Drachenelfen
Haplos Plan gewesen. Er und sein
Fürst – ein schrecklicher alter Mann namens Xar – wollen, daß der Krieg
weitergeht. Frieden zwischen Elfen und Menschen würde ihre Pläne zunichte
machen.«
»Xar. Haplo. Fremdartige Namen. Wer sind diese
Leute?«
»Es sind Patryn, Hüter.« Iridal wandte sich an
die Kenkari.
»Patryn!« Die drei Hüter starrten sie
fassungslos an, tauschten verstörte Blicke. »Die alten Widersacher der Sartan?«
»Ja.«
»Wie ist das möglich? Nach den von ihnen
zurückgelassenen Schriften haben die Sartan den Feind vernichtet, bevor sie
uns hierher brachten.«
»Ich weiß nicht, wie es möglich ist. Ich weiß
nur, daß die Patryn nicht getötet wurden. Man sperrte sie in ein Gefängnis oder
so ähnlich. Jetzt sind sie wieder frei und wollen die Herrschaft über die Welt
an sich reißen.«
Sie sah Hugh an. »Wir müssen Gram befreien, doch
ohne Haplos Wissen. Das sollte nicht allzu schwierig sein. Mein Sohn hat mir
gesagt, daß Haplo von den Unsichtbaren gefangengehalten wird, in einem
unterirdischen Verlies. Ich habe nachgesehen, aber nichts dergleichen in dem
Plan eingezeichnet gefunden…«
»Nein«, warf der Hüter ein, »das käme einem
Wunder gleich. Nicht einmal die sehr gut unterrichtete Person, von der dieser
Plan stammt, konnte wissen, wo sich die Verliese der Unsichtbaren befinden.
Aber stellt das ein Problem dar, Sir?«
»Ich hoffe nicht. Um unser aller willen«, sagte
Hugh finster. Er beugte sich wieder über die Karte. »Nehmen wir an, soweit ist
alles gutgegangen und wir haben den Jungen. Welches ist der beste Weg nach
draußen?«
»Patryn«, murmelte Bruder Seele ehrfürchtig.
»Wohin soll das alles führen? Das Ende der Welt…«
»Hüter«, mahnte Hugh geduldig.
»Vergebt mir. Wie war Eure Frage? Ein Fluchtweg?
Hier. Ein Seitenausgang, häufig benutzt von denen, die in der Morgendämmerung
unauffällig den Palast verlassen möchten. Angetan mit einem Umhang und einer
Mädchenhaube, könnte das Kind für Lady Iridals Zofe gelten.«
»Nicht gut, aber unter den gegebenen Umständen
wohl das bestmögliche«, brummte Hugh mißgestimmt. »Habt Ihr je von einem Elfen
namens Sang-drax gehört?«
Die Kenkari schauten sich an und schüttelten die
Köpfe.
»Aber das ist nicht ungewöhnlich«, meinte Bruder
Seele. »Es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Weshalb fragt Ihr?«
»Man hat mir gesagt, falls wir in Bedrängnis
kämen, könnte man diesem Elfen vertrauen.«
»Beten wir, daß es nicht notwendig sein wird«,
sagte Bruder Seele feierlich.
»Amen«, sagte Hugh.
Er und die Kenkari fuhren fort zu planen, zu
diskutieren, mögliche Schwierigkeiten und Gefahren zu durchdenken und nach
Lösungen zu suchen oder nach Wegen, sie zu vermeiden. Iridal hörte nicht mehr
zu. Sie wußte, was sie zu tun hatte, welche Rolle ihr zugedacht war. Sie hatte
keine Angst. Im Gegenteil, sie war voller Erwartung und wünschte nur, die Zeit
möge schneller vergehen. Bis jetzt hatte sie nicht gewagt, sich große
Hoffnungen zu machen, um das Schicksal nicht herauszufordern und wieder
enttäuscht zu werden, wie schon so oft.
Aber jetzt war der Erfolg zum Greifen nahe.
Unvorstellbar, daß im letzten Moment noch alles zunichte wurde. Nein, diesmal
erfüllte sich ihr Traum. Wie sie sich sehnte nach ihrem Sohn, dem kleinen
Jungen, den sie nach der langen Trennung endlich wiedergefunden hatte.
Sie umklammerte die Falkenfeder, schloß die Augen
und sandte ihre Gedanken nach ihm aus. »Mein Sohn, ich komme, um dich zu holen.
Heute abend schon werden wir vereint sein, du und ich. Und niemand wird dich
mir je wieder entreißen. Von nun an bleiben wir zusammen.«
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Kapitel 24
Imperanon,
Aristagon,
Mittelreich
»Meine Mutter kommt heute nacht, um mich zu
holen«, sagte Gram. Er spielte mit dem Federamulett in seiner Hand. »Ich habe
eben mit ihr gesprochen.«
»Ausgezeichnete Neuigkeiten, Prinz«, meinte Sangdrax.
»Kennt Ihr die Einzelheiten?«
»Sie kommt durchs Hauptportal, in der Gestalt
einer Elfenfrau. Ein Trugbildzauber. Kinderleicht. Ich könnte das auch, wenn
ich wollte.«
»Ich bin überzeugt, es wäre für Euch eine
Kleinigkeit, Prinz.« Sang-drax verbeugte sich. »Ist der Assassine bei Ihr?«
»Ja, Hugh Mordhand. Ich dachte, er wäre tot.«
Gram zog fröstelnd die Schultern hoch, der selbstgefällige Triumph auf seinem
Gesicht wich einem Ausdruck des Unbehagens. »Er hat ausgesehen wie tot.
Aber Mutter sagt, nein, er war
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