen hielten Posten Ausschau nach Marodeuren, deren
Drachen es gelingen konnte, den Abwehrring der Elfenflotte zu durchbrechen.
    In einem kostbaren und farbenfrohen Kleid, nach
Elfenmode mit hoher Taille, gebauschten Ärmeln und langen Röcken aus duftiger
Seide, darüber einen Umhang aus königsblauem Satin, trat Iridal aus dem
Schatten der Umfassungsmauer und ging mit raschen, festen Schritten auf das
Wächterhaus zu.
    Die Posten auf den Zinnen oben streiften sie nur
mit einem flüchtigen Blick, dagegen musterten die Wachen im Torweg sie schon
genauer, machten aber keine Anstalten, sie aufzuhalten. Es war Aufgabe des
diensthabenden Pförtners, sie zu befragen.
    Er öffnete auf ihr Klopfen die Tür.
    »Ihr wünscht, Mylady?«
    Iridal verstand ihn kaum, so rauschte ihr das
Blut in den Ohren. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, trotzdem fror sie bis ins
Mark.
    Das Verhalten des Mannes, der sie ohne
sonderliches Interesse ansah und geduldig auf eine Antwort wartete, gab ihr
Mut. Die Illusion überzeugte. Er sah nicht eine Menschenfrau in zu engen
Kleidern, die ihr nicht gehörten, er sah ein Elfenmädchen mit aparten Zügen,
mandelförmigen Augen und porzellanweißer Haut.
    »Man hat mich in den Palast gerufen«, sagte
Iridal in der Elfensprache und hoffte, man würde ihre Angst für jungfräuliche
Verwirrung halten. »Meine – meine Tante ist sehr krank.«
    Die Wachen in Hörweite warfen sich vielsagende
Blicke zu und grinsten, einer flüsterte von den netten Überraschungen, die
›kranke Tanten‹ unter der Bettdecke bereithielten. Iridal, die zwar die Worte
nicht verstand, aber das Flüstern hörte, hielt es für angebracht, sich
würdevoll aufzurichten und den Lästerer mit einem herrischen Blick aus dem
Schatten ihrer Kapuze zu strafen. Gleichzeitig nutzte sie die Gelegenheit, sich
unauffällig umzusehen.
    Hugh – wo versteckte er sich? Was tat er?
Vielleicht stahl er sich – eben jetzt – durchs Tor, unter den Augen der
Wachposten. Er war ein Meister in der Kunst, sich unauffällig zu bewegen und
hatte schnell gelernt, den Tarnanzug der Unsichtbaren perfekt zu nutzen. Die
Kenkari zeigten sich beeindruckt.
    Das Kichern hinter Iridal verstummte. Sie war gezwungen,
ihre Aufmerksamkeit wieder dem Pförtner zuzuwenden.
    »Habt Ihr einen Passierschein, Mylady?«
    Sie hatte einen, ausgestellt von den Kenkari.
Der Pförtner fand nichts daran auszusetzen, studierte ihn flüchtig und gab das
Papier zurück.
    »Der Name Eurer Tante?«
    Iridal nannte ihn. Auch damit hatten die Kenkari
sie präpariert.
    Der Mann verschwand in seiner Stube, um den Namen
in ein dafür bestimmtes Buch einzutragen. Die Kenkari hatten ihr versichert, es
bestünde deswegen kein Grund zur Sorge, das wäre eine reine Formalität. Der
Wächter hätte viel zu tun gehabt, wollte er das Woher und Wohin all der vielen
überprüfen, die

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