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Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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Blätterdach auf den Waldboden
fiel. Es war ein Mann, nach Silhouette, Größe und der Art zu urteilen, wie er
sich bewegte. Kein Patryn. Haplos schützende Magie hätte niemals derart auf
einen Landsmann reagiert.
    Seine Verwirrung wuchs. Ein Feind der Patryn im
Nexus, ihrem ureigensten Reich – unvorstellbar. Sein erster Gedanke war
Samah. Hatte das Oberhaupt des Rats der Sieben den Weg durch das Todestor
hierher gefunden? Möglich, wenn auch nicht sehr wahrscheinlich. Auch Samah war
nicht zuzutrauen, daß er sich unvorbereitet, ohne starken Rückhalt in die
Höhle des Löwen wagte. Doch eine andere Möglichkeit fiel Haplo nicht ein. Der
Fremde kam näher, und Haplo sah, daß es keinen Grund zur Befürchtung gab. Der
Mann war ein Patryn.
    Haplo kannte ihn nicht, aber schließlich war er
lange fort gewesen, und in der Zwischenzeit hatte Fürst Xar wahrscheinlich
viele Patryn aus dem Labyrinth gerettet. Zu denen gehörte er vielleicht.
    Der Fremde hielt den Blick gesenkt, musterte
Haplo unter schweren Lidern hervor. Er grüßte mit einem gemessenen Kopfnicken,
ohne eine Miene zu verziehen – nach Art der Patryn, eigenbrötlerische, wenig
gefühlsbetonte Individualisten –, und schien wortlos vorbeigehen zu wollen.
    Unter gewöhnlichen Umständen hätte Haplo den
Gruß in gleicher Weise erwidert und den Fremden vergessen. Aber das Brennen der
Runen auf seiner Haut ließ sich nicht ignorieren. Der blaue Schimmer umgab ihn
wie eine flimmernde Aura. Die Tätowierungen des anderen Patryn hatten sich
nicht verändert. Haplo stutzte. Irgendetwas stimmte nicht damit.
    Der Fremde war jetzt auf gleicher Höhe mit ihm.
Haplo sah sich gezwungen, den Hund festzuhalten, um zu verhindern, daß er dem
Mann an die Kehle sprang. Eine weitere Ungereimtheit.
    »Wartet!« rief Haplo. »Wartet, Sir. Ich kenne
Euch nicht, oder doch? Wie nennt man Euch? Welches ist Euer Tor?« 16
    Haplo war nicht wirklich an einer Antwort
interessiert, wußte kaum, was er fragte. Ihm kam es nur darauf an, einen
genaueren Blick auf Hände und Arme des Mannes zu werfen.
    »Du irrst. Wir sind uns begegnet«, antwortete
der Fremde. Die lispelnde Stimme klang bestürzend vertraut.
    Haplo konnte sich nicht gleich erinnern, wo er
sie schon gehört hatte, und im Moment war seine Aufmerksamkeit zu sehr von
etwas anderem gefesselt, um darüber nachzugrübeln. Die Sigel auf der Haut des
Mannes waren Fälschungen, bedeutungsloses Gekrakel, wie es nicht einmal von
einem Patrynkind stammen konnte. Jedes einzelne Zeichen war korrekt ausgeführt,
doch ohne Zusammenhang mit den anderen. Die Tätowierungen an den Armen des
Mannes hätten aus Runen für Schutz, Kraft und Heilung konstruiert sein müssen, stattdessen
war es ein absurdes Durcheinander. Haplo fühlte sich an das Würfelspiel der
Sartan von Abarrach erinnert, wobei die Runen bunt gemischt auf einen Tisch
geschüttet wurden. Ebenso aufs Geratewohl waren die Runen dieses Mannes über
seinen Körper verteilt.
    Haplo sprang vor, um den falschen Patryn zu
ergreifen und aus ihm herauszupressen, wer er war oder welche fremde Macht
ihre Spione in den Nexus entsandte.
    Seine Hände griffen ins Leere.
    Vom eigenen Schwung nach vorn gerissen, stolperte
Haplo, fiel auf Hände und Knie. Sofort schnellte er wieder hoch und schaute
sich nach allen Seiten um.
     
    Der falsche Patryn war nirgends zu sehen, als
hätte er sich in Luft aufgelöst. Haplo warf einen Blick auf den Hund. Das Tier
winselte und zitterte am ganzen Leib.
    Haplo war ähnlich zumute. Er suchte halbherzig
zwischen den Büschen und Bäumen links und rechts am Weg, obwohl er wußte, er
würde nichts finden, und insgeheim war er froh darüber. Womit er es auch zu
tun gehabt hatte, es war verschwunden. Die Sigel an seinen Armen fingen schon
an zu verblassen, das warnende Brennen ließ nach.
    Haplo setzte seinen Weg fort, ohne noch weiter
Zeit zu verschwenden. Die mysteriöse Begegnung war erst recht ein Grund, sich
zu beeilen. Bestimmt war das Auftauchen des Fremden zeitgleich mit dem Öffnen
des Todestores kein Zufall. Haplo wußte inzwischen, wo er die Stimme schon
gehört hatte; er wunderte sich, daß es ihm nicht gleich eingefallen war.
    Vielleicht hatte er sich nicht erinnern wollen…
    Wie auch immer, wenigstens konnte er den Fremden
jetzt beim Namen nennen.
    »Schlangen, Fürst«, sagte Haplo. »Aber nicht
Schlangen, wie wir sie kennen. Die tödlichste Schlange im Labyrinth ist ein
harmloser Wurm

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