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Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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winselte leise.
    Haplo streckte die Hand aus und berührte die
Tür, die er in der Dunkelheit nur schattenhaft erkennen konnte. Seine Finger
strichen über das kalte, rostschuppige Metall. Er zeichnete eine Rune, sprach
das Wort, und die Linien flammten auf, erst blau, dann rot. Das Eisen schmolz.
Haplo sah auf das entstandene Loch, bis die magische Glut erlosch. Noch zwei,
drei Sigel. Die Öffnung wurde größer, er war frei.
    Frei…
    Er war eine Marionette an den Fäden der
Schlangendämonen, manipuliert, zum Handeln gezwungen.
    »Ich habe mich ausmanövrieren lassen«, sagte er
vor sich hin. »Irgendwie muß ich wieder ins Spiel kommen – ein interessantes
Vorhaben, wenn man bedenkt, daß ich die Regeln nicht kenne!«
    Er betrachtete das Loch in der Zellentür.
    Dies war der Moment, seinen ersten Zug zu
machen.
    »Ein Zug, mit dem sie rechnen«, sagte er bitter.
    Er befand sich allein an diesem Ende des
Zellentrakts. Keine Wachen, nicht einmal die Unsichtbaren in ihren schmucken
Tarnanzügen.
    Haplo hatte sie gleich am ersten Tag entdeckt
und dem Erfindungsreichtum der Nichtigen mäßigen Beifall gezollt. Aber sie
waren nicht da. Weshalb auch, es bestand nicht die Notwendigkeit, ihm zu
folgen. Die ganze Bande wußte, wohin er gehen würde. Verflucht, man hatte ihm
sogar einen Plan gegeben!
    »Ich bin überrascht, daß der Schlüssel nicht
steckt«, knurrte er.
    Der Hund kratzte winselnd an der Tür. Haplo
zeichnete noch zwei Runen, sprach die Worte. Das Eisen schmolz, er trat durch
die mannshohe Öffnung. Der Hund sprang begeistert hinterher.
     
    Der Patryn warf einen prüfenden Blick auf die Tätowierungen
an Händen und Armen. Sie waren dunkel, wie die Nacht, die ihn umhüllte.
Sang-drax war nicht in der Nähe, und sonst existierte in diesem Palast nichts,
das ihm gefährlich werden konnte. Gefolgt von dem Hund schritt er zum Ausgang,
vorbei an dem Wachhabenden, der ihn nicht bemerkte. 66
     
    Hugh Mordhand bezog Grams Zimmer gegenüber Posten. In
diesem Stockwerk bildeten zwei Gänge ein großes T, mit Grams Zimmer am
Kreuzungspunkt und der Treppe, die sie heraufgekommen waren, am Fuß des
Längsbalkens. Von seinem Platz aus hatte Hugh die Treppe im Blickfeld und alle
drei Abschnitte des Korridors.
     
    Sang-drax führte Iridal in das Zimmer ihres
Sohnes, kam aber selbst gleich wieder heraus und schloß leise die Tür. Hugh
wurde eins mit den Schatten und der Wand in seinem Rücken. Unmöglich, daß der
Elf ihn sehen konnte, doch Hugh bemerkte unbehaglich, wie dessen Augen sich
fast sofort auf ihn richteten. Sie hatten einen merkwürdigen rötlichen Glanz –
Ernest Twist fiel ihm ein und Ciangs Äußerung, Twist – ein Mensch – hätte
diesen Sang-drax empfohlen.
    Ernest Twist war zufällig bei Ciang gewesen. Und
Sang-drax war zufällig Grams Verbündeter. Zufällig… Hugh glaubte an Zufälle
ebensowenig wie an Glück. Irgend etwas war faul an der Sache!
    »Ich hole die Zwergin«, sagte der Elf, und wider
besseres Wissen hätte Hugh fast geschworen, daß die Worte für ihn bestimmt
waren. Sang-drax deutete nach links den Gang hinunter. »Wartet hier. Haltet die
Augen offen. Haplo wird kommen.« Der Elf drehte sich um und lief behende den
Gang hinunter.
    Hugh sah ihm nach, dann in die entgegengesetzte
Richtung. Er hielt inne. Ein Mann kam auf ihn zu, fast, als hätten die Worte
des Elfen ihn herbeigezaubert.
    Und der Mann war Haplo.
    Hugh erkannte den Patryn sofort wieder – die täuschend
unprätentiöse Art, die ruhige, bestimmte Haltung, die gelassene Wachsamkeit.
Doch als Hugh Haplo das letztemal gesehen hatte, waren dessen Hände bandagiert
gewesen. Jetzt wußte Hugh, aus welchem Grund. Iridal hatte von blauen
Tätowierungen gesprochen, aber nichts davon erwähnt, daß sie im Dunkeln leuchteten.
Magie, vermutete Hugh, aber darüber konnte er sich jetzt nicht den Kopf
zerbrechen. Seine Haupt-sorge galt dem Hund. Er hatte den Hund vergessen.
    Das Tier sah ihn an. Schweifwedelnd spitzte es
die Ohren und öffnete das Maul zu einem hechelnden Grinsen, als hätte es einen
alten Freund wiedergefunden.
    »Was ist los mit dir?« fragte Haplo. »Komm her,
bei Fuß.«
    Der Hund gehorchte, doch sein ganzes Gebaren
drückte aus; er wisse zwar nicht, was dies für ein neues Spiel sei, wäre aber
zu jedem Schabernack bereit.
    Haplo ging weiter. Obwohl er Hugh mit einem
Blick aus den Augenwinkeln streifte, schien der Patryn nach etwas – oder jemand
– anderem

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