Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
Vom Netzwerk:
oberflächlicher Beobachter keine Veränderung seiner Miene
wahrgenommen hätte. Haplo bemerkte nichts, er war in freudloses Grübeln
versunken. Aber ein Dritter belauschte ihr Gespräch. Und dieser Dritte war kein
oberflächlicher Beobachter. Er wußte genau, was in dem Fürsten vorging.
    Der heimliche Lauscher, verborgen im dunklen Nebenzimmer,
verehrte den Fürsten und wußte jeden flüchtigen Ausdruck auf dessen Gesicht zu
deuten. Jetzt sah er im Feuerschein, wie Xars Augen sich unmerklich verengten,
wie einige Falten in dem Netzwerk feiner Runzeln auf Xars Stirn sich eine
Winzigkeit tiefer eingruben. Ah, sein Gebieter war ärgerlich, Haplo hatte den
Fürsten gegen sich aufgebracht – der Lauscher konnte sich nicht beherrschen, er
zappelte vor gehässiger Wonne, mit dem Ergebnis, daß der Stuhl, auf dem er
saß, über den Boden scharrte. Sofort hob der Hund den Kopf und spitzte die
Ohren.
    Der Beobachter erstarrte. Er kannte den Hund,
hatte Respekt vor ihm. Wollte ihn für sich. Aus Angst entdeckt zu werden,
verhielt er sich mucksmäuschenstill, wagte kaum zu atmen, als könnte ein Hauch
ihn verraten.
    Der Hund kam offenbar zu dem Schluß, es sei eine
Ratte gewesen, und versank wieder in seinen unruhigen Halbschlaf.
    »Vielleicht«, meinte Xar mit einer beiläufigen
Handbewegung, »bist du ja der Ansicht, die Sartan seien berufen, diese
›allmächtigen‹ Wesen zu bezwingen.«
    Haplo schüttelte den Kopf, verzog den Mund zu
einem schwachen Lächeln. »Nein. Nein, sie sind ebenso blind wie…« Er brach ab,
erschreckt von dem, was er hatte sagen wollen.
    »… wie ich«, beendete Xar den angefangenen Satz.
    Haplo hob rasch den Blick, die Röte in seinen
Wangen vertiefte sich. Es war zu spät, den Gedanken zurückzunehmen; zu spät,
ihn zu leugnen. Und jeder Versuch einer Erklärung stellte ihn auf dieselbe
Stufe mit einem greinenden Kind, das sich vor der verdienten Strafe drücken
will.
    Haplo stand auf und trat vor den Fürsten des
Nexus, der aus dunklen, unergründlichen Augen zu ihm aufsah.
    »Fürst, wir sind alle blind gewesen. Wie unsere
Feinde auch. Dieselben Dinge haben uns blind gemacht: Haß und Furcht. Die
Schlangen – oder welche Macht sie repräsentieren – haben das zu ihrem Vorteil
genutzt. Sie sind stark und mächtig geworden. ›Chaos ist unser Lebenselixier;
Tod unser Speis und Trank.‹ Und jetzt, nachdem sie das Todestor durchschritten
haben, werden sie sich in allen vier Welten einnisten und sie mit ihrem
Einfluß vergiften. Chaos, Blutvergießen – darauf zielen ihre Machenschaften
hin. Sie wollen Krieg!«
    »Und deshalb rätst du, Frieden zu schließen?
Sollen wir keine Rache nehmen für die Jahrhunderte des Leidens? Keine
Vergeltung üben für die vielen Tode? Uns nicht bemühen, das Labyrinth zu
vernichten und jene zu befreien, die noch darin gefangen sind? Sollen wir Samah
erlauben, da weiterzumachen, wo er aufgehört hat? Denn er wird nicht zögern,
das weißt du, mein Sohn. Und diesmal wird er sich nicht damit begnügen, uns zu
verbannen. Er wird uns ausrotten, wenn wir ihn gewähren lassen! Ist das dein
Rat, Haplo? Daß wir ihn gewähren lassen?«
    Haplo breitete die Hände aus, ließ sie fallen.
»Ich weiß es nicht«, sagte er heiser.
    Xar seufzte und stützte müde den Kopf in die
Hand. Hätte er gewettert und getobt, beschuldigt und gedroht – der Bruch
zwischen Haplo und ihm wäre unvermeidlich gewesen.
    Xar sagte nichts, tat nichts, seufzte nur.
    Haplo fiel auf die Knie. Er griff nach der Hand
des Fürsten, drückte sie an die Lippen, hielt sie fest. »Vater, ich lese
Schmerz und Enttäuschung in Euren Augen. Vergebt mir, wenn ich Euch beleidigt
habe. Doch als mich das letztemal Zweifel bedrängten, nach meinem Aufenthalt in
Abarrach, habt Ihr mich gelehrt, daß ich nur auf Rettung hoffen kann, wenn ich
Euch die Wahrheit offenbare. Das habe ich getan, Vater. Ich habe meine Seele
vor Euch entblößt, obwohl es mich beschämt, meine Schwäche einzugestehen.
    Ich bin kein Ratgeber, Fürst. Ich denke schnell,
handle schnell. Aber ich bin nicht weise. Ihr seid weise, Vater. Deshalb
komme ich zu Euch in dieser Gefahr. Die Schlangen sind hier, Vater.« Haplo
senkte die Stimme. »Hier im Nexus. Ich habe einen von ihnen gesehen. Er hat die
Gestalt eines Patryn angenommen, aber ich durchschaute ihn.«
    »Ich weiß es längst, Haplo.« Xar erwiderte den
Druck der Hand, die seine umfaßt hielt.
    »Ihr wißt es?« Haplo setzte sich

Weitere Kostenlose Bücher