Drachenelfen
gut.
Ich passe auf dich auf.«
Jarre fand diese Zusicherung nicht sehr
beruhigend. »Wo ist Haplo?«
»Woher soll ich das wissen?« Gram zuckte mit den
Schultern. »Als ich ihn zuletzt gesehen habe, war er dabei, irgendein
Zauberkunststück auszuknobeln…. Hat wohl nicht geklappt«, fügte er hinzu.
Schadenfroh, dachte Jarre. Er sieht schadenfroh
aus. »Nein, hat es nicht. Er ist verwundet worden, der Elf hat ein Messer nach
ihm geworfen.«
»Oh, wie furchtbar.« Gram riß die Augen auf.
»Was… war Limbeck bei ihm?«
Jarre sah ihm starr ins Gesicht. »Wer?«
Gram lief vor Ärger rot an, doch bevor ihm eine
passende Erwiderung einfiel, machte ein Wächter der Unterhaltung ein Ende.
»Marsch, setz dich in Bewegung«, kommandierte er
in der Zwergensprache.
Jarre wollte sich nicht in Bewegung setzen. Sie
wollte hier nicht weg, ohne erfahren zu haben, was aus Limbeck und Haplo
geworden war. Widerborstig verschränkte sie die Arme vor der Brust, entschlossen,
sich so lange wie möglich zu sträuben, bis ihr plötzlich der Gedanke kam, daß
Limbeck womöglich auf genau so eine Gelegenheit wartete. Darauf, daß die Wachen
sich entfernten, damit er gefahrlos den rettenden Schacht erreichen konnte.
Gehorsam folgte sie Gram.
Hinter ihnen rief einer der Elfen etwas in
fragendem Ton. Der Neuangekommene antwortete mit etwas, das sich wie ein Befehl
anhörte.
Voller Unbehagen blickte Jarre über die Schulter
zurück.
Mehrere Elfen versammelten sich um das
Standbild.
»Was tun die?« fragte sie Gram besorgt.
»Den Ausstieg bewachen«, erklärte Gram mit einem
schlauen Lächeln.
»Paß auf, wo du hingehst! Und schlaf nicht ein,
jämmerliche Kreatur.« Der Bewacher gab Jarre einen Stoß.
Sie mußte wohl oder übel gehorchen, während
hinter ihr die Soldaten bei der Statue Posten bezogen, aber in einigem Abstand
von dem unheimlichen Loch im Boden.
»O Limbeck.« Jarre seufzte. »Sei bloß
vernünftig!«
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Kapitel 8
Wombre,
Drevlin,
Niederreich
Schmerzen weckten Haplo aus der Bewußtlosigkeit,
abwechselnd überliefen ihn Hitze- und Kälteschauer. Er hob mühsam die Lider und
sah durch einen grauen Nebel die Augen des Elfenhauptmanns glühen.
Rote Augen.
Der Hauptmann saß neben ihm in der Hocke, die
Hände – schmale, feingliedrige Elfenhände – hingen zwischen den angewinkelten
Knien. Er lächelte, als er merkte, daß Haplo zu sich gekommen war und ihn beobachtete.
»Willkommen unter den Lebenden, Verehrtester«,
sagte er heiter. »Nicht so ganz auf der Höhe, könnte ich mir denken? Ich hab’s
zwar noch nicht am eigenen Leib erfahren, aber dieses Nervengift verursacht
wohl einige bemerkenswert scheußliche Unpäßlichkeiten. Aber keine Sorge. Das
Gift ist nicht tödlich, und die Nachwehen verschwinden rasch.«
Ein neuer Kälteschauer schüttelte Haplo, er biß
die Zähne zusammen und schloß die Augen. Der Elf sprach Patryn, was kein
Nichtiger je getan, je vermocht hatte.
Eine Hand berührte ihn, schob sich unter die
verletzte Schulter.
Haplo bäumte sich auf, instinktiv schlug er um
sich – oder glaubte es. In Wirklichkeit regte er nur schwach die Arme. Der Elf
lächelte nachsichtig und befleißigte sich einer süffisanten Fürsorglichkeit.
Starke Hände stützten den verwundeten Patryn, richteten ihn auf.
»Nun aber, Verehrtester. So schlimm ist es auch wieder
nicht«, plauderte der Hauptmann dabei munter, diesmal in der Elfensprache. »Ja,
wenn Blicke töten könnten, steckte mein Kopf auf Eurer Lanze, sozusagen.« Rote
Augen funkelten amüsiert. »Oder sollte ich sagen ein Schlangenkopf!«
»Was – was bist du?« Das wollte Haplo sagen.
Sein Gehirn formulierte die Frage klar und deutlich, doch heraus kam
unverständliches Lallen.
»Das Reden fällt noch ein bißchen schwer, wie?
Spart Euch die Mühe, ich kann Eure Gedanken lesen. Ihr wißt, was ich bin. Ihr
habt mich auf Chelestra gesehen, obwohl Ihr Euch wahrscheinlich nicht
erinnert. Ich war nur einer von vielen. Und hatte eine andere Gestalt. Drachenschlangen, nannten die Nichtigen uns. Und hier, wenn sie uns erst kennen, welchen
Namen wird man uns hier geben? Dämonen, vielleicht? Schlangendämonen?
Drachenelfen? Ja, das gefällt mir nicht schlecht.«
Gestaltwandler, dachte Haplo, erfüllt von einem
Grauen, das im Hintergrund seines Bewußtseins lauerte, um sich auf ihn zu
stürzen, sobald die von dem Gift verursachte Benommenheit abgeklungen war. Er
fröstelte, bewegte tonlos die
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